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Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Wiedersehen mit Mrs. Oliver

Titel: Wiedersehen mit Mrs. Oliver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte: Ich stehe in gar keiner Beziehung zu ihr. Ich habe sie zuletzt gesehen, als sie etwa vierzehn Jahre alt war.«
    »Und doch statten Sie ihr einen Besuch ab, wenn Sie nach England kommen?«
    »Ich hatte etwas über sie in der Zeitung gelesen – unter ›Nachrichten aus der Gesellschaft‹. Ihr Mädchenname wurde erwähnt und dass sie einen reichen Mann geheiratet hatte. Ich muss die kleine Hattie besuchen, dachte ich mir; ich muss sehen, was aus ihr geworden ist.« Er zuckte die Achseln. »Ein Höflichkeitsbesuch und ein wenig Neugier – sonst nichts.«
    Wieder starrte der Kommissar de Sousa ins Gesicht. Was mochte hinter dieser glatten, spöttischen Fassade vorgehen? »Könnten Sie mir vielleicht etwas mehr über Ihre Kusine erzählen? Über ihren Charakter, ihre Gewohnheiten?«
    De Sousa schien erstaunt zu sein.
    »Sollte das wirklich etwas zu tun haben mit dem Mord im Bootshaus, den Sie, wie ich höre, zu untersuchen haben?«
    »Es könnte ein Zusammenhang bestehen«, antwortete der Kommissar.
    De Sousa betrachtete ihn einen Augenblick schweigend, dann sagte er achselzuckend: »Ich habe meine Kusine nie gut gekannt – sie war nur eins von vielen Kindern einer großen Familie und interessierte mich nicht besonders. Aber ich würde sagen, dass sie zwar schwachsinnig war, jedoch, soviel ich weiß, keine verbrecherischen Neigungen hatte.«
    »Aber Mr de Sousa, davon war doch gar keine Rede!«
    »Wirklich nicht? Warum haben Sie mir dann diese Frage gestellt? Nein, wenn Hattie sich nicht sehr verändert hat, besitzt sie keine verbrecherischen Neigungen.« Er stand auf. »Bestimmt haben Sie mir keine weiteren Fragen zu stellen, Kommissar. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und hoffe, es wird Ihnen gelingen, den Mörder zu finden.«
    »Sie haben doch nicht die Absicht, Helmmouth in den nächsten zwei bis drei Tagen zu verlassen, Mr de Sousa?«
    »Sie drücken sich sehr höflich aus, Kommissar. Ist das ein Befehl?«
    »Nur eine Bitte, Mr de Sousa.«
    »Vielen Dank. Ich habe vor, zwei Tage in Helmmouth zu bleiben. Sir George hat mich liebenswürdigerweise gebeten, bei ihm im Haus zu wohnen, aber ich ziehe vor, auf der ›Espérance‹ zu bleiben. Dort können Sie mich finden, wenn Sie weitere Fragen an mich haben.«
    Er verneigte sich höflich.
    Constable Hoskins öffnete ihm die Tür, und Mr de Sousa verließ den Raum.
    »Undurchsichtiger Kerl«, murmelte der Kommissar, und Hoskins war ganz seiner Meinung.
    »Selbst wenn Lady Stubbs verbrecherische Neigungen hätte«, meinte Bland, »wüsste ich nicht, warum sie dieses harmlose Mädchen hätte angreifen sollen. Welchen Sinn hätte das gehabt?«
    »Bei diesen verdrehten Frauenzimmern kennt man sich nie aus«, gab Hoskins zu bedenken.
    »Es fragt sich, wie verdreht sie wirklich ist.«
    Hoskins schüttelte weise den Kopf.
    »Meiner Meinung nach hat sie einen sehr niedrigen IQ.«
    Der Kommissar sah ihn ärgerlich an.
    »Plappern Sie nicht alles nach wie ein Papagei! IQ! Diese neumodischen Abkürzungen! Es ist mir ganz einerlei, ob sie einen hohen oder einen niedrigen Intelligenzquotienten hat; ich will nur wissen, ob sie eine Frau ist, die es für komisch, zweckmäßig oder notwendig hält, ein junges Mädchen mit einem Strick zu erwürgen. Und wo, zum Teufel, ist die Person? Sehen Sie mal nach, was Frank erreicht hat.«
    Hoskins entfernte sich gehorsam, kehrte jedoch kurz darauf wieder zurück. In seiner Begleitung befand sich Constable Cottrell, ein eifriger junger Mann, der eine sehr hohe Meinung von sich hatte und dem es immer gelang, Bland mit seinem forschen, selbstsicheren Wesen zu verärgern. Hoskins mit seiner Bauernschlauheit war Kommissar Bland wesentlich sympathischer.
    »Wir suchen den Park und den Garten noch immer ab, Kommissar«, erklärte Cottrell. »Wir wissen, dass die Dame bestimmt nicht durch das Gartentor hinausgegangen ist. Der zweite Gärtner, der dort die Eintrittskarten verkauft, schwört, dass er sie nicht gesehen hat.«
    »Ich nehme an, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, das Grundstück zu verlassen«, meinte der Kommissar.
    »Ja, natürlich, Kommissar. Man kann über den Pfad zur Fähre gehen, aber Merdell, der alte Mann, der die Fähre bedient, behauptet, dass sie den Garten auch auf diesem Weg bestimmt nicht verlassen hat. Er muss fast hundert Jahre alt sein, aber er ist trotzdem recht zuverlässig. Er beschrieb in klaren Worten die Ankunft des ausländischen Herrn im Motorboot und wie dieser ihn nach dem Weg nach Nasse House gefragt

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