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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Daraufhin war es ihm gelungen, ein Vermögen zu verdienen und zu Ruhm und Ehre zu kommen. Nun war er ein einflussreicher, mächtiger und gefürchteter Mann. Momentan hielt er sich im Zuge einer diplomatischen Sondermission in Paris auf: Seit einer Woche führte er Geheimverhandlungen im Louvre, die mit größter Wahrscheinlichkeit eine Annäherung der Königreiche von Spanien und Frankreich zum Inhalt hatten.
    Eine solche Annäherung jedoch wollte die Schwarze Kralle um jeden Preis verhindern.
    »Das erklärt natürlich alles«, sagte die Vicomtesse. »Bis hin zu der plötzlichen Wiederkehr der Klingen des Kardinals …«
    Gagnière zwang sich, seine Zweifel für sich zu behalten.
    Dass die Vicomtesse beharrlich hinter allen Ereignissen die
Agenten Richelieus vermutete, beunruhigte ihn allmählich. Gewiss, mit Hilfe der Zauberei konnte sie mehr in Erfahrung bringen, als sie verriet. Aber ihn ließ das Gefühl nicht los, dass zwischen ihr und den Klingen althergebrachte Streitigkeiten bestanden, die sie beherrschten und verblendeten.
    »Madame«, begann er in beschwichtigendem Ton. »Nichts deutet darauf hin, dass …«
    »Und wer hat dann Eurer Meinung nach heute Nacht die Tochter von Pontevedra gerettet? Ihr Retter wird ja schließlich nicht einfach so vom Himmel gefallen sein, oder? Und er konnte es sogar mit mehreren unserer Männer gleichzeitig aufnehmen! Mutig, kühn und tapfer – daran erkennt man sie, die Klingen! Wie könnt Ihr da immer noch zweifeln?«
    Sie hatte sich hinreißen lassen, das gab ihr das betretene Schweigen des Edelmannes zu verstehen. Um sich zu beruhigen, öffnete sie die kostbare Schatulle, die auf einem kleinen Tischchen neben ihr stand. Sie enthielt die Seelenkugel. Sie schloss halb die Augen und begann, mit den Fingerspitzen darüber zu streichen.
    Schließlich atmete sie tief ein und erklärte: »Dann bedenkt doch bitte Folgendes: Wenn Ihr der Graf von Pontevedra wärt und wüsstet, dass sich Eure entflohene Tochter – die womöglich sogar von der Schwarzen Kralle bedroht ist – in Paris befindet, und Ihr außerdem davon ausgehen könntet, dass Euch Frankreich aufgrund der Wichtigkeit und des heiklen Charakters Eurer Verhandlungen nichts abschlagen kann … würdet Ihr dann nicht den Kardinal um Hilfe bitten? Und würdet Ihr dann nicht auch verlangen, dass er seine besten Männer schickt?«
    »Doch«, musste Gagnière voll Unbehagen zugeben.
    »Die besten, das sind die Klingen.«

    »Da stimme ich Euch zu.«
    »Das wurde aber auch Zeit … Wie bedauerlich, dass uns Pontevedras Tochter entwischt ist! Welche Möglichkeiten uns das gegen ihn in die Hand gegeben hätte!«
    »Noch ist die Sache ja nicht vollständig verloren. Ich habe Savelda zum Haus des Mädchens in der Rue de la Fontaine geschickt. Vielleicht findet er dort ja irgendetwas, und wenn nicht, dann ist er wenigstens beschäftigt und aus dem Weg.«
    »Eine hervorragende Idee. So können wir uns nun endlich voll auf die Vorbereitung der Zeremonie heute Abend konzentrieren. Ist im Schloss alles bereit?«
    »Wir arbeiten daran.«
    »Nichts darf unseren Initiationsritus stören, Marquis. Die Große Loge würde uns nicht den kleinsten Fehler verzeihen.«
    »Das ist mir bewusst. Dennoch …« Gagnière zögerte und ließ seinen Satz unausgesprochen im Raum stehen. Aber als die Vicomtesse ihn stirnrunzelnd ansah, fuhr er schließlich fort: »Ich muss Euch noch in einer anderen heiklen Angelegenheit sprechen, Madame.«
    »Und die wäre?«
    »Laincourt.«

9
    Agnès de Vaudreuil fluchte, als sie das leere Versteck unter der Bodenplanke in Céciles Zimmer entdeckte.
    Da sie Cécile im Verdacht hatte, etwas aus ihrem Haus zur Seite schaffen zu wollen, war sie heimlich dort hingeeilt, um alles gründlich zu durchsuchen. Als ihr in der Rue des Saints-Pères eine Sänfte begegnet war, hatte sie sie herbeigewunken
und die Träger angewiesen, sie über die Rue de la Fontaine in die Rue d’Orléans im Faubourg Saint-Victor zu bringen. Sie hatte im Voraus bezahlt und war durch die Tür zwischen den Tragestangen an der Vorderseite in die Sänfte gestiegen. Kaum hatte sie die Vorhänge zugezogen, spürte sie auch schon, wie die Sänfte hochgehoben wurde und dann in gleichmäßiges Schaukeln verfiel. Als sie die Rue de la Fontaine passierten, hatte sie die Vorhänge leicht zur Seite geschoben, damit sie das Haus erkennen konnte, das ihr Marciac beschrieben hatte. Gleichzeitig konnte sie so die Umgebung in Augenschein nehmen, ohne dabei gesehen

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