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Wikinger meiner Traeume - Roman

Wikinger meiner Traeume - Roman

Titel: Wikinger meiner Traeume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josie Litton Eva Malsch
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meinte Rycca.
    Statt zu antworten, zuckte er die Achseln, winkte Magnus zu sich und beauftragte ihn, den verletzten jungen Mann in die Stadt tragen zu lassen. Dann ging er zur Festung. Um mit ihm Schritt zu halten, musste Rycca laufen.
    Bis sie die Küche erreichten, herrschte drückendes Schweigen.

    »Gib mir den Schlüssel zum Gewürzschrank«, befahl Dragon, und sie gehorchte sofort.
    Etwas ungeschickt löste sie den großen eisernen Schlüssel von dem Ring, an dem auch die anderen baumelten.
    »Ist das der Richtige?«, fragte ihr Gemahl. »Bist du sicher?«
    »Ja. Siehst du die kleine Kerbe am Griff?«
    Dragon nickte, nahm ihr den Schlüssel aus der Hand und steckte ihn ins Schloss. Mühelos ließ er sich herumdrehen. »Tatsächlich, er passt.«
    »Das weiß ich. Erst gestern habe ich den Schrank geöffnet.«
    »Hast du ihn wieder verschlossen und den Schlüssel abgezogen?«
    »Natürlich.« Da sie seine Skepsis spürte, fügte sie hinzu: »Dieser Schlüssel ist groß und schwer. Hätte ich ihn stecken lassen, wäre mir das wenig später aufgefallen. Und wenn nicht, hätten es Magda oder eine der anderen Frauen zweifellos bemerkt.«
    »Haben sie dir keine Schwierigkeiten bereitet?«
    »Niemals! Alle Leute sind sehr freundlich. Und sie tun ihr Bestes, um mir zu helfen.« Alle außer Magnus, ergänzte sie in Gedanken. Doch das wollte sie ihrem Mann nicht anvertrauen – schon gar nicht, als sich seine Miene verschloss. Mit unergründlichen Augen erwiderte er ihren Blick »O Gott, Dragon – bitte...«, stammelte sie erschrocken. »Ich schwöre dir, ich habe nicht...«
    Gebieterisch hob er eine Hand und fiel ihr ins Wort. »Du bist meine Frau, die Herrin von Landsende – und für alle Belange des Haushalts verantwortlich.«
    »Das weiß ich, aber...«
    »Du musst den Schlüssel verlegt haben.«
    »Nein, sicher gibt’s einen zweiten.«
    »Wenn es so wäre, hätte ich davon erfahren.«
    »Dann hat jemand andere Mittel und Wege gefunden, um das Schloss zu öffnen.«

    »Ja – manche Schlösser lassen sich mit einer sehr dünnen Nadel aufbrechen.« Hastig fügte Dragon hinzu: »Dafür braucht man allerdings ein besonderes Geschick.«
    Rycca senkte mutlos den Kopf. Doch sie riss sich sofort wieder zusammen und straffte die Schultern. »Tut mir Leid, dass ich dir solche Schwierigkeiten bereite. Das wollte ich wirklich nicht.«
    Seufzend strich er durch sein Haar, und sie merkte ihm an, wie müde er war – so wie alle Bewohner von Landsende nach der viertägigen Knochenarbeit.
    »Wirklich, es tut mir Leid«, beteuerte sie in etwas sanfterem Ton. »Wenn ich auch nicht weiß, was hier geschieht – und es jagt mir Angst ein.«
    »Das werden wir herausfinden, Rycca«, versprach er und berührte ihre Wange. »Von jetzt an musst du Augen und Ohren offen halten. Sobald dir irgendetwas Merkwürdiges Auffällt, gib mir sofort Bescheid.«
    »Natürlich.« Sie blieb in der Küche, um aufzuräumen, während Dragon mit den Wachtposten sprach. Als er zurückkehrte, hatte sie Ordnung gemacht.
    »Wie erwartet, haben die Männer nichts beobachtet«, berichtete er. »In Zukunft werden sie besser aufpassen.«
    Mehr konnten Dragon und Rycca im Augenblick nicht tun. Während der Ernte fehlte ihm die Zeit, um gründliche Nachforschungen anzustellen. Danach würde der Jarl den Unruhestifter entlarven – das gelobte er sich mit grimmiger Miene. Er musste herausfinden, wer einen so schweren Verdacht auf seine Frau lenkte, und den Schuldigen bestrafen.
    Drei weitere Tage lang arbeiteten die Leute unermüdlich, um die goldenen Felder abzuernten. Gebündelt trockneten Roggen und Weizen unter der Sonne in einer sanfte Brise. Bald würden die Mühlen zu mahlen beginnen. In einer großen Scheune würde man Futter für Schafe und Rinder lagern,
die man demnächst von den höher gelegenen Weiden herabführen wollte. Bier und Met würde man brauen, Matratzen mit frischem Stroh füllen und aus den restlichen Halmen Puppen für die Kinder basteln. Danach sollte ein großes Fest stattfinden.
    Dieser Gedanke – und die Freude auf gut bestückte Speisekammern im Winter – ermutigte die Menschen, ihre wachsende Erschöpfung zu überwinden.
    Als die letzten Ähren eingesammelt waren und die Sonne auf kahle Felder herabschien, stieg heller Jubel zum Himmel empor. Die Leute suchten ihre Decken und Töpfe zusammen, all die Utensilien, die sie auf die Äcker mitgenommen hatten, um sich den Weg nach Hause und wieder zurück zu ersparen. Mit schweren Schritten

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