Wie im goldenen Kaefig
ich Pat oder andere alte Freunde treffe. Ich habe vom Leben abgeschnitten und untätig gelebt, und das ertrage ich nicht länger.”
“Also verlässt du mich.” Seine Züge wirkten wie versteinert. “Ich brauche Zeit.
Zeit zum Nachdenken.” Es fiel ihr schwer, das auszusprechen, und ihr Herz pochte wie wild. Zekes Duft, eine Mischung aus teurem After Shave und seinem eigenen männlichen Geruch, weckte ihre Sinne, und sie hätte sich ihm am liebsten in die Arme geworfen und allem zugestimmt, was er sagte. Aber sie tat es nicht. Nicht nachdem sie schon so weit gegangen war.
“Und du denkst, eine Scheidung wird dir Zeit dafür geben?”
“Eine Trennung tut’s auch.”
Nach einigen Sekunden angespannten Schweigens sagte Zeke ausdruckslos:
“Ich will nicht, dass meine Frau in so einer schäbigen Absteige wohnt, Marianne. Mir ist unklar, was diese Geste soll, aber jedenfalls reicht es jetzt, okay? Ich kann es mir leisten, dir etwas Besseres zu bezahlen. Ganz egal, was mit uns ist.” Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten, das einzige äußere Anzeichen dafür, dass er einen Gefühlsaufruhr durchlebte.
Nur aus diesem Grund verdrängte Marianne ihren Zorn und hielt ihre Zunge im Zaum. Sie wollte Zekes Geld nicht, und ihr Auszug war nicht als dramatische Geste gemeint. Warum bloß konnte Zeke ihr nicht zuhören? Er war so kalt und unnahbar und erlaubte niemandem einen Blick auf sein Gefühlsleben, nicht einmal ihr. Er hatte ihr immer nur kleine Einblicke in sein Seelenleben gewährt.
Sein Leben hatte er in säuberlich voneinander getrennte Bereiche geteilt. Sie befand sich in einem davon, neben all den vielen anderen.
So hatte sie sich die Ehe nicht vorgestellt. Das war ja nicht einmal eine richtige Beziehung. Mit diesem Gedanken hatte sie unvermittelt die Wagentür geöffnet, was sie beide überrascht hatte.
“Auf Wiedersehen, Zeke”, hatte sie sich verabschiedet und war gegangen.
Das Auto war erst angefahren, als sie in ihrem Zimmer das Licht eingeschaltet und die Vorhänge vorgezogen hatte. Langsam, ganz langsam war Zeke davongefahren, und sie war ins Bett gegangen … allein.
“O Zeke, Zeke”, sagte sie nun laut vor sich hin und schluchzte. “Liebe mich einfach so, wie ich dich liebe. Mehr will ich doch gar nicht von dir.”
Nach einer Weile riss sie sich zusammen und packte die Dinge zusammen, die sie mit ins Bad nehmen wollte. Selbstmitleid half ihr nicht weiter, und sie musste bei der Arbeit heiter und freundlich wirken, nicht verweint und verzweifelt.
Am Wochenende wollte sie sich dann nach Möglichkeiten für ihre Weiterbildung oder ein Studium erkundigen. Sie hatte schon immer Spaß an Chemie gehabt. Es gab doch so viele Frauen, die interessante, erfüllende Jobs hatten und gleichzeitig Hausfrau und Mutter waren. Warum sollte ihr das nicht auch gelingen?
Tja, Zeke konnte… oder wollte es nicht so sehen. Und ein Leben ohne ihn würde so leer, so sinnlos sein, dass sie gar nicht erst zu studieren brauchte …
“Stopp!” befahl sie sich selbst. Sie liebte Zeke, hatte ihn von Anfang an geliebt, aber so konnte sie nicht weitermachen. Die zwei Wochen Trennung hatten ihn offensichtlich nicht sehr tief berührt oder zum Nachdenken angeregt. Er merkte immer noch nicht, dass er nicht zuhörte, und hatte kein Bedürfnis, mit ihr zu reden. Sie hatte monatelang gelitten, und er war blind für ihre Verzweiflung. Sie atmete tief durch und hatte schon die Türklinke in der Hand, um ins Bad zu gehen, als es klingelte.
“Marianne?” erklang es wie Zekes Stimme aus der Sprechanlage.
Aber das konnte ja nicht sein. “Wer ist da?” fragte sie.
“Wie viele Männer kommen denn um diese Uhrzeit infrage?”
“Zeke? Was, um Himmels willen, machst du hier?”
“Ich friere mich zu Tode.”
“Oh, tut mir Leid. Komm rauf.” Sie drückte auf den Türöffner und bürstete sich schnell das Haar. Für mehr war keine Zeit. Und Zeke sah immer aus wie aus dem Ei gepellt! Doch als er dann vor ihr stand, sah sie ihn erstaunt an.
“Zeke, was hast du denn gemacht? Du bist ja klatschnass. Bist du mit dem Wagen liegen geblieben?”
“Nein, mit dem Auto ist nichts.” Er strich sich den Schnee aus dem Haar. “Ich bin spazieren gegangen.”
“Spazieren? Du?” Sie sah, dass er vor Kälte zitterte, und zog ihn ins Zimmer.
“Zieh den Mantel aus. Ich setze Teewasser auf. Du brauchst unbedingt etwas Warmes.”
Doch er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Seine Hand
Weitere Kostenlose Bücher