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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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einfach.«
    Da warf sie ihm einen schüchternen Blick zu, dessen Wirkung sie zweifelsohne bereits erprobt hatte. »Ich möchte Euch bitten, mich zu meinem Haus zu begleiten.«
    »Jetzt gleich?«

    »Ja. Ich habe dort einige Dinge zurücklassen müssen, die mir fehlen und die ich gern wiederhätte.«
    »Das würde allerdings von größtem Leichtsinn zeugen.«
    »Es handelt sich um Dinge, von denen sich eine Frau nur ungern und höchstens für kurze Zeit trennen … geschweige denn mit einem Mann darüber sprechen kann.«
    »Aha … Dann sprecht doch besser mit der Baronin darüber. Oder mit Naïs. Was es auch sein mag, es ist viel zu gefährlich, dass Ihr in Euer Haus zurückkehrt.«
    Die junge Frau verstand, dass sie sich hier nicht durchsetzen würde, also gab sie sich geschlagen, nickte traurig und sagte beiläufig: »Ja, Ihr habt sicher recht.«
    »Es tut mir aufrichtig leid, Cécile.«
    Sie erhob sich, nachdem sie sich noch einmal bei Marciac bedankt hatte, erklärte, dass sie wieder auf ihr Zimmer gehen wolle, und verließ die Küche.
    Marciac verharrte einen Moment bewegungslos und dachte nach.
    Dann fragte er: »Was hältst du davon?«
    Agnès trat aus dem Türbogen, in dem sie schon eine Weile gestanden hatte. Sie hatte die Unterhaltung mit angehört, ohne dass Cécile ihrer gewahr geworden war. Doch Marciac hatte sie bemerkt, und das wusste sie auch. »Sie hätte alles versucht«, sagte sie. »Einen Moment lang habe ich sogar geglaubt, du gingest ihr ins Netz.«
    »Ich bitte dich. Was, glaubst du, will sie aus dem Haus holen?«
    »Das weiß ich auch nicht, aber ich werde hingehen und nachsehen.«
    »Allein?«
    »Einer muss schließlich hierbleiben, denn weder Leprat
noch der alte Guibot werden Cécile daran hindern können, uns zu entwischen.«
    »Dann nimm wenigstens Ballardieu mit.«
    »Nichts da.«
    »Dann warte auf ihn.«
    »Keine Zeit.«

8
    Die Vicomtesse de Malicorne trug ein Kleid aus blauer Seide mit einer Perlmuttbrosche am Ausschnitt und fütterte ihren Dragun. Von einem Teller aus vergoldetem Silber pickte sie anmutig blutige Fleischstückchen und warf sie eines nach dem anderen dem kleinen Reptil zu, das von seiner Sitzstange aus danach schnappte. Es war ein prachtvolles kleines Tierchen mit schimmernden, schwarzen Schuppen, zu dem seine Herrin eine innige Bindung hegte. Schon einige Male war die Vicomtesse dabei beobachtet worden, wie sie zu ihm sprach wie mit einem Komplizen, einem vertrauten Menschen, einem Freund. Aber das Seltsamste war, dass der kleine Drache sie zu verstehen schien. In seinen verständigen Augen schimmerte Intelligenz. Und wenn sie mit ihm gesprochen hatte, meist nachts, spreizte er die Flügel und flog davon, um seine Befehle zu erfüllen.
    Als der Marquis de Gagnière ins Zimmer trat, stellte die schöne Vicomtesse den Teller mit den blutigen Fleischstückchen ab und schleckte sich geziert, aber genussvoll die Fingerspitzen ihrer grazilen Hände. Dennoch schenkte sie ihrem Besucher keine besondere Aufmerksamkeit, sondern tat, als interessiere sie sich lediglich für ihren kostbaren satten Dragun.
    »Savelda ist gerade von dem kleinen Haus mit dem Obstgarten zurückgekehrt«, berichtete Gagnière.
    »Der Unterschlupf des angeblichen Chevalier d’Irebàn?«
    »Ja. Castilla hat am Ende doch geredet.«
    »Und?«
    »Unsere spanischen Brüder haben sich geirrt.«
    Der Blick der jungen Frau wanderte von ihrem Dragun zu dem eleganten Marquis. Diese Nachricht schien sie sichtlich zu entzücken. Ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre schmalen Lippen.
    Unter allen Mitgliedern der Schwarzen Kralle gab es nur wenige, die die Gründe für ihre Einsätze kannten. Diejenigen, die überhaupt von ihnen wussten, waren die sogenann ten ›Anhänger‹. Doch auch ihnen waren weder die näheren Umstände noch die genauen Ziele der jeweiligen Missionen bekannt, und sie befolgten lediglich Befehle, die ihnen die ›Eingeweihten‹ erteilten. Sie stellten die höchste Kaste dar, nach der diejenigen streben konnten, in deren Adern kein Drachenblut floss. Als abenteuerlustiger Adliger ohne Landbesitz oder Vermögen zählte Castilla lediglich zu den Anhän gern, deren Loyalität noch nicht völlig erwiesen war. Folglich hatte man ihn bisher mit Missionen betraut, auf deren erfolgreiche Durchführung man zwar großen Wert legte, die es jedoch nicht erforderlich machten, ihn mit den genauen Hintergründen vertraut zu machen. Intelligent, fähig und tatkräftig wie er war, hatte er sie noch nie

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