Wie Samt auf meiner Haut
fürs Ehebett, doch werde ich dafür sorgen, daß sie ohne zu murren ihre
Pflicht erfüllt. Ein Mann braucht einen Sohn. Ein paar Tage darf sie noch um
ihren Alten trauern, dann wird sie ihre Beine breitmachen, und zwar gerne, das
schwöre ich euch – bis ich sicher sein kann, daß sie empfangen hat.«
Carlyle
hatte diese Bemerkung an einem Spieltisch bei Brook's fallenlassen.
Christian
hatte seine ganze Beherrschung aufbieten müssen, um nicht handgreiflich zu
werden.
Statt
dessen war er hier gelandet, lauerte wie ein Mondsüchtiger im Garten und
hoffte, niemand würde seine Anwesenheit entdecken, außer Mary natürlich.
Da ... eine
Bewegung in einem Raum im Obergeschoß. Für die Rückkehr des Herzogs war es noch
zu früh. Christian beobachtete eine flackernde Kerze, die aus dem Schlafgemach
und die Treppe hinunter getragen wurde. Einen Moment verschwand das Licht, um
dann in der Bibliothek wieder sichtbar zu werden. Sich an die Wand neben dem
Fenster drückend, spähte er ins Innere. Er lächelte erleichtert, als er Mary
sah.
Christian
klopfte leicht an das hohe Sprossenfenster, und die Kerze wurde in diese
Richtung gehoben. Wieder ein leises Klopfen. Er trat aus dem Gebüsch hervor,
damit sie ihn sehen konnte. Ein paar Sekunden, dann erkannte sie ihn. Mary
faßte erschrocken nach ihrer Kehle, zögerte aber nicht, das Fenster zu öffnen.
»Christian?
Was treibst du hier? Sieh zu, daß du verschwindest, ehe dich jemand sieht.«
Wortlos
faßte er nach ihrer Hand und zwang Mary, übers Fensterbrett hinaus in den
Garten zu klettern. »Ich ... ich bin nicht richtig angezogen. Mein Haar ist
nicht gemacht. Ich muß schrecklich aussehen.«
Christian
lächelte. Mit ihrem silberblonden Haar und den hellblauen Augen sah sie wie ein
zarter Engel aus. »Du bist wunderschön.«
Die
Spannung in ihrer Hand lockerte sich spürbar, als sie sich in der Dunkelheit
über die Stufen zum Pavillon am anderen Ende des Gartens führen ließ. »Was ist
passiert, Christian? Was führt dich her?«
»Mary, ich
mußte dich sehen. Ich mußte mich vergewissern, daß es dir einigermaßen
gutgeht.«
Mary wich
seinem Blick aus. »Mir geht es soweit gut. Der Herzog
bestand darauf, daß ich mit ihm zurückkehre – wie du es mir prophezeit hast.
Ich hätte auf dich hören sollen.«
»Noch ist
es nicht zu spät. Wir können zusammen fortgehen, wie ich es vorschlug. Wir
können außer Landes gehen und irgendwo ein neues Leben beginnen.«
Sie sah ihn
mit tränenhellen, verhärmten Augen an. »Du würdest alles aufgeben? Dein Heim?
Deine Geschäfte? Deine Familie? Warum, Christian? Warum würdest du das tun?«
Er strich
über ihre Wange, die weich war wie Vogelflaum. »Seit ich dich verließ, konnte
ich an nichts anderes als an dich denken. Ich liebe dich, Mary. Ich war ein
Narr, daß ich es nicht erkannte. Ich liebe dich, und ich möchte, daß wir zusammen
sind – koste es, was es wolle.«
Ihre
sanften blauen Augen füllten sich mit Tränen. »Christian, ich liebe dich auch.
Mehr als mein Leben. Und deshalb kann ich nicht mit dir gehen. Seit ich
Windmere verließ, hatte ich Zeit, alles zu überdenken. Was immer Avery getan
hat, mein Leben ist nicht in Gefahr. Ich habe keine andere Wahl, als zu
bleiben, um das Beste aus dem Leben zu machen, das Gott mir zugedacht hat.«
Christian
schüttelte den Kopf. »Mary...«
»Bitte,
Christian ... ich bin eine verheiratete Frau. Mir sind die Hände gebunden. Mit der
Zeit werde ich lernen, Avery zu ertragen, und wenn ich einmal Kinder habe,
werden sie mein Trost sein.«
»Wenn du
mit mir kämst, würden deine Kinder auch meine sein.«
Sie
schüttelte den Kopf. »Christian, für uns ist es zu spät. Ich werde nicht
zulassen, daß du büßen mußt, was die Habgier des Herzogs und die guten, wenn
auch fehlgeleiteten Absichten meines Vaters angerichtet haben. Ich weiß, was
ich tun muß.«
In
Christians Brust wuchs ein scharfer Schmerz, der ihm fast den Atem abdrückte.
»Bist du sicher, Mary?«
Sie nickte.
»So ist es besser. Ich würde dir eine schlechte Frau sein. Avery hat zerstört,
was immer ich an Leidenschaft für einen Mann zu empfinden glaubte. Ich
verabscheue den Liebesakt, und das wird wohl immer so sein. Du verdienst eine
bessere Frau, als ich es dir sein konnte.«
Seine Hand
zitterte, als er ihr Kinn umfaßte. »Glaubst du das wirklich? Daß du keine
Leidenschaft mehr empfinden könntest?«
Sie
versuchte, seinem Blick auszuweichen, aber Christian ließ es nicht zu. Er
drehte ihr
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