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Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2)

Titel: Wie man einen verdamt guten Roman schreibt (Teil 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James N. Frey
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anderer hat gesagt, er hätte in einem Workshop nie eine Geschichte vorlesen können, ohne sich dabei fast in die Hosen zu pinkeln. Später hat er dann einige Romane verkauft und einen Haufen Schotter verdient, indem er Ideen für Geschichten an das Fernsehen verkaufte.
    Um die Technik des Schreibens zu lernen, müssen Sie ein bißchen leiden. Wenn in einem Workshop überhaupt ordentlich kritisiert wird, dann läuft das so. Unser Ego wird vor unseren Augen auseinandergenommen.
    Kein Wunder, daß viele das nicht ertragen können. Die Abbruchquote liegt bei einem ernsthaften Kurs für Kreatives Schreiben häufig bei siebzig bis achtzig Prozent. Wie kommt das? Weil kritisiert zu werden oft schmerzlich ist. Es ist hart, einer Gruppe von Schriftstel - lerkollegen etwas vorzulesen und sich dann anhören zu müssen, wie die einem erzählen, die Sprache sei lahm oder verworren oder die Figuren seien flach. Aber das ist wirklich die einzige Möglichkeit, es zu lernen.
    Ängstliche Autoren werden letztendlich von einem Workshop zum anderen wandern, in der Hoffnung einen Kursleiter zu finden, der nicht zu streng mit ihnen ist. Sie können ihre Angst vor ehrlicher Kritik nicht überwinden, also suchen sie die Art von Kritik, die sie ertragen können, und finden sie auch. Sie finden sie in einer »Kuschel«-Gruppe, wo nur wenig und ganz sanft kritisiert und überschwenglich gelobt wird. Damit sind sie zum Scheitern verurteilt. Wie sieht also die Lösung aus? Man braucht Mut, um Schriftsteller zu werden. Sie müssen Ihre Ängste überwinden und sich einer seriösen Autorengruppe stellen. Das geht zum einen auf die harte Tour. Gehen Sie in einen ehrlichen Workshop, lesen Sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine von Ihren Geschichten vor und sitzen Sie dann einfach da und nehmen hin, was gesagt wird. Schon bald werden Sie begreifen, daß der Kurs Ihre Arbeit begutachtet, nicht Sie oder Ihr Ego. Ihrer Geschichte fehlt eben noch der letzte Schliff, und Sie brauchen Feedback, um zu erfahren, wie Sie sie aussagekräftiger und wirkungsvoller machen können. Wenn Sie durchhalten, werden Sie lernen, mit Kritik umzugehen.
    Dabei könnte helfen, wenn man lernt, über seine Arbeit Witze zu machen. Außerdem sollte man sich nie auf Diskussionen einlassen, warum man etwas so und nicht anders geschrieben hat. Wenn man Sie das fragt, sagen Sie ganz einfach irgend etwas wie »Ich war vom Geist der Annabel Lee besessen« oder Sie möchten die Geschichte lieber für sich selbst sprechen lassen. Versuchen Sie auf keinen Fall, Ihre Arbeit zu erklären oder zu verteidigen. Widersprechen Sie nie einer Kritik, die Sie bekommen haben. Diskutieren Sie gar nicht erst darüber. Da Sie selber darum gebeten haben, haben Sie kein Recht, sich zu beklagen. Wenn Ihnen die Kritik nicht gefällt, ignorieren Sie sie ganz einfach. Es ist Ihre Geschichte - Sie

können damit machen, was Sie wollen.
    In dem Maße, wie Ihr Können zunimmt, wird die Kritik abnehmen. Schließlich wird kaum noch jemand etwas anderes zu sagen haben als »Wow!«
    Auch in seinem Werk darf ein Autor nicht ängstlich sein.
    Ein Autor darf einen Stoff, der eine große dramatische Wirkung hat, nicht deswegen verwerfen, weil er damit jemanden kränken oder weil das Schreiben ihm Streß bereiten könnte. Ein ängstlicher Autor stellt seine Figuren nur ungern auf die Probe.
    Solche Schwierigkeiten entstehen häufig, wenn Autoren versuchen, ihre persönliche Situation künstlerisch umzusetzen, wenn sie versuchen, ihre eigenen Probleme mit Hilfe ihrer Figuren zu lösen. Das Ergebnis ist normalerweise, daß die Figuren einfrieren, daß sie sich weigern zu handeln. Sie leiden unter der gleichen Lähmung; die Menschen oft erfaßt, wenn sie versuchen, Probleme zu lösen. So kann keine gute Geschichte entstehen.
    Eine weitere Form von Ängstlichkeit beim Schreiben ist die Scheu, Risiken einzugehen.
    Ich schreibe Thriller und Kriminalromane. Gelegentlich komme ich an eine Stelle, wo ein Schurke, den ich geschaffen habe, eine sympathische Figur genau da hat, wo er sie schon die ganze Zeit haben wollte, und wissen Sie was? Er wird üble und gemeine Dinge mit ihr tun. Es erstaunt mich immer wieder, wie viele meiner Kollegen mir in so einem Fall erklären, daß ich einen großen Fehler mache, daß die Leser rebellieren werden, wenn ich beispielsweise zulasse, daß der Kumpel des Protagonisten auf grausamste Weise mißhandelt, verstümmelt oder ermordet wird.
    Hitchcock schreckte nicht davor zurück, Janet

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