Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
Saint-Victor . Saint-Lucq, der zu Fuß unterwegs war, hatte keine Chance, ihnen zu folgen.
    Ihr Ziel war ein einsam gelegenes Haus, wo man Agnès so lange festhielt, bis man die Nachricht von ihrer Gefangennahme überbracht und weitere Instruktionen erhalten hatte. Schließlich hatte man sie in diese Kutsche verfrachtet, die nun vor sich hin schaukelte. Aber wohin?
    Bisher hatte man ihr noch keine Fragen gestellt. Sie selbst schwieg und gab sich den Anschein, fügsam und verängstigt zu sein. Sie versuchte so harmlos wie möglich zu wirken, um nicht den Argwohn ihrer Bewacher zu schüren und um in einem geeigneten Moment überraschend handeln zu können. Bis dahin wollte sie jedoch tunlichst alles vermeiden, was das Missverständnis, das zu ihrer Entführung geführt hatte, aufklären könnte. Diese Männer – allen voran Savelda – hielten
sie für Cécile, und sie sollten noch mindestens so lange in diesem Glauben bleiben, bis Agnès herausgefunden hatte, mit wem sie es genau zu tun hatte und in wessen Auftrag sie arbeiteten. Da sie ihrer Geisel großen Wert beizumessen schienen, fühlte sich Agnès nicht besonders bedroht. Doch das Problem bestand darin, dass sie selbst gar nicht genau wusste, wer Cécile war. Sie trieb also ein gefährliches Spiel, indem sie versuchte, sich als jemand auszugeben, über den sie selbst fast nichts wusste. Das Beste war es da, sich so weit wie möglich bedeckt zu halten, um dumme Fehler zu vermeiden. Sie war sich sehr wohl darüber im Klaren, dass ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert war, sollte ihr Täuschungs manöver auffliegen.
    Dem Anschein nach war Cécile ein naives junges Ding auf der Suche nach ihrer älteren Schwester, die gleichzeitig mit ihrem Geliebten, dem Chevalier d’Irebàn, verschwunden war. Doch Agnès war überzeugt, dass sie den Klingen nicht die Wahrheit gesagt hatte, zumindest nicht die ganze. Somit wusste Cécile auch mehr über die Schergen, vor denen sie Marciac letzte Nacht bewahrt hat, als sie verraten wollte: Sie musste wissen, was sie von ihr gewollt hatten und warum. Wenn es nur darum gegangen wäre, sich jemanden vom Hals zu schaffen, der zu viel wusste, hätten die Schurken wohl eher versucht, sie einfach zu töten, anstatt sich die Mühe zu machen, sie zu entführen. Sie war also wahrscheinlich keine störende Zeugin, sondern eher ein wertvolles Tauschobjekt, womöglich in einem Erpressungsversuch.
    Doch was die junge Baronin de Vaudreuil am meisten be unruhigte, war, dass sie La Fargue im Veracht hatte, einige von Céciles Geheimnissen zu teilen. Geheimnisse, die er nieman dem anvertraute.

    Das Ganze war sehr verwirrend, denn es passte überhaupt nicht zum Hauptmann, der sich mit seiner Geradlinigkeit und grenzenlosen Loyalität des blinden Vertrauens seiner Klingen immer würdig erwiesen hatte. Woher also kam dieses Misstrauen? Sollten ihn die Jahre so sehr verändert haben? Nein, Zeit konnte einem so gefestigten Charakter nun wirklich nichts anhaben. Aber wie war es mit dem Verrat durch einen Freund? Möglicherweise …
    Seit Saint-Lucq mit von der Partie war, waren die Klingen des Kardinals wieder vollzählig. Komplett, aber zwei von ihnen fehlten dennoch. Diese zwei würden nie mehr zurückkehren. Der eine, Bretteville, war tot, und der andere, Louveciennes, hatte sich des Verrats schuldig gemacht. Er war La Fargues Waffenbruder gewesen, sein ältester und bester Freund. Mit ihm zusammen hatte er die Klingen gegründet und die anderen Mitstreiter rekrutiert. Grausam und unerwartet hatte sein Verrat erst zum Tode von Bretteville während der Belagerung von La Rochelle geführt und schließlich zur unrühmlichen Auflösung der Klingen. La Fargue hatte also erleben müssen, wie sein Lebenswerk von dem Mann zerstört wurde, den er wie einen Bruder liebte und der dann mit der üppigen Entlohnung für seinen Verrat in Spanien – wie es hieß – Zuflucht fand.
    Die Verletzung saß tief. Wahrscheinlich war sie nie völlig geheilt und erklärte womöglich, warum La Fargue seither gegenüber jedem Argwohn hegte und selbst seinen Klingen nicht mehr völlig vertrauen konnte. Agnès verstand ihn in gewisser Weise, aber das ungute Gefühl, das sie bei der Sache hatte, ließ sie einfach nicht los. Wenn die Klingen eine Festung waren, war La Fargue ihr Burgfried. Agnès wusste, dass sie ihr Inkognito nicht mehr allzu lange aufrechterhalten konnte.
Fast am Ziel der Reise angekommen, wurde die Kutsche langsamer und wand sich einen schmalen, steinigen

Weitere Kostenlose Bücher