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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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Hutewald und schoss ein Kitz. Mit des Earls Erlaubnis, wie Angus betonte; andernfalls hätte es sich um Wilderei gehandelt. Mit ein paar Kräutern war bald eine wohlschmeckende Mahlzeit zubereitet. Als alle satt und die Reste verstaut waren, ging es weiter. Träge vom Mittagsmahl, kam kaum eine Unterhaltung auf. Auch Rúna war in ihre eigenen Gedanken versunken. Je näher sie ihrem Ziel rückten, desto mehr Sorgen machte sie sich.
    Was, wenn Baldvin in eine Falle tappte und sein Ansehen, gar sein Leben verlor? Wenn Yngvarr sein Scheitern nutzte, sich über ihn zu stellen? Wenn Yngvarr recht hatte, dass Rouwen einen seiner Schwüre brach? Jenen, den er seinem Orden gegenüber geleistet hatte, durfte er gerne vergessen, wenn es nach ihr ginge. Doch was, wenn er sich gegen Baldvin und die Yoturer stellte?
    Was, wenn sie alle bei einem Kampf starben?
    Dazu durfte sie es auf keinen Fall kommen lassen. Vielleicht sollte sie sich der Sache einfach selbst annehmen und den Mönch zu ihrem Vater bringen. Ihr könnte nun als Vorteil gereichen, was sie bisher im Kampf immer als Nachteil erachtet hatte. Sie war eine Frau. Burgen waren bevölkert; sie könnte einfach hineinspazieren. Eine Ausrede würde sich schon finden.
    Und dann würde sie einfach tun, was ihr in Eastfield-upon-Eye-Water schon einmal so vortrefflich gelungen war. Sie würde sich Oxnac schnappen und entführen. Oder, falls das nicht gelang, ihn töten.
    Damit wäre die Fehde beendet. Die Mutter wäre gerächt, der Vater könnte in Frieden nach Yotur zurückkehren. Rouwen wäre frei. Sie selbst hätte Achtung und Ruhm gewonnen – diese Reise wäre unverhofft zu ihrer Wikingfahrt geworden, und sie könnte der Bürde, einmal Baldvins Thronstuhl zu beerben, gelassener entgegensehen. Und vorher vielleicht sogar mit Rouwen gehen und dessen Zuhause besuchen, das zu verheimlichen er keinen Grund mehr hätte. Oder Rouwen bliebe auf den Hjaltland-Inseln …?
    Nein, das war zu weit vorausgedacht. Das Problem seines Keuschheitsschwurs bestand fort. Wie auch immer, wenn es ihr gelang, Oxnac zu schnappen, wären alle anderen Schwierigkeiten mit einem Schlag beseitigt. Wie ein Hieb mit einem Schwert auf einen riesigen Deichselknoten. Ein Held aus dem Orient hatte es einmal so gemacht; Arien hatte über ihn in einem Buch gelesen. Im Laufen befingerte Rúna Falkenkralles Griff.
    Sie hatte sich entschlossen. Sie würde diesen Knoten zerhauen.
    Für eine gute Stunde folgten sie einem Weg, der sich zwischen grünen Böschungen, aus denen schroffe Felsen stachen, entlangwand. Die Sonne stand schon tief. Immer öfter sahen sie jetzt Schotten, die denselben Weg nahmen; offenbar wollten auch sie zur Burg. Eine Familie zog einen Karren mit Stroh. Andere trugen Strohgarben auf den Schultern. Zwei Frauen hatten lebende Hühner an die Gürtel gebunden, die im Takt ihrer Schritte flatterten und gackerten. Sie alle stockten in ihrem Schritt, als die Wikinger an ihnen vorbei marschierten, wichen zu den Grashängen zurück und tuschelten.
    »Die Zeiten sind wirklich übel geworden«, knurrte Yngvarr in seinen Bart. »Niemand hat mehr eine Ahnung, wer oder was wir sind.«
    »Sie werden denken, ihr seid Nachkommen norwegischer Siedler«, sagte Angus. »Und dass ihr bewaffnet seid, weil ihr in den Diensten des Earls steht.«
    Yngvarr drehte den Kopf zur Seite und spuckte auf diese Worte.
    »Bald kommt ein Wirtshaus, dort können wir essen. Bis zur Burg ist es nicht mehr weit. Wenn …«, begann Angus, doch Baldvin schüttelte den Kopf.
    »Wir werden uns ausruhen und noch eine Nacht abwarten, aber im Wald. Und du wirst mit uns kommen. Haben wir uns verstanden?«
    Der Schotte grinste. »Sicher. Ihr traut mir nicht, und meine Führung braucht ihr jetzt nicht mehr. Damit habe ich gerechnet.« Als wolle er sich ergeben, hob er die Hände. »Ich habe nichts gegen ein Lager im Freien.«
    Der Trupp schlug sich in den Wald und fand bald eine geschützte Lichtung. Rúna half Sverri, das Zelt für Arien und sich aufzubauen, dann verkündete sie beiläufig, noch einmal auf die Jagd gehen zu wollen.
    »Wann bist du zurück?«, fragte Rouwen.
    Sie erschrak. Konnte er ahnen, was sie vorhatte?
    »Ich werde mir Zeit lassen, denn ich habe langsam genug von der Gegenwart so vieler Kerle«, sagte sie spitz.
    »Sei vorsichtig. Dies ist ein fremdes Land …«
    »Ich kann auf mich aufpassen!«, zischte sie.
    Es tat ihr leid, ihn so anzufahren, aber er durfte nicht auf den Gedanken kommen, sich um sie zu sorgen – und

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