Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
Vom Netzwerk:
trugen Wämser aus grobem Büffelleder, waren verschwitzt, dreckig und verbreiteten den strengen Geruch von Pferdemist. Angeführt wurden sie von einem großen, hageren Kerl mit langem, flachsblondem Haar. Er trug einen Hut aus speckigem Leder, und eine tiefe Narbe am Mundwinkel verzog seine Lippen zu einem abstoßenden Grinsen. Die drei Kumpane, die ihm mit finsterer Miene auf den Fuß folgten, hatten die grobschlächtigen Gesichter skrupelloser Söldner, die für ein Stück Brot jedem die Kehle durchschneiden würden. Hinter ihnen tauchte schließlich einer auf, der die Anwesenden voll Angst erstarren ließ, denn er gehörte einer besonderen Rasse an, die sich die Drachen zu ihren Handlangern gemacht hatten. Ihre Grausamkeit und Brutalität waren allseits bekannt. Es war ein Draq – einer von der grauen Sorte. Spitze, schieferfarbene Schuppen bedeckten die breite Visage und die krallenbewehrten, dreifingrigen Hände. Allesamt waren sie Auftragsmörder.
    Die Gäste waren verstummt, und keiner wagte, sich zu rühren. Lieber tat man, als hätte man die finsteren Kumpane gar nicht gesehen, ganz so, als wäre die Bedrohung damit gebannt. Der Wirt wollte schon zögerlich auf sie zugehen, in der vagen Hoffnung, sie seien nur hier, um sich zu stärken. Doch der Mut verließ ihn schnell, und er blieb in der Nähe der Küchentür stehen.
    Langsam und forschend ließen die Söldner ihre Blicke durch die Schänke schweifen, bis sich ihre Augen an die Düsternis gewöhnt hatten. Dann erblickten sie Leprat, der vor dem zugezogenen Fenster saß. Sie hatten den Mann gefunden, den sie suchten.
    Ohne Eile schlenderten sie auf ihn zu und bauten sich vor
seinem Tisch auf. Der Draq aber blieb an der Tür stehen. Wenn einer der Gäste versuchte, sich heimlich aus dem Staub zu machen, genügte schon ein Blick von ihm, um dieses Vorhaben zu vereiteln. Seine lotrechten, hautigen Lider schlossen und öffneten sich immer wieder blitzschnell über den kalten Reptilienaugen, in denen kein Funke Gefühl zu erkennen war. Wen dieser Blick traf, der erstarrte.
    Der flachsblonde Mann setzte sich Leprat gegenüber an den Tisch, der davon jedoch völlig unbeeindruckt blieb.
    »Du erlaubst doch?«, fragte er und zeigte auf das Brathähnchen, das vor Leprat auf dem Teller lag.
    Ohne eine Antwort abzuwarten, griff er nach einer Keule, an der noch etwas Fleisch war, und biss genüsslich hinein. »Es ist mir wirklich eine Ehre«, sagte er kauend. »Da sitze ich an einem Tisch mit dem ehrenwerten Chevalier Antoine Leprat d’Orgueil … Denn der bist du doch wohl? Nein, antworte nicht! Ich habe dich gleich erkannt.« Mit dem Kinn wies er auf das weiße Rapierschwert, das in seinem Futteral auf dem Tisch lag. »Ist es wahr, dass es einst aus dem Zahn eines Drachens gefertigt wurde?«
    »Vom Knauf bis zur Spitze.«
    »Wie viele Rapiere dieser Art, glaubst du, gibt es auf der Welt?«
    »Ich weiß es nicht. Möglicherweise ist es das einzige.«
    Der Anführer der finsteren Truppe verzog anerkennend den Mund. Dann drehte er sich um und rief: »Wirt! Bring Wein für diesen Chevalier und mich. Aber den besten!«
    »Jawohl, mein Herr. Sofort.«
    Die beiden Männer am Tisch ließen sich nicht aus den Augen, bis der Wirt zurückkam und ihnen mit zitternder Hand einschenkte. Leprat machte keine Anstalten zuzugreifen.
Doch der andere hob den Becher, zuckte gleichgültig mit den Schultern und trank allein, als er bemerkte, dass Leprat es ihm nicht gleichtat.
    »Weißt du denn auch, wer ich bin?«
    Der Chevalier musterte ihn, ohne zu antworten.
    »Ich heiße Malefiz.«
    Leprat grinste.
    Malefiz.
    Wieso nicht gleich Malesche oder Missgeburt?
    In der Tat, das passte gut zu ihm.

14
    »Weiß ich genug?«
    »Man weiß genug, wenn der Gegner weniger weiß als man selbst.«
    »Aber würdet Ihr denn sagen, ich habe Fortschritte gemacht?«
    Nachdem er seinen mageren Lohn gezählt hatte, zog Almadès die Kordeln seiner Börse zusammen und sah den jungen Mann an, der ihn, noch verschwitzt und außer Atem von seiner Fechtstunde, ängstlich anschaute. Er kannte diesen Blick. Er war ihm im Laufe der Jahre oft begegnet; umso mehr wunderte es ihn, dass er sich noch immer davon erweichen ließ.
    »Ja. Ihr habt gute Fortschritte gemacht.«
    Das war nicht einmal gelogen, wenn man berücksichtigte, dass der junge Mann bis vor einer Woche noch nie ein Schwert in der Hand gehalten hatte. Er war Student der Juristerei
und hatte Almadès vor kurzem in einem Gasthof im Faubourg Saint-Antoine

Weitere Kostenlose Bücher