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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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hinüber, die in einer Reihe vor ihm standen.
    »Ist die Sache erledigt?«, fragte einer.
    »Erledigt.«
    »Hat er geglaubt, dass wir ihn verfolgen?«
    »Ja. Ihr habt Eure Rolle gut gespielt.«
    »Und wie sieht es nun mit der Bezahlung aus?«
    »Wendet Euch an Rochefort.«
    Der Reiter nickte, und die ganze Truppe ritt im Galopp davon.
    Saint-Lucq blickte ihnen noch lange nach, bis sie am Horizont verschwunden waren, und blieb allein zurück.

13
    Der Nachmittag war gerade angebrochen, als sie Laincourt holten. Ohne ein Wort führten zwei Kerkermeister ihn aus seinem Verlies und durch feuchte Gänge eine Wendeltreppe hinauf. Der Gefangene stellte keine Fragen: Er wusste, das dies zwecklos wäre. Die Fesseln an seinen Knöcheln und Handgelenken hatte man ihm gelöst. Wahrscheinlich hätte er seine beiden Bewacher, von denen einer mit einer Laterne vorausging und der andere hinter Laincourt herstapfte, sogar überwältigen können. Beide Wachen waren lediglich mit Knüppeln am Gürtel bewaffnet. Sie fühlten sich überlegen und waren sich ihrer Sache zu sicher. Aber heute stand kein Ausbruch auf der Tagesordnung.
    Sie gingen am Erdgeschoss vorbei, was Laincourt zeigte, dass sie Châtelet nicht verlassen würden. Im ersten Stock schließlich blieb der Kerkermeister, der voranging, vor einer geschlossenen Tür stehen und drehte sich zu dem Gefangenen um. Er bedeutete ihm, die Arme auszustrecken, und fesselte ihm die Handgelenke mit einem Lederriemen. Dann öffnete er die Tür und trat zur Seite. Der andere Kerkermeister wollte Laincourt vorwärts schubsen, doch der ahnte den Stoß voraus, konnte ihm ausweichen und trat freiwillig ein. Hinter ihm fiel die Tür wieder ins Schloss.
    Er befand sich in einem niedrigen und kalten Zimmer mit Steinboden und kahlen Wänden. Das Tageslicht fiel als blasse Sonnenstrahlen durch schmale Fenster herein. Einst hatten sie wohl als Schießscharten gedient, aber nun waren sie mit Glassscheiben versehen. Es gab auch einen Kamin. Das Feuer darin musste gerade erst entfacht worden sein, denn seine Wärme hatte die Feuchtigkeit noch nicht vertreiben können.
Auf einem Tisch brannten die Kerzen zweier schwerer Leuchter, und an diesem Tisch saß Richelieu. Fröstelnd zog er sich den Mantel mit dem dicken Pelzkragen fester um die Schultern. Er trug Reitstiefel und hatte die Handschuhe anbehalten. Nur der breitkrempige Hut, der außerhalb des Kardinalspalais sein Inkognito wahrte, lag vor ihm auf dem Tisch. »Tretet näher, Monsieur!«
    Laincourt leistete dem Befehl Folge und trat vor den Tisch, wobei er respektvoll so viel Abstand hielt, dass des Kardinals Sicherheit nicht gefährdet erschien.
    Richelieu war nicht allein gekommen. Hauptmann Saint-Georges, der Kommandant der Kardinalsgarde, stand schräg hinter seinem Herrn, das Schwert griffbereit an der Seite und den Blick voll Hass und Verachtung. Auch einer der unzähligen Sekretäre Richelieus hatte sich mit hierher begeben. Er saß auf einem Hocker, hatte seine Schreibutensilien auf dem Schoß und wartete mit gezückter Feder darauf, das folgende Gespräch niederzuschreiben.
    »Nun«, begann der Kardinal, »Ihr spioniert mich also aus …«
    Der Sekretär fing sofort an, mit seiner Gänsefeder knirschend alles festzuhalten.
    »Ja«, antwortete Laincourt.
    »Das ist sehr schlecht. Wie lange geht das schon?«
    »Lange genug.«
    »Ich vermute, seit Eurem zu langen Aufenthalt in Spanien.«
    »Ja, Eminenz.«
    Saint-Georges fuhr zusammen. »Verräter!«, zischte er voll wütender Betroffenheit.
    Richelieu hob sofort die Hand und bedeutete ihm zu
schweigen. Dann wendete er sich wieder an den Gefangenen. »Euch war die Ehre meines Vertrauens zuteil, und ich denke, ich habe Euch immer gut behandelt. Also sagt mir, warum Ihr es getan habt.«
    »Aus Gründen, die wichtiger sind als diejenigen, die ihnen dienen, Eminenz.«
    »Ihr tatet es also aus Idealismus … Ja, das kann ich verstehen … Wurdet Ihr denn gut dafür entlohnt?«
    »Gewiss.«
    »Von wem?«
    »Von Spanien.«
    »Und von wem sonst noch?«
    »Von der Schwarzen Kralle.«
    »Eminenz!«, mischte sich nun Saint-Georges zitternd vor Wut ein. »Dieser Verräter verdient nicht, dass Ihr überhaupt das Wort an ihn richtet! Überlassen wir ihn dem Folterknecht, der wird ihm schon alles entlocken.«
    »Aber ich bitte Euch, Hauptmann … Natürlich erzählt man einem fachkundigen Folterknecht früher oder später alles, was man weiß. Aber eben auch alles mögliche andere … Und außerdem müsst Ihr

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