Wiedersehen mit Mrs. Oliver
Hortensiensträuchern, am höchsten Punkt des Gartens, versteckt. Der zweite Schlüssel war im Besitz von Mrs Oliver, die die Mörderjagd organisierte. Wo ist der dritte Schlüssel, Sir George?«
»Er muss in einer Schublade des Schreibtischs, an dem Sie sitzen, liegen. Nein, in der rechten Schublade – unter einem Haufen anderer Schlüssel.«
Er ging zum Schreibtisch und begann, in der Schublade herumzukramen.
»Ja, hier ist er.«
»Wissen Sie, was das bedeutet?«, fragte Kommissar Bland. »Dass nur folgende Personen ins Bootshaus kommen konnten: Erstens der Gewinner der Mörderjagd, der als solcher ja den Schlüssel finden musste – aber das ist, soviel ich weiß, nicht geschehen. Zweitens: Mrs Oliver oder ein anderer Hausbewohner, dem sie den Schlüssel geborgt haben konnte, und drittens: Eine Person, die von Marlene selbst hereingelassen wurde.«
»Nun, dieser letzte Punkt bezieht sich wohl mehr oder weniger auf alle, nicht wahr?«
»Durchaus nicht«, erwiderte Kommissar Bland. »Wenn ich die Regeln dieser Mörderjagd richtig verstanden habe, sollte sich das Mädchen, sobald sie herannahende Schritte hörte, auf den Boden legen und die Rolle des Opfers spielen. Sie sollte von der Person entdeckt werden, die den letzten Anhaltspunkt – nämlich den Schlüssel – gefunden hatte. Sie werden also einsehen, dass Marlene nur diejenigen hereingelassen hätte, die die Mörderjagd organisiert hatten, also einen Bewohner dieses Hauses – Sie selbst, Lady Stubbs, Miss Brewis, Mrs Oliver und möglicherweise M. Poirot, den sie, glaube ich, heute Morgen kennen gelernt hatte. Wer käme sonst noch in Frage, Sir George?«
Sir George überlegte einen Augenblick.
»Natürlich die Legges – Alec und Sally Legge. Sie sind von Anfang an dabei gewesen. Und Michael Weyman, ein Architekt, der im Haus wohnt und einen Tennispavillon entwerfen soll. Und Warburton, die Mastertons, und natürlich Mrs Folliat.«
»Sonst niemand?«
»Das sind alle.«
»Wie Sie sehen, ist der Kreis nicht sehr groß, Sir George.«
Sir George wurde dunkelrot.
»Sie reden Unsinn – völligen Unsinn! Wollen Sie etwa behaupten … was behaupten Sie eigentlich?«
»Ich stelle nur fest, dass wir über vieles noch nicht Bescheid wissen«, antwortete Bland. »Es wäre beispielsweise möglich, dass Marlene aus irgendeinem Grund das Bootshaus verlassen hat. Sie könnte sogar an einem anderen Ort erwürgt worden sein, und die Leiche wurde nach der Tat zurück ins Bootshaus geschafft. Aber auch in diesem Fall muss der Täter mit allen Einzelheiten der Mörderjagd vertraut gewesen sein. Darauf kommen wir immer wieder zurück.« Er fügte in leicht verändertem Ton hinzu: »Ich versichere Ihnen, dass wir alles tun, was in unserer Macht steht, um Lady Stubbs zu finden. Inzwischen möchte ich ein Wort mit Mr und Mrs Legge und Mr Weyman wechseln.«
»Ich werde sie zu Ihnen schicken, Kommissar«, sagte Miss Brewis. »Ich nehme an, dass Mrs Legge noch in ihrem Zelt ist und die Zukunft voraussagt. Nach fünf sind eine Menge Leute zum halben Preis hereingekommen, und es herrscht überall reger Betrieb. Aber Mr Legge und Mr Weyman sind bestimmt abkömmlich – wen möchten Sie zuerst sprechen?«
»Die Reihenfolge spielt keine Rolle«, entgegnete der Kommissar.
Miss Brewis nickte und verließ das Zimmer. Sir George folgte ihr; man vernahm seine klagende Stimme: »Hören Sie, Amanda, wir müssen unbedingt …«
Kommissar Bland realisierte, dass Sir George sich in vielen Dingen völlig auf die tüchtige Miss Brewis verließ; ja, in diesem Augenblick erschien ihm der Herr des Hauses wie ein ängstlicher kleiner Junge.
Kommissar Bland griff zum Telefon und verlangte die Polizeistation in Helmmouth; er gab verschiedene Anordnungen im Zusammenhang mit der Jacht »Espérance«.
»Ich nehme an, dass Sie ebenfalls zu dem Schluss gekommen sind«, sagte er zu dem völlig ahnungslosen Hoskins, »dass es einen Ort gibt, an dem wir Lady Stubbs finden könnten – und zwar an Bord der Jacht dieses de Sousa.«
»Wie kommen Sie darauf, Kommissar?«
»Man hat die Frau durch keinen der üblichen Ausgänge gehen sehen, und in ihrer eleganten Toilette wird sie kaum über die Felder marschieren, aber es wäre möglich, dass sie sich mit de Sousa beim Bootshaus verabredet hatte, dass er sie im Motorboot zu seiner Jacht brachte und danach zum Gartenfest zurückkehrte.«
»Und warum sollte der das getan haben?«, fragte Hoskins erstaunt.
»Ich habe keine Ahnung, und es ist auch
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