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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einzige Möglichkeit. Übrigens … sind Sie nicht mit den Elliots befreundet?«
    Poirot hatte lang genug in England gelebt, um zu wissen, dass das eine Form von gesellschaftlicher Anerkennung war, und da bemerkte Mrs Masterton auch schon: »Obwohl Sie Ausländer sind, weiß ich, dass Sie aus unseren Kreisen stammen.« Sie fuhr mit ihrer intimen Plauderei fort: »Es ist schön, dass Nasse House wieder bewohnt ist. Wir fürchteten alle, dass es in ein Hotel umgewandelt werden könnte. Sie wissen ja, wie das heutzutage ist; man fährt über Land und sieht überall Schilder: ›Privatpension‹, ›Gasthaus‹, ›Familienhotel‹ – und das alles waren mal Häuser, in denen man als junges Mädchen eingeladen war oder getanzt hat. Sehr traurig! Ja, es ist ein Glücksfall, dass Sir George Nasse gekauft hat, und die gute, alte Amy Folliat ist natürlich auch sehr froh darüber. Sie hat ein schweres Leben gehabt, aber sie beklagt sich nie, das muss man ihr lassen. Sir George hat Nasse House prachtvoll modernisiert, ohne den Stil zu verändern. Keine Ahnung, ob das Amy Folliats Einfluss zuzuschreiben ist oder seinen eigenen Ideen. Er hat tatsächlich einen recht guten Geschmack – erstaunlich für einen Mann seiner Herkunft.«
    »Wie ich höre, gehört er nicht zum Landadel?«, fragte Poirot vorsichtig.
    »Er ist nicht einmal wirklich Sir George – Sir ist einer seiner Vornamen – originelle Idee, finden Sie nicht? Nun, man muss reichen Leuten ihre kleinen Schrullen lassen … Sonderbarerweise würde man ihm den Titel überall glauben, er benimmt sich wie ein typischer Landedelmann aus dem 18. Jahrhundert. Er kann aus keinem allzu schlechten Stall kommen – Vater Gentleman, Mutter Bardame, nehme ich an.«
    Mrs Masterton unterbrach sich, um einem Gärtner zuzurufen: »Nicht bei den Rhododendronsträuchern! Sie müssen dort rechts Platz für die Kegelbahn lassen. Rechts, nicht links!«
    Sie fuhr fort: »Phantastisch! Wissen nicht einmal, wo rechts und links ist! Nur die Brewis ist eine tüchtige Person, aber sie kann die arme Hattie nicht leiden. Sieht sie manchmal an, als wollte sie sie umbringen. So viele gute Sekretärinnen sind in ihren Chef verliebt! Wohin mag Jim Warburton geraten sein? Lächerlich, dass er sich noch immer ›Captain‹ nennt. Er ist niemals aktiver Soldat gewesen und kam nie in Schussweite eines Deutschen. Heutzutage kann man eben keine zu großen Ansprüche stellen, und er arbeitet fleißig, aber irgendwie ist er mir nicht ganz geheuer … Ah – hier kommen die Legges.«
    Sally Legge trug lange Hosen und einen gelben Pullover.
    »Wir sind gekommen, um zu helfen«, verkündete sie strahlend.
    »Arbeit gibt es genug«, erklärte Mrs Masterton mit dröhnender Stimme. »Also, Sie könnten vielleicht …«
    Poirot benutzte diesen Augenblick, um sich unbemerkt fortzustehlen. Als er um die Ecke bog und sich der Terrasse vor dem Haus näherte, wurde er Zeuge eines neuen Dramas.
    Zwei junge Mädchen in kurzen Hosen und bunten Blusen waren aus dem Wald gekommen und standen jetzt unschlüssig vor dem Haus. Eins der Mädchen glaubte er als die Italienerin zu erkennen, die er gestern im Wagen mitgenommen hatte. Sir George lehnte sich aus dem Schlafzimmerfenster seiner Frau und rief den beiden ärgerlich zu:
    »Unbefugten ist der Zutritt verboten!«
    »Bitte schön?«, fragte das junge Mädchen mit dem grünen Kopftuch.
    »Hier dürfen Sie nicht hereinkommen – Privatbesitz!«
    Das andere junge Mädchen, das ein grellblaues Kopftuch trug, fragte freundlich: »Bitte schön? Nassecombe Kai? Ist das der Weg, bitte sehr?«
    »Betreten verboten!« brüllte Sir George.
    »Bitte schön?«
    »Verboten! Kein Durchgang. Sie müssen zurückgehen. Zurück ! Den gleichen Weg, den Sie gekommen sind.«
    Sie starrten ihn verständnislos an, dann berieten sie sich erregt in einer fremden Sprache. Schließlich fragte das Mädchen mit dem blauen Kopftuch zweifelnd:
    »Zurück? Zur Jugendherberge?«
    »Jawohl, und zwar nicht durch den Wald, sondern über die Stra ß e, verstanden, über die Straße!«
    Sie verzogen sich widerstrebend. Sir George wischte sich die Stirn und wandte sich an Poirot.
    »Damit verbringe ich einen großen Teil meiner Zeit«, bemerkte er. »Früher sind sie durch das Hauptgitter gekommen, bis ich ein Schloss anbringen ließ. Jetzt klettern sie über ein anderes Gitter und kommen durch den Wald, weil sie glauben, auf diese Weise schneller zum Flussufer zu gelangen. Es ist natürlich der kürzeste Weg,

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