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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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Trommelwirbel ausreichen, um sie zum Einsturz zu bringen. Dennoch konnte man Paris nur durch eines der Stadttore betreten. Sie waren zwar alt und baufällig, aber nichtsdestoweniger imposante Bauwerke, die immerhin von der bürgerlichen Miliz geschützt wurden. Zollbeamte erhoben Abgaben auf alle Waren, die eingeführt werden sollten, und oft bildeten sich lange Warteschlangen, da die Wachposten peinlich genau alle Dokumente der Einreisenden kontrollierten.
    Als Leprat und Athos endlich den Faubourg Saint-Germain erreicht hatten, gingen sie vorbei an der Saint-Sulpice- Kirche
und betraten schließlich in der Rue du Vieux-Colombier das Portal des Palais Tréville .
    Monsieur de Tréville war der Hauptmann der Kompanie der königlichen Musketiere, und so wirkte sein Haus eher wie ein Heerlager als wie das Anwesen eines hohen Herrn. Dort traf man auf so manchen stolzen Adligen, verarmt, aber mit flammendem Blick. Auch wenn sie oft nicht reich waren, waren die Musketiere Ihrer Majestät doch blaublütige Heißsporne. Alle waren sie bereit, bei der erstbesten Gelegenheit den Degen zu ziehen. Und, ob sie nun im Dienst waren oder nicht, ob sie den blauen Mantel mit Silberkreuz und Lilienflor trugen oder nicht, sie fanden sich immer wieder gern hier ein. Sie biwakierten im Innenhof oder schliefen in den Ställen, hielten ihren Posten im Treppenhaus oder spielten Würfel in den Vorzimmern. Manchmal kreuzten sie auch fröhlich in den Fluren die Klingen, zum Zeitvertreib, als Übung oder um ihr Können unter Beweis zu stellen. Dieses lustige Schauspiel, das so manchem Besucher in lebhafter Erinnerung blieb, war nichts Außergewöhnliches. Zu damaliger Zeit wurden oftmals Truppen für einen anstehenden Krieg rekrutiert und dann aus ökonomischen Gründen wieder aufgelöst, sobald man keinen Bedarf mehr an ihnen hatte. Die wenigen ständigen Regimenter waren – aus Mangel an Kasernen – nirgends kaserniert. Doch auf die fabelhafte Garde der könig lichen Musketiere konnte man zu jeder Zeit zählen, und so wurden sie auch in Friedenszeiten nicht demobilisiert. Doch deswegen scherte man sich nicht mehr darum, wo sie unterkamen, wie sie ausgerüstet waren oder wie sie ihre täglichen Bedürfnisse stillten: ihr Sold, obwohl er eher mager ausfiel, musste für all dies reichen.
    Im Palais Tréville hatten bereits alle Wind davon bekommen,
in welchen Hinterhalt Leprat geraten war. Man dachte, er liege im Sterben, und so fiel der Jubel bei seiner Ankunft besonderes herzlich aus. Athos, der sich aus dem ganzen Trubel heraushielt, begleitete Leprat bis zu der großen Treppe, auf der sich Musketiere, Diener und Bittsteller drängten. Dort verließ er ihn.
    »Schont Eure Kräfte, mein Freund. Ihr habt viel durchgemacht.«
    »Versprochen. Ich danke Euch, Athos.«
     
    Leprat ließ sich melden und musste nicht lange im Vorzimmer warten, bis er empfangen wurde. Als er über die Schwelle trat, kam ihm Hauptmann Tréville entgegen und begrüßte ihn freudig.
    »Tretet ein, Leprat, tretet ein! Nehmt doch Platz. Ich freue mich sehr, Euch früher als erwartet wieder auf den Beinen zu sehen. Ich hatte vor, Euch noch heute Abend einen Krankenbesuch abzustatten.«
    Leprat bedankte sich und nahm Platz, während sich Monsieur de Tréville wieder hinter seinen Schreibtisch begab.
    »Zuerst einmal möchte ich wissen, wie es Euch geht.«
    »Gut.«
    »Euer Arm? Und der Oberschenkel?
    »Beide tun noch ihren Dienst.«
    »Großartig. Und nun zu Eurem Bericht.«
    Dieser Aufforderung kam der Musketier sogleich nach und berichtete, wie er Malefiz’ Schergen entkommen war.
    »Malefiz, sagt Ihr?«
    »Das ist der Name, den er mir genannt hat.«
    »Ich werde ihn mir merken.«
    Dann kam Leprat schnell auf den Vorfall in der Rue Saint-Dénis
zu sprechen, und auch auf den geheimnisvollen Reiter, der ihn ohne mit der Wimper zu zucken niedergeschossen hatte. Als er mit seinem Bericht zum Ende gekommen war, stand der Hauptmann auf, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und blickte nachdenklich aus dem Fenster. Dort bot sich ihm ein Blick auf den Hof seines Palais, wo sich die Musketiere tummelten. Er liebte, beschützte und tadelte seine Männer wie ein Vater. So undiszipliniert und streitlustig sie auch waren, so war doch jeder Einzelne bereit, alle Gefahren auf sich zu nehmen und sein Leben für den König und für Frankreich zu riskieren. Die meisten waren noch recht jung, und wie alle jungen Leute dachten sie, sie seien unsterblich. Doch dies allein erklärte

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