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Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Wie man die richtige Arbeit für sich findet

Titel: Wie man die richtige Arbeit für sich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Krznaric
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gebracht. Denn auch wenn wir eine Auswahl unserer möglichen Ichs praktisch erprobt haben, müssen wir uns noch entscheiden, welche Option (oder, für breiter Aufgestellte, welche Kombination von Optionen) die beste ist. Wie können wir sicher sein, welcher Beruf jetzt, zu diesem Zeitpunkt unseres Lebens, richtig für uns ist? Stellen wir uns ein paar einfache Fragen zu den Arbeitswelten, in die wir durch Nebentätigkeiten oder andere Experimente einen Einblick gewonnen haben:
    – In welcher Hinsicht waren die Berufe, die Sie erkundet haben, anders als von Ihnen erwartet?
    – Von welcher Tätigkeit haben Sie hinterher mit der größten Begeisterung erzählt?
    – Welche erscheint Ihnen so sinnvoll, wie Sie es sich von einem Beruf wünschen?
    Die letzte Frage ist entscheidend, denn Sinn ist die Basis eines erfüllenden Berufs. Allerdings, auch darüber müssen wir uns im Klaren sein, garantiert Sinn allein noch keine Erfüllung. Wenn Sie Ihre Talente zum Beispiel als Bildhauer nutzen, kann es trotzdem sein, dass Sie sich die meiste Zeit einsam fühlen, während Sie auf den Stein einhämmern. Wir alle möchten, dass uns die Arbeit, die wir tun, jeden Tag Freude bereitet. Das provoziert eine weitere Frage zu den Jobs, die Sie getestet haben:
    – Bei welcher Arbeit haben Sie sich am meisten im »Flow« gefühlt?
    Flow hat das Potential, diese tägliche Freude am Tun entstehen zu lassen. Noch nie davon gehört? Keine Sorge. Lassen Sie mich erklären, was es mit diesem rätselhaften Elixier Flow auf sich hat und wie er uns bei der Entscheidung für einen Beruf helfen kann.
    Die Flow-Theorie stammt aus den siebziger Jahren und wurde von dem ungarisch-amerikanischen Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi entwickelt (und Sie dachten, Krznaric wäre schwer auszusprechen). Inzwischen ist Flow weithin als einer der wichtigsten Indikatoren für »Lebenszufriedenheit« oder »Glück« anerkannt. Eine Flow-Erfahrung ist eine, bei der wir uns selbst vergessen und vollständig in dem aufgehen, was wir tun, sei es, dass wir einen Felsen erklettern, Klavier spielen, Pilates machen, auf einer Konferenz eine Präsentation abhalten oder als Arzt eine Operation durchführen. Wir tauchen so tief in unsere Tätigkeit ein, sagt Csikszentmihalyi, dass alles andere in den Hintergrund tritt. Wenn das geschieht, befinden wir uns im Flow, ein Zustand, den Sportler häufig als »es läuft« beschreiben. Der Grund dafür, dass wir bei diesem Tun Freude empfinden, liegt laut Csikszentmihalyi darin, dass es »autotelisch« oder intrinsisch motiviert ist, das heißt seine Zielsetzung in sich selbst hat und kein bloßes Mittel zu einem Zweck ist. Im typischen Flow-Erleben sind wir vollkommen von der Gegenwart absorbiert – Zukunft und Vergangenheit verblassen in gewisser Weise, beinahe so, als praktizierten wir buddhistische Meditation. In seiner berühmten Chirurgen-Studie fand Csikszentmihalyi heraus, dass 80 Prozent von ihnen beim Operieren die Zeit vergessen oder das Gefühl haben, sie vergehe viel schneller als sonst. Es »läuft«. 42
    Das Interessante am Flow ist, so Csikszentmihalyi, dass er kein auf Spitzenberufe wie etwa den des Chirurgen beschränktes Phänomen ist, sondern ebenso gut von Metzgern, Schweißern oder Bauern erfahren werden kann. Und er würde sicher bestätigen, dass Tolstoi in der folgenden Szene aus Anna Karenina ein Flow-Erlebnis schildert, als der schüchterne Aristokrat Lewin sich den auf seinem Gut arbeitenden Bauern für einen Tag zum Heumachen anschließt:
    Noch eine und noch eine Reihe schritten sie ab. Schritten durch lange Reihen und kurze, mit gutem Gras, mit schlechtem. Lewin hatte jedes Zeitgefühl verloren und wusste überhaupt nicht mehr, ob es spät war oder früh. In seiner Arbeit vollzog sich nun eine Veränderung, die ihm riesiges Vergnügen bereitete. Mitten in der Arbeit gab es Minuten, da vergaß er, was er machte, ihm wurde leicht … Je länger Lewin mähte, desto öfter spürte er die Minuten der Entrückung, wobei nicht mehr die Arme die Sense schwangen, sondern die Sense den seiner selbst bewussten, lebensvollen Körper hinter sich herzog und wie durch Zauberei, ohne Gedanken daran die Arbeit sich von allein machte, richtig und sorgfältig. Das waren die wohligsten Minuten.
    Das ist vermutlich eine ziemlich geschönte Darstellung des Lebens als Leibeigener im Russland des neunzehnten Jahrhunderts, und doch beschreibt sie einen Zustand, den die meisten von uns schon erlebt haben. Bei was für

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