Wie Sie Ihre Ehe retten ohne Ihren Mann umzubringen - Guter Rat in 13 Kapiteln
surfen.
Bei Kilometer zwölf hatte ich schwer zu kämpfen. Ich war zu schnell gestartet. Ich schaute nach rechts. Und da sah ich ihn plötzlich: Mark. Er radelte an der Strecke entlang mit.
» He«, rief ich. » Ich dachte, du bist in Urlaub?«
» Bin früher zurück, um dich laufen zu sehen«, sagte er.
» Danke, kann nicht sprechen«, keuchte ich.
Rund fünfzig Meter vor mir lief eine Frau, die ich kannte.
» Alisa, die kriegst du«, schrie Mark mir zu. Das schaffte ich zwar nicht, aber dass er mich anfeuerte, trieb mich ungemein an. Ich nahm die Beine in die Hand und blieb ihr auf den Fersen.
Immer öfter übernachtete ich nun bei Mark. Eines Abends, als ich mich über die nervige zwanzigminütige Autofahrt von seiner Wohnung zu meiner ausließ, meinte er: » Warum ziehst du nicht einfach bei mir ein?«
» Bist du sicher, dass du das willst?«, fragte ich.
» Bin ich«, sagte er.
» Ich bin noch nie mit jemandem zusammengezogen. Das wäre ein ziemlicher Schritt.«
» Ich weiß.«
Wir beschlossen, dass ich Ende April bei ihm einziehen würde, knapp ein Jahr nach unserem Kennenlernen. Einen Monat davor fing ich an, meine Möbel und einiges an Hausrat zu verkaufen. Ich sortierte Fotoalben und Schuhkartons aus, warf alte Fotos von Todd, Steve und anderen Ex-Freunden sowie alte Liebesbriefe weg. Von meinem alten Tagebuch aber konnte ich mich nicht trennen. Alles hatte ich darin aufgeschrieben, meine Lebensziele, Notizen und Sprüche, die ich nicht vergessen wollte. Auch die allerkleinsten Details meiner Liebesgeschichten mit Steve und mit Mark waren von Anfang bis Ende darin enthalten. Ich wäre beschämt gewesen, hätte er je eine Zeile davon gelesen, aber ich brachte es nicht übers Herz, es wegzuschmeißen. In Marks Wohnung stellte ich es zwischen zwei Bücher, von denen ich wusste, dass er sie sowieso nie in die Hand nehmen würde.
Am offiziellen Einzugstag kam ich mit Shirts und Hosen über dem Arm in seiner Wohnung an und ging die Treppe zum Schlafzimmer hinauf. Er war nicht da. Zuerst öffnete ich den Kleiderschrank an der linken Wand. Kein Platz. Alles voller Klamotten. Dann machte ich den an der rechten Wand auf. Ebenfalls alles voller Klamotten. Ich setzte mich auf den Fußboden, Shirts und Hosen im Schoß, und fing an zu heulen. Ich fühlte mich bitterlich enttäuscht.
Ein paar Stunden später kam Mark nach Hause und fand mich im Schlafzimmer, wo ich samt meinem Kleiderberg auf dem Boden hockte. Ich sah ihn an und musste schon wieder heulen: » Du wusstest doch, dass ich heute einziehe. Das habe ich dir doch gesagt!«, schrie ich.
» Was hast du denn?«
» Du hast nicht einmal einen Kleiderschrank für mich freigeräumt«, schluchzte ich. » Nicht einmal das.«
» Tut mir leid. Hatte zu tun«, sagte er.
» Zu tun? Aber du wusstest, dass ich heute komme. Die ganzen letzten Monate habe ich gepackt, Sachen verkauft und mein Zeug hierhergeschleppt. Du hast mir kein Stück geholfen. Nichts.«
» Zeitlich war es eben nicht gerade ideal.«
» Willst du überhaupt mit mir zusammenwohnen? Sieht nicht danach aus.«
» Klar, will ich dich hierhaben und mit dir leben.«
» Und wieso soll ich dir das glauben? Du hast mir nicht einmal Platz im Kleiderschrank gemacht.«
» Tut mir leid«, sagte er. » Wirklich.«
Er nahm mich in den Arm und versprach, sich künftig mehr Mühe zu geben. Er bot an, einen Kleinlaster und ein paar Freunde zu organisieren und mir beim Transport des einzigen Möbelstückes zu helfen, von dem ich mich nicht trennen konnte– meinem Doppelbett. Es war mein erstes selbst gekauftes Möbelstück, das ich mir damals als junge Reporterin vom Mund abgespart hatte. Ich konnte mich unmöglich von ihm trennen, nicht einmal für die Liebe.
Mark räumte mir einen Kleiderschrank frei, trug seine Sachen hinauf ins Gästezimmer und half mir dann, meine Sachen in den Schrank zu hängen.
» Ich bin diejenige, die hier das volle Risiko fährt«, sagte ich. » Fast alle meine Sachen habe ich verhökert. Du musstest lediglich einen Kleiderschrank frei räumen. Mehr hattest du nicht zu machen.«
» Aber du wolltest doch gar nicht, dass ich bei dir einziehe.«
» Schon. Nur fühle ich mich hier so, als sei dies deine Wohnung und nicht unsere. Ich bin umgeben von männlichem Schwarz-Weiß. Dein Bett ist schwarz. Dein Sofa ist schwarz. Deine Wände sind weiß. Du hast ein Wasserbett. Ich komme mir vor wie in einer Burschenschaft.«
» Das ist unsere Wohnung«, sagte er. » Nicht meine.
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