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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Haushälterin, oder vielleicht ist es der Butler … dachte Poirot. Ja, dieser Butler sah aus, als ob er imstande wäre, erpresserische Briefe zu schreiben. Poirot fragte sich, ob die Personen in Mrs Olivers Romanen frei erfunden oder dem Leben nachgebildet waren.
    Miss Brewis durchquerte die Diele; sie trug ein unvorteilhaftes geblümtes Chiffonkleid. Poirot näherte sich ihr und fragte:
    »Haben Sie hier auch eine Haushälterin?«
    »Nein, leider nicht, M. Poirot. Dazu reicht es heutzutage wohl nur noch in außergewöhnlich großen Häusern. Ich bin nicht nur Sekretärin, sondern gleichzeitig auch Haushälterin.«
    Sie lachte trocken.
    »Also Sie sind die Haushälterin«, meinte Poirot nachdenklich. Er hielt es für sehr unwahrscheinlich, dass Miss Brewis Erpresserbriefe schreiben würde, aber vielleicht anonyme Briefe – das stand auf einem anderen Blatt. Er kannte Verfasserinnen von anonymen Briefen, die Miss Brewis nicht unähnlich waren, solide, zuverlässige Menschen, die niemand in ihrer Umgebung jemals in Verdacht gehabt hätte.
    »Wie heißt Ihr Butler?«, fragte er.
    Miss Brewis sah ihn etwas erstaunt an.
    »Henden.«
    »Ich frage nur deshalb, weil ich glaube, ihm schon einmal begegnet zu sein«, erklärte Poirot schnell.
    »Das ist durchaus möglich«, erwiderte Miss Brewis. »Keiner von ihnen scheint es in einer Stellung länger als vier Monate auszuhalten, und eigentlich müssten sie ziemlich schnell die Runde bei den in Frage kommenden Häusern gemacht haben, denn es gibt nicht mehr viele Familien in England, die sich den Luxus eines Butlers leisten können.«
    Sie betraten zusammen das Wohnzimmer. Sir George, der im Smoking irgendwie unnatürlich wirkte, bot Sherry an. Mrs Oliver trug ein stahlgraues Satinkleid und sah wie ein altmodisches Kriegsschiff aus. Der glatte, dunkle Kopf von Lady Stubbs war über ein Modeheft gebeugt. Alec und Sally Legge sowie Jim Warburton waren zum Abendbrot dageblieben.
    »Wir haben heute Abend viel zu tun«, erklärte Warburton. »Heute wird kein Bridge gespielt – alle Mann an Deck! Eine ganze Reihe von Bekanntmachungen muss geschrieben werden sowie ein großes Schild für die Wahrsagerin. Wie wollen wir sie nennen? Madame Suleika? Esmeralda? Oder Romany, die Zigeunerkönigin?«
    »Ich bin für die orientalische Note«, sagte Sally. »Zigeuner sind auf dem Land verhasst. Suleika klingt gut. Ich habe meinen Malkasten mitgebracht; vielleicht könnte Michael das Plakat mit einer sich windenden Schlange dekorieren.«
    »Das würde besser zu Kleopatra als zu Suleika passen.«
    Henden erschien an der Tür.
    »Das Abendbrot ist serviert, Mylady.«
    Sie gingen ins Esszimmer. Auf dem langen Tisch brannten Kerzen, und der Raum war voller Schatten.
    Die Gastgeberin saß zwischen Warburton und Alec Legge, Poirot zwischen Mrs Oliver und Miss Brewis. Miss Brewis sprach angeregt über weitere Einzelheiten der Vorbereitungen für den folgenden Tag.
    Mrs Oliver schien tief in Gedanken versunken zu sein und sagte kaum etwas.
    Als sie ihr langes Schweigen schließlich brach, gab sie eine etwas unlogische Erklärung ab.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich«, sagte sie zu Poirot. »Ich denke nur darüber nach, ob ich irgendetwas vergessen oder falsch gemacht habe.«
    Sir George lachte herzlich.
    »Der verhängnisvolle Fehler, was?« bemerkte er.
    »Sehr richtig, den macht man immer«, erwiderte Mrs Oliver. »Manchmal realisiert man es erst, wenn das Buch bereits im Druck ist, und dann leidet man Höllenqualen.« Ihre Empfindungen spiegelten sich auf ihrem Gesicht wider, und sie seufzte tief. »Sonderbarerweise bemerken es die meisten Leute gar nicht. Ich sage mir: Natürlich wäre es der Köchin aufgefallen, dass zwei der Koteletts nicht gegessen wurden … Aber kein anderer zerbricht sich darüber den Kopf.«
    »Faszinierend«, meinte Michael Weyman und lehnte sich über den Tisch. »›Das Geheimnis der beiden Koteletts.‹ Bitte klären Sie es niemals auf. Ich werde in der Badewanne darüber nachgrübeln.«
    Mrs Oliver lächelte ihn zerstreut an; bald darauf war sie wieder tief in Gedanken versunken.
    Auch Lady Stubbs war schweigsam, und hin und wieder gähnte sie herzhaft. Warburton, Alec Legge und Miss Brewis unterhielten sich, ohne von ihr Notiz zu nehmen.
    Nach dem Essen verkündete Lady Stubbs, dass sie müde sei und zu Bett gehen wolle.
    »Wir haben aber noch sehr viel zu tun, Lady Stubbs«, meinte Miss Brewis. »Wir haben mit Ihrer Hilfe gerechnet.«
    »Ja, ich weiß«,

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