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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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enttäuscht.
    Zumindest nicht bis zu dem Tag, an dem er so plötzlich verschwand.
    »Worin geirrt, Marquis? Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, dass Castilla nicht versucht hat, vor der Schwarzen Kralle zu fliehen.«

    Das Verschwinden von Castilla hatte alle sehr beunruhigt. Wollte er sie verraten? Und wenn ja – kannte er Geheimnisse, mit denen er der Schwarzen Kralle ernsthaft schaden konnte? Um der Sache auf den Grund gehen zu können, musste man seiner wieder habhaft werden – und ihn ganz aus dem Weg schaffen, falls es nötig wurde. Spitzel fanden schließlich heraus, dass Castilla Spanien per Schiff verlassen hatte und in Bordeaux in Begleitung eines gewissen Chevalier d’Irebàn wieder von Bord gegangen war. Zumindest war er im Bordregister unter diesem Namen verzeichnet. Hatten sich die beiden erst während der Überfahrt kennengelernt, oder waren sie gemeinsam auf der Flucht?
    Doch zunächst blieben diese Fragen unbeantwortet, denn die Schwarze Kralle verlor ihre Spur erneut. Von Bordeaux aus konnten sie genauso gut ein Schiff zu einem anderen Kontinent genommen haben oder auf dem Landweg weitergereist sein. Doch bald darauf wurden sie in Paris gesichtet. Ohne Umschweife beauftragte die Schwarze Kralle die Vicomtesse de Malicorne damit, alle Hebel in Bewegung zu setzten, um der Flüchtigen habhaft zu werden. In einer Stadt, in der gut 500 000 Seelen lebten, war das kein leichtes Unterfangen. Außerdem hatte die Malicorne derzeit auch noch andere Sorgen. Doch sie befand sich nicht in der Position, diesen heiklen Auftrag abzulehnen, und wider Erwarten hatte sie in dieser Sache Erfolg. Manch einer hätte sie gern darin scheitern sehen. Mit diesem Erfolg in Frankreich zog sie den Neid vieler spanischer Mitglieder der Schwarzen Kralle auf sich.
    Da Castilla mit ziemlicher Regelmäßigkeit einen gewissen Spielsalon besuchte, war er es auch, den man zuerst lokalisierte. Dann wurde man auf eine junge Frau aufmerksam,
mit der er sich häufig traf, doch bald stellte sich heraus, dass sie niemand anders war als der feurige Chevalier d’Irebàn. Um nicht aufzufallen, verkleidete sie sich oftmals als Mann, aber wenn sie als Frau auftrat, gab sie sich als einfache Waise aus Lyon aus. Sobald die Gelegenheit gekommen war, hatte Gagnière mit Hilfe von Savelda, dem kürzlich aus Spanien geschickten Handlanger, die Gefangennahme des Pärchens organisiert. Wie durch ein Wunder war es der jungen Frau jedoch gelungen zu entkommen. Castillas indessen konnte man habhaft werden, und um mehr aus ihm herauszubekommen, wurde er gefoltert.
    »Zur Sache, Marquis. Berichtet mir, was Savelda Castilla letzte Nacht entlockt hat.«
    »Wie wir vermutet hatten, ist Castilla der Geliebte des schönen Fräuleins. Aber als sie aus Spanien flohen, wollten sie nicht etwa der Schwarzen Kralle entkommen, sondern dem Vater der jungen Dame.«
    »Soll das etwa heißen, wir haben so viel Zeit und Mühe verschwendet, nur um zwei Verliebte zu finden, die durchgebrannt sind?«
    »Ja.«
    »Und Castilla hatte überhaupt nie vor, uns zu schaden?«
    »Nein, niemals. Er hatte auch keinen Verrat im Sinn.«
    Die Vicomtesse versagte sich ein Lächeln. »Unter anderen Umständen«, sagte sie, »wäre ich außer mir vor Wut. Aber wir haben damit nun endlich die Möglichkeit, unseren spanischen Brüdern einen Dämpfer aufzusetzen, und falls es nötig werden sollte, können wir ihnen sogar eine Lektion in Demut erteilen. Außerdem wird es ihnen schwer fallen, diese Erkenntnisse in Abrede zu stellen, da es ja letztlich ihr eigener Gesandter Savelda war, der sie gewonnen hat.«

    »Ich bezweifle, dass unsere missgünstigen Gegner die Ironie der Geschichte zu schätzen wissen, wenn diese Neuigkeiten in Madrid bekannt werden«, belustigte sich Gagnière.
    »Nun, es lehrt sie hoffentlich, unsere Arbeit künftig zu schätzen.« Mit einem zufriedenen Lächeln ließ sich die junge Vicomtesse de Malicorne in einen Sessel fallen. »Aber wer ist denn nun dieser Vater, vor dem Castilla sogar auf die Gefahr hin floh, sich den Zorn der Schwarzen Kralle zuzuziehen?«
    »Das ist überhaupt das Beste an der ganzen Geschichte, Madame. Der Vater ist niemand Geringerer als der Graf von Pontevedra.«
    Die Augen der Vicomtesse begannen interessiert zu glitzern.
    Pontevedra war ein ausländischer Aristokrat mit bewegter Vergangenheit, der innerhalb kürzester Zeit ein enger Freund des Grafen von Olivares und ein Günstling von Spaniens König Philipp IV. geworden war.

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