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Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen

Titel: Wielstadt-Trilogie Bd. 1 - Drachenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Pevel
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doch auch feststellen, dass Monsieur de Laincourt auf all unsere Fragen bereitwillig antwortet.«
    »Also gut, dann sollten wir ihn unverzüglich verurteilen und aufhängen lassen!«
    »Alles zu seiner Zeit.«
    Richelieu wendete sich aufs Neue Laincourt zu, der während dieses Wortwechsels völlig ungerührt geblieben war.
    »Ihr scheint das Los nicht zu fürchten, das Euch erwartet, Monsieur. Aber seid Euch gewiss, es ist kein beneidenswertes Schicksal … Seid Ihr etwa ein Fanatiker?«

    »Nein, Eminenz.«
    »Dann klärt mich auf. Woher nehmt Ihr diese Seelenruhe?«
    »Ich bin sicher, Eure Eminenz wissen es bereits, oder Ihr könnt es Euch zumindest denken.«
    Der Kardinal lächelte, aber Saint-Georges trat wütend einen Schritt vor und griff nach seinem Degen. »Was maßt Ihr Euch da an! Ihr habt zu antwortet, wenn man Euch etwas fragt!«
    Richelieu musste ihn aufs Neue beschwichtigen.
    »Ich vermute, Monsieur Laincourt, dass Ihr im Besitz eines Dokuments seid, das Euch schützt.«
    »So ist es.«
    »Es handelt sich um einen Brief, nicht wahr? Um einen Brief und um eine Liste.«
    »Ganz recht.«
    »Es wird einfach zu viel geschrieben … Was fordert ihr im Austausch dafür?«
    »Mein Leben. Die Freiheit.«
    »Ihr verlangt viel.«
    »Im Übrigen tausche ich auch gar nicht.«
    Ob dieser Unverfrorenheit blieb Saint-Georges der Mund offen stehen, doch der Kardinal runzelte nur erstaunt die Stirn, stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und faltete die Hände vor seinen schmalen Lippen.
    »Ihr tauscht also nicht«, fuhr er fort. »Verkauft Ihr dann vielleicht?«
    »Auch das nicht.«
    »Dann kann ich Euch nicht folgen.«
    »Der Brief wird mich nicht mehr schützen, sobald Ihr ihn in Händen habt. Man nimmt ja auch nicht im Angesicht des Feindes seinen Kürass ab.«

    »Was aber, wenn der Feind den Frieden verspricht?«
    »Ein Feind kann alles Mögliche versprechen.«
    Dieses Mal hob Richelieu bereits die Hand, bevor sein Hauptmann reagieren konnte. Der Sekretär zögerte, ob er diese dreiste Antwort überhaupt notieren sollte. Im Kamin fing ein Holzscheit knackend Feuer, flackerte auf und rutschte zischend zur Seite.
    »Ich will diesen Brief«, bekräftigte der Kardinal nach einer kurzen Pause. »Solltet Ihr Euch wirklich nicht von ihm trennen wollen, kann ich Euch auch dem Folterknecht übergeben. Er wird Euch schon dazu bringen zu verraten, wo er verborgen ist.«
    »Ich habe ihn bei einer Person meines Vertrauens hinterlegt. Einer Person, die durch Rang und Adel geschützt ist. Sogar vor Euch.«
    »Da gibt es nicht viele. Hier im Königreich lassen sie sich an einer Hand abzählen.«
    »An einer Hand, die Stahl ziert.«
    »Englischer Stahl?«
    »Möglich.«
    »Ihr verhandelt geschickt.«
    Laincourt verneigte sich leicht. »Ich hatte einen guten Lehrer, Eure Eminenz.«
    Richelieu wischte das Kompliment mit einer vagen Handbewegung zur Seite, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen. »Kennt die Person, von der Ihr sprecht, den Inhalt des Briefes, der ihr anvertraut wurde?«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Was schlagt Ihr also vor?«
    »Eminenz, Ihr täuscht Euch, wenn Ihr sagt, Ihr wünschtet diesen Brief wiederzufinden.«

    »Ach wirklich?«
    »Denn eigentlich wollt Ihr ihn nur zerstören, nicht wahr? Was Ihr wirklich wünscht, ist, dass dieses Dokument für immer im Verborgenen bleibt.«
    Der Kardinal richtete sich in seinem Stuhl auf und gab dem Sekretär ein Zeichen, damit dieser aufhörte mitzuschreiben. »Es scheint, nun verstehe ich Eure Absicht, Monsieur de Laincourt. Ihr fordert Euer Leben und die Freiheit, und im Gegenzug sorgt Ihr dafür, dass dieser kompromittierende Brief nicht ans Licht kommt. So ist Eure Sicherheit garantiert. Wenn ich Euch ins Gefängnis werfen oder töten lasse, wird sein Geheimnis unverzüglich gelüftet werden. Aber welche Garantien bietet Ihr mir im Gegenzug?«
    »Wenn ich das Geheimnis enthülle, bin ich meines Lebens nicht mehr sicher, Eminenz. Und ich weiß, egal, wohin ich dann fliehe, ich werde Euch niemals entkommen können. Wenn ich also leben will …«
    »Wollt Ihr denn leben, Monsieur de Laincourt?«
    »Ja.«
    »Dann denkt lieber auch an Eure Herrn. Vergesst die Schwarze Kralle nicht. Der Hebel, den Ihr bei mir ansetzt, kann bei ihnen nichts bewirken. Im Gegenteil: Die Schwarze Kralle hat sicher größtes Interesse daran, dass das Geheimnis, das uns verbindet, gelüftet wird. Wer beschützt Euch dann vor ihr? Oder vielmehr: Wer beschützt uns dann vor

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