Wie im goldenen Kaefig
aus! Mit seinem pechschwarzen Haar, dem markanten Gesicht, den breiten Schultern und den schmalen Hüften fand sie ihn unglaublich anziehend. Solange er halb nackt vor ihr stand, konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen.
“Geh lieber kein Risiko ein, doch noch krank zu werden.”, sagte sie. Sie hatte das Sofa nahe an die Gasheizung gerückt, und seine nasse Kleidung, über die Rückenlehne gehängt, trocknete allmählich. Sie wies auf ihre Bettdecke. “Wenn du den Bademantel nicht willst, wickel dich in die Decke.”
“Ich muss dir einiges sagen”, begann er heiser.
Sie nickte und fragte sich, wie es sein konnte, dass sie sich ihrem eigenen Mann gegenüber so befangen fühlte. “Okay, aber lass uns erst frühstücken.
Magst du ein Sandwich mit gebratenem Speck?”
„Ja. Das wäre wunderbar.”
Beim Klang seiner tiefen Stimme liefen ihr Schauer über den Rücken.
Wenigstens hatte er sich die Decke umgelegt, bis sie mit den Broten und zwei Bechern mit dampfendem Tee neben das Sofa trat. Das Essen war eine willkommene Ablenkung, aber sie hatte immer noch Schwierigkeiten zu schlucken, so nervös war sie.
Irgendwann riskierte sie einen Blick auf Zeke. Er sah aus dem Fenster.
Draußen herrschte dichtes Schneegestöber.
Dann drehte er sich zu ihr um. “Du hattest Recht mit der Trennung, Marianne.
Wir müssen beide über die Zukunft nachdenken. Aber ich will nicht, dass du hier wohnst. Ich zahle dir Unterhalt, und du suchst dir etwas Anständiges, okay?“
Sie brachte keinen Ton heraus, so schockiert war sie. Er will mich nicht mehr, dachte sie, so ist das also. Ich habe hin und her überlegt, wie ich mögliche Annäherungsversuche von ihm abwehren soll, und dabei hat er die ganze Zeit sagen wollen, dass er mit der Trennung einverstanden ist! Sie wusste nicht, ob ihr eher nach Weinen oder nach Lachen zu Mute war.
Schließlich sagte sie: “Es gefällt mir hier, Zeke. Und dein Geld will ich nicht.”
„Es ist nicht nur mein Geld”, erwiderte er wütend, doch als er ihr blasses Gesicht sah, fuhr er sanfter fort: “Als meine Frau hast du bestimmte Ansprüche.”
Ansprüche, dachte sie, die sind mir doch ganz egal. Du bist mir wichtig, Zeke, kapierst du das nicht?
“Ich hole uns noch einen Tee.” Sie lief in die Kochecke.
“Du musst in unserer Ehe ja sehr unglücklich gewesen sein”, stellte er fest.
“Nun ist es so weit, dass das, was ich am meisten befürchtet habe, eintritt. Und ich habe es selbst verursacht.”
“Ich verstehe dich nicht, Zeke. Du weißt vielleicht, worüber du sprichst, aber ich nicht. Du hast mir doch gerade erzählt, du seist glücklich darüber, dass wir uns getrennt haben, und…”
“Glücklich?” fragte er aufgebracht.
“Etwa nicht?” Sie war wütend, weil es ihm wieder einmal gelungen war, ihre Gefühle zu manipulieren. Und es erschreckte, sie, welche Macht er über sie besaß.
“Marianne …” Er verstummte, zog sich die Decke von den Schultern, stand auf und blieb mit dem Rücken zu Marianne am Fenster stehen.
Dass sie sein Anblick erregte, brachte sie noch mehr auf. “Zeke, sprich mit mir, um Himmels willen. Schrei, reagier dich ab, tu, was du willst. Ich habe dieses lange Schweigen endgültig satt. Jedes Mal, wenn wir miteinander sprechen, verfällst du in kaltes Schweigen. In all den Monaten hast du mich mundtot gemacht, sobald ich über Kinder, das Haus oder einen Job reden wollte. Jetzt schweige ich nicht länger, hörst du? Du kannst mich nicht mehr einschüchtern, weil ich es nicht zulasse.”
“Dich einschüchtern?” Er wandte sich ihr zu. “Du denkst, ich will dich einschüchtern?”
“Was denn sonst?” rief sie verzweifelt. “Wenn es das nicht ist, was dann?”
“Ich kann es dir nicht …“. Er fuhr sich durchs Haar, und sie sah erstaunt, dass seine Hand zitterte. “Ich kann das nicht erklären”, antwortete er bitter. “Und das liegt nicht daran, dass ich es nicht will, sondern daran, dass ich nicht weiß, wie.
Ich habe noch nie richtig mit jemandem geredet, noch nie etwas erklärt. Mein Leben lang war ich auf mich gestellt und musste mit allem selbst fertig werden.
Ich weiß nicht, wie ich mich öffnen soll.”
„Aber ich bin doch deine Frau! “
“Das weiß ich. Verflixt, natürlich weiß ich das.” Er sah sie so wild an, dass sie unwillkürlich einen Schritt zurücktrat und dabei beinahe die Bratpfanne mit dem brutzelnden Schinken von dem Kocher gestoßen hätte.
Sie erschraken beide. Einen Fluch auf den Lippen,
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