Wie im goldenen Kaefig
sicher und selbstbewusst, ganz Mann von Welt. Sie merkte voller Stolz, der unter den gegebenen Umständen ziemlich fehl am Platz war, dass ihm die Blicke der Frauen folgten. Genau dieses weltmännische Flair hat auch Liliane fasziniert, dachte sie.
Obwohl noch andere Gäste warteten, wurde er, so wie auch sonst, sofort bedient. Schnell kehrte er mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern an den Tisch zurück.
“Ich habe uns im Bistro oben einen Tisch bestellt”, sagte er kurz angebunden und setzte sich. „In einer halben Stunde können wir dort essen.”
“Ich möchte nichts essen”, protestierte sie hastig.
“Dann siehst du mir eben beim Essen zu.” Er warf ihr einen Blick zu, und sie erschrak über die Eiseskälte in seinen grauen Augen.
“Hör zu, Zeke, ich habe nur eingewilligt, mit dir zu sprechen. Mehr nicht.” Sie hob das Kinn. Auf keinen Fall würde sie sich unterkriegen lassen.
Er zuckte die Schultern und reichte ihr ein Glas Wein. “Ein Gespräch, ein Glas Wein, ein Essen - wo ist da der Unterschied?” fragte er von oben herab auf fast schon beleidigende Art.
“Eine Ehefrau, eine Geliebte, was soll’s? Ja, ich kann den Gedankengang nachvollziehen”, erwiderte Marianne kalt.
“Du liebe Güte!” Seine Arroganz verschwand, als Zeke sich so plötzlich kerzengerade aufsetzte, dass er beinahe sein Glas umgestoßen hätte. “Liliane ist nicht meine Geliebte. Sie hat einen befristeten Vertrag mit meinem Unternehmen, das ist alles. Ganz egal, was du sonst noch denkst oder wie du es nennst.”
“Ich nenne es Ehebruch”, sagte Marianne so ruhig wie möglich. “Ihr Ex sieht das auch so.”
“Ihr Ex?” Zeke runzelte die Stirn. “Wovon redest du?”
“Ich spreche von dem Mann, der mich neulich, als du mit Liliane im Hotel warst, angerufen hat. Er hat mir erzählt, dass sie ihn sitzen gelassen hat. Er klang nicht besonders betroffen, aber vielleicht ist er ja Lilianes eigenartige Gepflogenheiten gewöhnt. Jedenfalls hat er mir bereitwillig von ihrer Affäre mit dir berichtet.”
„Wir haben nichts miteinander.”
“Das glaube ich dir nicht.”
Er wurde blass. “Dann bin ich jetzt nicht nur ein Ehebrecher, sondern auch noch ein Lügner?” fragte er täuschend sanft.
“Es sieht ganz so aus, ja.” Marianne bekam plötzlich Angst jedoch bemüht, es nicht zu zeigen.
Er atmete einige Male tief durch, dann schwenkte er bedächtig den Wein im Glas herum und trank schließlich einen großen Schluck. Seine Worte standen in krassem Gegensatz zu seinem unfreundlichen Ton. “Wie gut, dass du eine Frau bist, Marianne. Wärst du ein Mann und hättest mich dessen beschuldigt, dann hätte ich dich niedergeschlagen, ehe du bis drei gezählt hättest.“
“Das würde nichts an den Tatsachen ändern”, erwiderte sie trocken.
“Du traust mir also nicht.” Er lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und sah sie herausfordernd an. “Liebst du mich denn noch?”
“Wie bitte?” Sie war völlig verwirrt.
“Das ist eine ganz einfache Frage, Marianne”, sagte er ruhig. “Ich möchte wissen, ob du mich noch liebst.”
“Nach allem, was du getan hast?”
“Nach allem, was du denkst, das ich getan hätte”, korrigierte er sie.
“Ich verstehe nicht, wie du mich das fragen kannst. Allein so etwas zu denken ist schon eine bodenlose Frechheit.”
“Vergiss deine Wut. Und beantworte meine Frage: Liebst du mich noch?”
“Ich hasse dich”, antwortete sie hitzig.
Er sah sie an, so eindringlich, als wollte er auf den Grund ihrer Seele blicken.
Dann sagte er kurz angebunden: “Trink deinen Wein aus, Marianne.”
“Ich meine, was ich sage, Zeke. Ich hasse dich.”
“Mag sein.” Er beugte sich vor und legte ihr eine Hand unters Kinn. “Aber Liebe und Hass sind enge Verwandte und ein ganzes Stück besser als Gleichgültigkeit, meine Liebste.”
“Ich bin nicht deine Liebste”, protestierte sie aufgebracht.
“Doch, das bist du.” Er blieb ungerührt und gelassen, ganz im Gegensatz zu ihr, die rot vor Wut war. “Du gehörst mir, und das wird so bleiben, Marianne. Daran ist nicht zu rütteln. Und jetzt erzähl mir alles ganz genau über diesen …
Liebhaber von Liliane. Wiederhole euer Gespräch, und zwar Wort für Wort.”
“Scher dich zur Hölle, Zeke Buchanan.”
“Da habe ich die vergangenen zwei Wochen verbracht”, antwortete er so ruhig, dass sie unwillkürlich fröstelte. “Und irgendjemand wird dafür büßen, meine süße, misstrauische kleine Gattin,
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