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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Unsere Rivalen positionieren sich bereits. Man hat mir die Ankunft eines Mannes angekündigt, den die spanische Loge auf uns ansetzen will.«
    »Wen?«
    »Savelda.«
    Aus dem Augenwinkel erhaschte die Vicomtesse den skeptischen Ausdruck, der über Gagnières Gesicht huschte.
    »Ja, Marquis, ich teile Eure Bedenken. Es heißt, Savelda komme, um uns bei unserem großen Vorhaben zu unterstützen. Aber ich vermute, dass seine wahre Mission darin besteht, uns auf die Finger zu schauen. Sollten wir scheitern, wird man uns im Nachhinein jeden noch so kleinen Fehler ankreiden.«
    »Dann sollten wir versuchen, ihn von uns fernzuhalten.«
    »Auf keinen Fall. Aber wir müssen uns unfehlbar zeigen … Versteht Ihr nun, wie wichtig es ist, alle Vorstöße des Kardinals gegen uns vorherzusehen und zu vereiteln?«
    »Gewiss.«
    »Also beginnt zuerst damit, die Post aus Brüssel abzufangen.
Danach werden wir uns um die Klingen des Kardinals kümmern.«

13
    Die Herberge befand sich am Eingang eines kleinen Weilers. Sie war eine der üblichen Relaisstationen, an denen die Postkutschen Rast machten und die damals überall in Frankreich zu finden waren. Neben dem Hauptgebäude mit ziegelrotem Dach bestand sie aus einem Stall, einer Scheune, einer Schmiede, einem Hühnerstall, einer Remise für Kutschen und einem kleinen Schweinekoben. Eine solide Mauer aus grauweißen, groben Steinen umschloss alle Gebäude, die friedlich in der Nachmittagssonne dastanden. Unweit der Herberge plätscherte ein Bächlein, dessen Wasser das Rad einer kleinen Mühle antrieb. Ringsum erstreckten sich Wiesen und Felder, so weit das Auge reichte. Nur im Osten war am Horizont der sattgrüne Rand eines Waldes zu erkennen. Kühe weideten sich an saftigem Gras. Das Wetter war herrlich, und das gleißende Sonnenlicht ließ einen blinzeln.
    Der Hund schlug an, als ein Reiter vor der Herberge hielt.
    Im Hof pickten ein paar müde Hühner nach Körnern. In der Remise wurde eilig das Rad einer Kutsche ausgetauscht, die mit frischen Pferden noch vor Einbruch der Nacht Clermont erreichen sollte. Der Kutscher ging dem Schmied zur Hand, und die Reisenden schauten ihnen bei der Arbeit zu oder nutzten die Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten. Für gewöhnlich boten die Linienkutschen verlässliche Dienste, wenn nicht gerade ein Unfall oder eine Räuberbande dazwischenkamen. Alles in allem waren sie recht flott unterwegs,
wenn man bedenkt, in welchem Zustand sich die Straßen befanden, die im Sommer staubig und bei Regen schlammig waren. Aber wollte man reisen, blieb einem nichts anderes übrig, als einen dieser klapprigen und zugigen Wagen zu besteigen, wo man sich jeweils zu viert auf eine Holzbank gedrängt gegenübersaß, Schulter an Schulter und Knie an Knie.
    Sobald er vom Pferd gestiegen war, übergab Chevalier Antoine Leprat d’Orgueil die Zügel einem barfüßigen Stallburschen, der kaum älter als zwölf Jahre war.
    »Reib ihn trocken und füttere ihn mit dem besten Hafer, den ihr habt. Aber gib ihm nicht zu viel zu trinken. Ich breche bereits in einer Stunde wieder auf.«
    Der Reiter sprach wie jemand, der es gewohnt war, Befehle zu erteilen. Der Bursche nickte und zog das Pferd hinter sich her zum Stall.
    Ungeachtet der Blicke, die ihm folgten, steuerte Leprat auf die Tränke zu, nahm den Hut ab und tauchte seinen erhitzten Kopf in das kalte Wasser. Er wusch sich Gesicht und Nacken, spülte den Mund aus und strich anschließend sein braunes Haar glatt. Dann klopfte er den schwarzen Hut aus, an dessen Krempe sich staubige Ränder gebildet hatten, und setzte ihn wieder auf. Auch das Wams, das er offen über dem Hemd trug, war voll Staub und hatte schon bessere Tage gesehen. Doch man sah ihm noch an, dass es einst aus ausgesuchtem Stoff gefertigt worden war. Die Reitstiefel, dreckig und abgenutzt, schienen ebenfalls von bester Qualität zu sein. Und der Degen, den er am Wehrgurt trug, war von so außergewöhnlicher Art, wie ihn noch keiner, weder hier noch anderswo, je gesehen hatte. Dass er ihn an der rechten Seite trug, wies ihn als Linkshänder aus.
    Langsam stieg Leprat die Treppe zum Eingang des Hauptgebäudes
hinauf und betrat einen von Efeu umwucherten Laubengang. Nachdem er die Tür aufgestoßen hatte, verharrte er einen Moment auf der Schwelle der Gaststube und betrachtete die Reisenden, die dort an den Tischen saßen und dem Neuankömmling neugierige Blicke zuwarfen. Er war groß und kräftig gebaut, der Blick fest und ernst. Die rauen Züge verliehen

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