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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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da ein weiterer Kaufmann.
    »Doch«, bekräftigte ein Hausierer, der die Region sehr gut kannte. »Das ist die Wahrheit.«
    »Seit wann trägt eine Baronin hier denn bitteschön ein Schwert?«
    »Seit sie Gefallen daran gefunden hat …«
    »Das ist aber doch sehr ungewöhnlich.«
    »Ach, die Baronin Agnès de Vaudreuil …«, seufzte der erste Kaufmann verträumt.
    »Es heißt, sie sei von sehr nobler Abstammung«, warf sein Kollege in die Runde.
    »Alter Schwertadel«, beteuerte der Veteran, der die Religionskriege
erlebt hatte. »Aus bestem Hause. Ihre Vorfahren waren bei den Kreuzzügen dabei, und ihr Vater kämpfte an der Seite von König Heinrich.«
    Das Gespräch trug sich in dem Landgasthof Zum Silbernen Fässchen zu , der an der Straße nach Paris gelegen war. Die zwei Kaufmänner hatten beschlossen, dort Rast zu machen, nachdem sie einen ausgezeichneten Handel auf dem Markt von Chantilly abgeschlossen hatten, der sie in beste Laune versetzte. Zwei Männer hatten sich zu ihnen an den Tisch gesellt. Der eine war ein recht origineller Stammgast, ein alter Soldat mit Holzbein, der von einer mageren Pension lebte und die meiste Zeit des Tages damit verbrachte, sich von Durchreisenden zu einem Gläschen einladen zu lassen. Der andere war ein Hausierer, den die Aussicht, seine Reise mit dem schweren Weidenkorb auf dem Rücken fortzusetzen, nicht sehr lockte. Es war eine Stunde nach Mittag, und nachdem der Hochbetrieb vorüber war, hatten sich die Tische schnell geleert. Der Wein lockerte die Zungen, und so plauderte man offen und lautstark miteinander.
    »Sie schien sehr hübsch zu sein«, schwärmte einer der Händler.
    »Hübsch?«, entgegnete der Veteran, »sie ist weit mehr als das … Feste Brüste, lange Beine. Und erst ihr Hintern, meine Herren … ihr Hintern!«
    »Wenn man Euch so von ihrem Hintern sprechen hört, könnte man schwören, Ihr hättet ihn schon zu Gesicht bekommen …«
    »Teufel, ich hatte noch nicht das Glück … Aber andere haben ihn schon gesehen. Und angefasst. Und probiert. Denn wir sprechen hier von einem sehr wohlwollenden Hintern …«

    Die Zechbrüder wurden redselig, das Thema war einladend, und die Krüge wurden zügig geleert und ebenso schnell wieder gefüllt. Trotz der Aussicht auf ein gutes Geschäft schien Meister Leonard, der Wirt des Silbernen Fässchens , wenig erfreut. Besorgt schielte er zu einem Gast hinüber, der allein an einem Tisch saß, missmutig dreinblickte und ganz offensichtlich nur mit Mühe seine Wut unterdrücken konnte.
    Der Mann trug ausgetretene Stiefel, braune Hosen aus Leder und hatte das Wams aus rotem Velours aufgeknöpft, sodass man den nackten Oberkörper sah. Er war stattlich gebaut, mit kräftigen Schenkeln, mächtigen Schultern und einem breiten Nacken, doch mit den Jahren hatte er Fett angesetzt. Er war etwa fünfzig Jahre alt, vielleicht auch älter, trug einen kurz geschnittenen Bart, und sein zerfurchtes Soldatengesicht war etwas aufgedunsen. Auf den Backen zeichnete sich ein feines Netz aus roten Äderchen ab. Doch sein Blick war hellwach und klar, und der Eindruck von Stärke, den er verbreitete, täuschte nicht.
    »Kennt Ihr denn einen der Glücklichen, die ihren Hintern schon erleben durften?«, fragte der schon ziemlich betrunkene Kaufmann fröhlich in die Runde. »Ich möchte ja nur zu gern hören, was sie zu erzählen haben!«
    »Da gibt es einige. Sie ist nicht gerade schüchtern.«
    »Es heißt, sie tötet all ihre Liebhaber«, warf der Hausierer verschwörerisch ein.
    »Albernes Geschwätz!«
    »Man könnte eher sagen, sie verzehrt sie!«, korrigierte der Veteran mit einem Augenzwinkern. »Wenn ihr wisst, was ich meine …«
    »Ja, ich weiß, wovon du sprichst!«, rief der Kaufmann ihm
ausgelassen zu. »Und ich muss schon sagen, ich könnte mir einen schlimmeren Tod vorstellen … Ha, dem Weibsbild würde ich auch gern mal den Hof machen!«
    Bei diesen Worten erhob sich derjenige, der ihr Gespräch heimlich verfolgt hatte, mit dem entschlossenen Ausdruck eines Mannes, der tun musste, was zu tun war. Mit festen Schritten ging er auf die Zechbrüder zu. Auf halbem Wege stellte sich ihm Meister Leonard entgegen, was Mut erkennen ließ, denn er war gut zwei Köpfe kleiner und nur halb so schwer. Aber schließlich ging es hier um seine Gaststube.
    »Monsieur Ballardieu, ich bitte Euch …«
    »Keine Sorge, Meister Jacques. Ihr kennt mich doch.«
    »Das ist es ja … Bei allem Respekt, sie haben getrunken. Zu viel getrunken. Sie wissen

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