Wiedersehen macht Liebe (German Edition)
aber er hatte seine Zweifel. »Denken Sie wirklich, dass die Grand Jury glauben wird, was ich zu sagen habe?«
»Natürlich«, sagte sie achselzuckend. »Ich glaube Ihnen ja auch.« Als sie mit Schreiben fertig war, sah sie von ihrem Notizblock auf und bemerkte, dass er sie anstarrte. »Was?«
Es hatte nichts zu bedeuten, dass sie gesagt hatte, sie würde ihm glauben. Das waren nur Worte. »Sie haben mir eine Menge Fragen gestellt. Jetzt bin ich dran.«
»Oh, tut mir leid. Aber so läuft das nicht«, erwiderte sie zuckersüß.
»Dieses Mal schon, Frau Anwältin, wenn Sie wollen, dass ich sitzen bleibe«, gab er ebenso zuckersüß zurück.
Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind noch genauso frech wie vor neun Jahren.«
»Ja.« Kyles Blick fiel auf ihre Lippen. »Und wir beide wissen, wozu das geführt hat.«
Zu seiner Überraschung errötete sie.
Na, sieh mal einer an! Offenbar konnte die unerschütterliche Staatsanwaltsdomina Pierce doch … erschüttert werden.
Interessant.
Schnell gewann sie ihre Fassung zurück. »Also gut. Wie lautet Ihre Frage?«
Kyle dachte einen Augenblick lang darüber nach, wo er beginnen sollte. Er entschied sich, direkt zum Kern der Sache vorzudringen. »Warum haben Sie San Francisco verlassen?«
Rylann zog eine Augenbraue hoch. »Woher wissen Sie, dass ich in San Francisco gelebt habe?«
»Auf einer Skala von eins bis zehn, wie sauer wären Sie, wenn ich jetzt sagen würde, dass ich mich in die Personaldateien des Justizministeriums gehackt habe, um mir Informationen über Sie zu beschaffen?« Er pfiff anerkennend, als er ihren Todesblick sah. »Okay … kein Exknackihumor, verstanden. Entspannen Sie sich, Frau Anwältin, ich habe nur Ihren Namen gegoogelt. Soweit ich das sehen konnte, lief es in San Francisco sehr gut für Sie.«
Kurz sah er in ihrem Gesicht etwas aufblitzen, das er nicht deuten konnte.
»Ich hatte das Gefühl, dass die Zeit für eine Veränderung gekommen war«, sagte sie schlicht.
Ja, dahinter verbarg sich definitiv eine Geschichte.
»Glaubt eigentlich jemand diese Ausrede?«, fragte Kyle.
»Natürlich. Es ist die Wahrheit.«
»Aber nicht die ganze Wahrheit.«
Sie bestätigte das mit einem schwachen Lächeln. »Vielleicht nicht.« Wieder klickte sie mit ihrem Kugelschreiber. »Also. Zurück zu Ihrer Aussage.«
»Wieder ganz sachlich, was?«, neckte er sie.
»In diesem Fall, ja. Wenn uns die Vergangenheit eines lehrt, dann die Tatsache, dass wir nur etwa acht Minuten am Stück miteinander auskommen und …« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Oh, oh, unsere Zeit ist fast um.«
Kyle lachte. Sie war auf so frustrierende und gleichzeitig amüsante Weise selbstbewusst. »Eine letzte Frage. Dann können Sie mich alles fragen, was Sie wollen.« Er hielt inne und blickte ihr in die Augen. »Geben Sie zu, dass Ihnen der Kuss gefallen hat!«
Überrascht teilten sich ihre Lippen. »Das war keine Frage.«
»Geben Sie es trotzdem zu!«
Während sie seinen Blick erwiderte, kräuselten sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln. »Ich habe es damals doch gesagt. Er war nicht schlecht.«
Dann klickte sie wieder mit ihrem Kugelschreiber. »Jetzt aber zurück zum Fall.«
Der Rest der Befragung verlief, soweit Kyle es beurteilen konnte, recht glatt. Rylann verbrachte gute zwanzig Minuten damit, Fragen über die Nacht, in der Quinn Brown gedroht hatte, auf ihn abzufeuern – ob er Quinn tatsächlich sprechen gesehen hatte (ja), ob er sicher war, dass er die Drohung wirklich gehört hatte (ebenfalls ja), ob er sich diese ganze Geschichte nur ausdachte, weil er ein aufmerksamkeitsgeiler Egomane war, der verzweifelt versuchte, wieder im Rampenlicht zu stehen.
Seine Kaffeetasse verharrte auf halbem Weg zu seinem Mund.
Rylann lächelte verschmitzt. »Nur ein wenig Staatsanwaltshumor.«
Es kam zu einem peinlichen Augenblick, als die Rechnung gebracht wurde und beide danach griffen. Seine Finger ruhten sanft auf ihren, während sie sich ansahen. »Tut mir leid. Ein Reflex.«
Nachdem sie die Rechnung bezahlt hatte, verließen sie das Diner und blieben kurz unter den Hochbahngleisen stehen.
»Ich habe vor, die Sache schon nächste Woche vor die Grand Jury zu bringen«, teilte Rylann ihm mit. Sie musste lauter sprechen, um einen näher kommenden Zug zu übertönen. »Ich rufe Sie an, sobald ich Datum und Uhrzeit für Ihre Aussage kenne.«
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, um sich von ihm zu verabschieden, und Kyle ergriff sie mit beiden Händen.
»Was Sie hier tun,
Weitere Kostenlose Bücher