Wieder nur ein Spiel
das kannst du mir glauben! Ich habe ihr klargemacht, dass ihre Art von Unterhaltung hoffnungslos veraltet ist und Duarte nur blamieren würde. Seitdem geht sie immer früh ins Bett, wenn Gäste geladen sind. “
Ein seltsam unangenehmes Gefühl beschlich Emily. Victorine hatte zwar ihre Fehler, trotzdem wäre Emily nie auf die Idee gekommen, sie derart zu erniedrigen. “Hör mal, Bliss … “
“Spar dir deine Worte, Emily”, schnitt ihr die Freundin herablassend das Wort ab. “Wie konntest du nur eine solche Dummheit begehen? Ich muss ehrlich sagen, dein spurloses Verschwinden damals hat mich maßlos geärgert.”
“Es tut mir Leid, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe, aber…”
Bliss winkte unwirsch ab. “Das meine ich nicht. Als ich dir von Duartes Unterredung mit seinem Rechtsanwalt erzählte, wollte ich dich damit nur ermutigen, professionellen Rat einzuholen. Und was tust du? Läufst einfach weg wie ein dummes Kind! Hast du dir je Gedanken darüber gemacht, in welchen Aufruhr du hier alle versetzt hast?”
Emily war sprachlos. Mit solchen Anschuldigungen hatte sie nicht gerechnet.
“Ich hatte regelrecht Gewissensbisse, weil ich der Auslöser für deine Kurzschlusshandlung gewesen bin”, fuhr Bliss fort und schüttelte den Kopf.
“Was hast du dir bloß dabei gedacht? Erst verschwindest du klammheimlich, und dann bist du so unverfroren, hierher zurückzukommen und wieder Chaos zu verbreiten. Anscheinend ist es dir ganz egal, wie Duarte deinetwegen leidet.”
“Aber das stimmt doch nicht!” wehrte Emily sich. Offensichtlich hatte Bliss das alles völlig falsch verstanden. “Ich wollte nur…”
“Mach dir doch nicht selbst was vor”, unterbrach Bliss sie kalt. “Duarte wollte nur seinen Sohn, und den hat er jetzt bekommen. Und er wird alles dafür tun, ihn nie wieder zu verlieren. ” Sie sah Emily provozierend an. “Ich frage mich nur, welchen Vorteil du von einer Ehe hast, die schon vom ersten Tag an zum Scheitern verurteilt war.”
“Wieso zum Scheitern verurteilt?” wiederholte Emily verständnislos. “Ich habe nie zu dir gesagt, dass ich Probleme mit Duarte habe.”
Bliss stand auf und sah Emily eisig an. “Bist du wirklich so naiv, oder tust du nur so? Ist dir noch nie in den Sinn gekommen, dass Duarte mittlerweile eine andere haben könnte?” Bliss verzog verächtlich das Gesicht. “Komm bloß später nicht zu mir, und heul dich bei mir aus, weil er sich von dir scheiden lässt!“
Emily verstand nun gar nichts mehr. Was war bloß los mit Bliss? Sie war ja nicht mehr wieder zu erkennen! “Ich verstehe dich nicht, Bliss. Warum sagst du so etwas?”
“Vielleicht hättest du doch meinen Cousin Toby nehmen sollen, als du noch Gelegenheit dazu hattest”, spöttelte Bliss. “Jetzt ist es dafür auch zu spät.” Dann ließ sie Emily einfach stehen und ging davon.
Emily war völlig verwirrt. Was, wenn Bliss Recht hatte und Duarte sich tatsächlich mit einer anderen Frau getröstet hatte, während sie, Emily, in England gewesen war? Hätte er nicht allen Grund dazu gehabt? Emily wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Bliss fuhr gerade in ihrem Sportwagen davon, als das Hausmädchen kam und Emily das Telefon reichte. Duarte wollte sie sprechen.
“Komm bitte heute Mittag zu mir ins Büro - ich möchte mit dir zusammen essen”, bat er, und Emily war so überrascht, dass ihr die Worte fehlten. Auf die Idee, sie zum Mittagessen in sein Büro einzuladen, war Duarte bisher noch nie gekommen.
“Ich muss etwas mit dir besprechen”, fügte er hinzu, als sie immer noch nicht antwortete.
Jetzt ist es so weit, dachte Emily resigniert. Duarte würde ihr gestehen, dass er eine andere habe und dass es ein Fehler gewesen sei, sie, Emily, zurück nach Portugal zu holen.
“Emily?” fragte er, als sie immer noch schwieg. “Bitte komm.”
Dann legte er auf. Emily überlegte, was sie tun sollte, und entschied sich schließlich, Duartes Bitte nachzukommen. Es war sicherlich am besten, die Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Emily ging in das Zimmer, das sie früher bewohnt hatte, um nachzusehen, ob ihre eleganten Kleidungsstücke, die sie nicht mit nach England genommen hatte, noch vorhanden waren. Tatsächlich - alles befand sich in den Schränken. Emily wählte ein hübsches Kleid mit Blumenmuster aus, das ihre schlanke Figur betonte, und machte sich zum Gehen fertig.
Eine Stunde später hielt der Chauffeur in der Avenida da Libertade im etwa dreißig
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