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Wikingerfeuer

Wikingerfeuer

Titel: Wikingerfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shirley Waters
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ja Sommersprossen, habe ich dir das schon erzählt, Leofric? Ich will sie auch, wenn du fertig bist. Aber geh sanft mit ihr um. Nicht dass ich eine heulende Trauerweide im Arm halte!«
    Der Mann, der sie angesprochen hatte, winkte unwirsch ab. »Jetzt erschrickst du sie, du Dummkopf. Nun, Mädchen, was sagst du? Ein Silberpenny ist doch eine Menge Geld für dich.«
    Du bist anscheinend taub, du dämlicher Hornochse. Ich habe bereits abgelehnt.
    Sie öffnete den Mund, um es ihm zu sagen, mit genau diesen Worten. Da drängte sich plötzlich Arien an sie. Bei Freya, war das freche Adlerjungchen ihr nachgeschlichen und hatte sich diese Schändlichkeiten angehört? Wenn das alles vorbei war, würde sie ein ernstes Wort mit ihm reden müssen.
    »Da bist du ja, Schwester«, plapperte er fröhlich drauflos. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
    Er schmiegte sich an sie wie ein kleines Kind und strahlte sie an. Sie legte den Arm um ihn.
    »Schön, dass du wieder da bist. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Jetzt bleibst du aber bei mir, ja?«
    Der Mann namens Leofric runzelte unwillig die Stirn, und der andere sagte: »Deinen Bruder wirst du doch wohl eine Weile allein lassen können …«
    »Aber er ist krank«, sagte sie. Zur Bekräftigung begann Arien in die Richtung der Männer zu husten und zu röcheln. Sie wichen einen langen Schritt zurück. Und da die Götter in diesem Augenblick eine lärmende Familie schickten, die in die Burg wollte, winkte Leofric angewidert ab.
    »Hinein mit euch. Verschwindet schon«, knurrte er.
    Rúna beeilte sich, Arien durchs Tor zu ziehen. »Danke«, zischte sie in sein Ohr. »Das hast du gut gemacht. Auch wenn ich dich trotzdem lieber draußen wüsste!«
    Sie gelangten auf einen Vorplatz, der ein wenig an den Markt in Eastfield erinnerte, nur nicht so groß und auch nicht gar so belebt. Weiter voraus gab es eine weitere Mauer mit einem zweiten Tor. Mägde und Knechte liefen umher, übernahmen Lieferungen und zerrten auch Rúna das Stroh ungefragt aus den Händen, ohne sie weiter zu beachten. In einer offenen Hütte wurde ein Pferd beschlagen, und vor einer anderen hatten sich einige Menschen versammelt. Ein Mann hielt eine Zange erhoben und stolzierte um einen anderen, der auf einem Hocker saß, herum.
    »Ich werde ihm seinen faulen Backenzahn ohne Schmerzen ziehen!«, verkündete er. »Wer will mit mir wetten, dass er keinen Laut von sich geben wird?«
    »Kein Bader ist so gut, dass er das könnte«, widersprach eine Frau und verschränkte bekräftigend die Arme vor der üppigen Brust.
    »Die Wette verlierst du, Weib!«
    Zwischen den streitenden Leuten hockte der Kranke wie ein armer Tropf. »Ich bleibe hier und sehe mir das an«, schlug Arien vor.
    »Nein! Du wartest noch einen Augenblick und siehst dann zu, dass du wieder hinauskommst, hast du verstanden?«
    »Jaaa.« Er rollte die Augen.
    Rúna ging weiter, auch wenn sie ein schlechtes Gefühl dabei hatte, Arien zurückzulassen. Sie umrundete mehrere Gewappnete, die einen jungen Burschen schalten, weil aus dem Pfeilbündel, das er trug, unbemerkt zwei Pfeile gerutscht waren. Ein anderer, wichtig aussehender Mann hielt auf der erhobenen Hand, die ein gepolsterter Handschuh schützte, einen Habicht. Der Vogel spreizte die Schwingen und flatterte, doch eine Lederschnur, die der Mann zwischen den Fingern hielt, hinderte ihn daran fortzufliegen. Ein gefleckter Welpe, der wohl einmal ein Jagdhund werden sollte, tollte hinter einem Jungen her, der an einer Tragstange zwei Wasserkübel schleppte. Zwei andere Knaben übten sich im Kampf mit Holzschwertern. Rúna blieb stehen, um ihnen zuzusehen. In dem Trubel fiel sie zum Glück nicht weiter auf. Ob Rouwen auch mit seinem Bruder gefochten hatte, dem jungen wissbegierigen Aelfred, der vielleicht ganz ähnlich wie Arien gewesen war – weniger aufs Kämpfen denn aufs Wissen aus und trotzdem fürchterlich leichtsinnig?
    Ob auch diese Burg eine Bibliothek besaß? Eine wie jene, in der das schreckliche Unglück geschehen war? Unwillkürlich stellte sich Rúna diese beiden Jungen dort vor, wie sie zwischen Truhen voller Bücher tollten und dann ein großer Kandelaber auf den kleineren, schmächtigen fiel …
    Sie schüttelte den Kopf, um dieses schreckliche Bild zu vertreiben. Wieder ersehnte sie, die Arme um Rouwen zu legen. Ihm Trost zu spenden.
    Denk jetzt nicht an ihn , ermahnte sie sich. Denk an deine Aufgabe!
    Wie sollte sie hier den Mönch finden? Sie ging zu einer alten Frau, die

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