Wie Tyler Wilkie mein Leben auf den Kopf stellt und was ich dagegen tun werde: Roman (German Edition)
zum Kellner gewandt: »Einmal die Penne Alfredo. Mit extra viel Butter und Sahne.« Er ging, und sie fuhr fort: »Nicht, dass du das öfter essen solltest, wenn du erst mal wieder ein paar Pfund mehr auf den Rippen hast.«
»Natürlich nicht.«
Sie zog eine Broschüre aus ihrer Handtasche und zeigte mir Modelle verschiedener Hochzeitskuchen. Ich brauchte eine Weile, ehe ich mich aufraffen konnte.
»Mom, die sehen alle so gut aus!«
»Aber? Zu viele Blumen? Wir könnten einen ohne Blumen bestellen, nur mit dem Spitzenmuster im Zuckerguss.«
»Mom.« Ich atmete tief durch.
Besorgt sah sie mich an. »Was ist?«
»Steven und ich werden nicht heiraten.«
Grimmig starrte sie mich an.
»Was ist passiert?«
»Ich liebe ihn nicht. Ich kann ihn nicht heiraten.«
»Du bist nervös. Das ist vollkommen normal.«
»Nein.«
»Wenn du wieder zu Hause bist, solltest du mit ihm über deine Ängste reden.«
»Ich bin ausgezogen.«
»Wann?«
»Vor ungefähr drei Wochen.«
Ihr Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. »Schön, dass ich das auch mal erfahre.«
»Entschuldige.«
»Ich habe mich nach den Preisen für das Hochzeitsessen erkundigt. Ich habe auch mit deinem Vater telefoniert!!!«
»Ich weiß, dass dir das sehr schwer gefallen ist. Danke, dass du es für mich getan hast.«
»Und was machen wir jetzt mit dem Hochzeitskleid für dreitausend Dollar?«
Dan hatte das Kleid bezahlt und mir bereits gesagt, ihm sei das völlig wurst. »Wir können es auf eBay verkaufen.«
Julia rieb sich die Schläfen. »Grace, bist du sicher, dass du nicht ein bisschen voreilig handelst? Die Ehe ist eine Partnerschaft, eine Bindung, die gegenseitigen Respekt erfordert. Liebe ist gut und schön, aber ehrlich gesagt ein Luxus. Ja, sie kann sogar hinderlich sein.«
»Wieso hinderlich?«
»Weil man dann eine Ehe nicht so schnell aufgibt, wenn sie schief läuft.«
»Julia, weißt du überhaupt, was du da redest?«
Sie antwortete nicht. Unser Essen kam. Wir starrten es an.
»Diese Ehe wäre so gut für dich gewesen«, seufzte sie traurig.
»Wie kannst du so etwas sagen?« Die Leute schauten zu uns herüber. Ich senkte meine Stimme. »Julia.« Sie sah mich mit müden, enttäuschten Augen an. »Wie kannst du die Ehe als etwas Gutes bezeichnen, nach allem, was zwischen dir und Dan geschehen ist?«
»Was ist denn so falsch daran, wenn man seiner Tochter etwas Besseres wünscht, als einem selbst widerfahren ist? Darf ich das nicht? Deine Zukunft optimistisch betrachten?«
Sie war den Tränen nahe. So hatte ich sie seit Jahren nicht erlebt, wenn ich ehrlich bin: So hatte ich sie noch nie erlebt.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
Sie fand ein Taschentuch in ihrer Handtasche und putzte sich die Nase. »Wo wohnst du jetzt?«
»Bei Peg.«
»Wenigstens hast du eine ordentliche Unterkunft. Brauchst du Geld?«
»Nein.«
»Wie hat Steven es aufgenommen?«
»Schlecht.«
Schweigend beendeten wir unsere Mahlzeit. Zu meiner Überraschung konnte ich essen. Und trotz der Penne Alfredo mit extra Butter und Sahne fühlte ich mich anschließend wesentlich leichter als vorher.
Ich erhielt eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch für den Job als Gesundheitsberaterin!
Die Geschäftsräume befanden sich in einem älteren Gebäude, etwa einen halben Block vom Times Square entfernt. Im obersten Stockwerk. Auf der Milchglastür stand: Safe and Sound Sexually .
Eine junge Frau am Schreibtisch neben der Tür begrüßte mich und führte mich durch ein Großraumbüro mit zahlreichen Arbeitsplätzen zu einem kleinen Einzelbüro. Dort hatte ich einen Termin mit Lavelle Hendricks.
Sie war vielleicht ein paar Jahre älter als ich, besaß einen makellosen Milchkaffeeteint, trug das Haar zu einem glatten Knoten geschlungen und sah mich mit ihren großen Augen offen an. Wir setzten uns auf ein abgewetztes, mit Jeansstoff bezogenes Sofa, und sie erzählte mir von der SASS, einer gemeinnützigen Organisation. Sie brauchten Leute für Safe Sex Workshops im Rahmen des SASS-2-Projekts, was für Safe and Sexy Seniors stand. Aufgrund der modernen Medikamente gegen Erektionsstörungen und Testosteronmangel sowie der größeren Aufgeschlossenheit der Frauen gegenüber Sex sei es zu einer signifikant erhöhten sexuellen Aktivität dieser Altersgruppe gekommen und daraus resultierend zu einer erhöhten Infektionsrate mit AIDS und anderen Geschlechtskrankheiten.
Zögernd fasste ich noch einmal zusammen. »Also … besteht die Aufgabe darin, ältere Leute zu
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