Wie Tau im Wuestensand
sie kopfschüttelnd.
»Solange ich denken kann, beneide ich dich um deinen geschmeidigen Gang.«
Linc blickte überrascht auf. Aber
noch bevor er etwas sagen konnte, redete Holly schon weiter.
»Und deine langen Wimpern. Weißt du
eigentlich, wie magisch die Kombination deiner langen Wimpern mit deinem Gang
auf ein neunjähriges Mädchen wirkte? Ganze sieben Jahre hast du mich immerhin
keines Blickes gewürdigt.«
»Darauf würde ich an deiner Stelle
aber keine Wette eingehen. Die Gedanken, die mir nach deinem vierzehnten Geburtstag
durch den Kopf gingen, hätten mich glatt hinter Gitter gebracht.«
Zunächst dachte Holly, er scherze.
Aber sein Blick überzeugte sie vom
Gegenteil.
»Hättest du es mir doch gesagt«,
flüsterte sie.
»Gute Idee«, gab er zurück. »Dann
hättest du mich jeden zweiten Donnerstag im Gefängnis besuchen können.«
Sie lachte.
Sand Dancer stupste sie mit der
Nase, damit sie sich ihm zuwandte.
Linc trat von hinten an sie heran.
Er stand so dicht hinter ihr, daß sie seine Körperwärme durch ihre Jacke
hindurch spüren konnte.
»Meine Hände frieren«, log Linc.
»Laß mich sie an dir wärmen.«
Er rieb seine Hände an Hollys Arm.
Vorsichtig umspannte er ihre Brüste. Augenblicklich richteten sich ihre Knospen
unter seinen Fingern auf.
Sie stieß einen gepreßten Laut aus,
Überraschung und Verlangen in einem.
Leise fluchend verschränkte er seine
Hände wieder auf dem Rücken.
Holly machte sich an der nassen,
verknoteten Schnur zu schaffen, die die Decke auf Sand Dancer festhielt. Es
fiel ihr nicht leicht, denn ihre Finger verhedderten sich dauernd.
»Heute
morgen kann man mir nicht über den Weg trauen«, murmelte
Linc. »Tut mir leid.«
»Steck
deine Hände in die Taschen«, befahl Holly.
»Meine
Hände passen da nicht mehr rein«, gab er vor und vergrub sie
statt dessen in den Vordertaschen von Hollys Jeans.
»Darf ich
deine benutzen?« fragte er.
In Hollys
Taschen bewegten sich seine Hände rhythmisch und sinnlich.
»Linc«,
stotterte sie. Jede seiner Bewegungen ließ sie dahinschmelzen.
»Linc ...«
Irritiert
zog er seine Hände zurück.
»Was hast
du nur mit meiner Selbstbeherrschung angestellt?«
fragte er vorwurfsvoll. »Eigentlich dachte ich, ich wäre aus dem Alter
längst heraus, wo ich meine Hände nicht bei mir behalten
kann.«
Holly
drehte sich zu ihm um.
»Ich habe
mich doch gar nicht beschwert«, zerstreute sie seine
Bedenken.
»Richtig.
Aber wir treffen jetzt eine Vereinbarung. Ich faß dich nicht
mehr an, bevor Sand Dancer versorgt ist.«
Holly
dachte an die vielen Knoten und fragte sich, ob sie so lange würde
warten können.
»Willigst
du ein?« fragte Linc und streckte ihr seine Hand entgegen.
In diesem
Augenblick spürten beide, daß er lediglich die Wärme ihrer
Hand in seiner fühlen wollte.
»Genauso
machen wir es.«
Linc ließ
ihre Hand fallen.
»Ich
verlasse mich auf dein Wort«, sagte er. »Das ist sicherer. Nicht
so erfreulich, aber das Gebot der Stunde!«
Holly
widersprach ihm nicht.
Gemeinsam knüpften sie die Knoten
auf, die die Decke auf dem Rücken des Pferdes hätten halten sollen. Nach der
regnerischen Nacht und durch Sand Dancers ruhelose Bewegungen hatten sich die
Knoten unglaublich festgezurrt.
»Kommst du voran?« fragte sie nach
einer Weile.
»Nein.«
Holly griff in ihre Hosentasche und
suchte nach einem Taschenmesser, das sie in der Wüste immer bei sich trug.
Aber das Messer hatte sie in ihrer nassen Jeans gelassen. Dann erinnerte sie
sich an die Taschen unterhalb von Sand Dancers Sattel. Sie griff unter der
Schnur hindurch nach der Satteltasche – und traf auf Lincs Hand. Unsicher
blickte sie ihn über den Rücken des Pferdes hinweg an. Linc betrachtete sie
triumphierend. Seine Fingernägel glitten über ihre empfindliche Handfläche, als
sich seine Hand sowohl von der Satteltasche als auch von der Schnur löste.
Er öffnete
das Taschenmesser, das er ans Tageslicht befördert hatte. Die
lange Klinge glänzte, als er sich mit ihr an der Schnur zu schaffen
machte.
Plötzlich
hielt er inne und runzelte die Stirn.
»Ich kann
mich nicht daran erinnern, daß ich Sand Dancer diese Decke
übergelegt habe«, stutzte er.
»Hast du
auch nicht.«
Holly zog
die Schnur aus den Metallnieten und wartete darauf, daß
Linc weitere Knoten aufschnitt.
»Hast du
sie ihm aufgebunden?« fragte er.
Sie lachte.
»Merkst du
das denn nicht?« fragte sie. »Obwohl du mich dafür immer
geschimpft hast, mache ich auch heute noch
Weitere Kostenlose Bücher