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Wild (German Edition)

Wild (German Edition)

Titel: Wild (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Oder ein dunkler, sämiger Duft, der ein Gegengewicht zu der verschwenderischen Leichtigkeit bildete.
    »Zimt«, flüsterte ich. »Scharf und bitter.«
    »Ich will nie wieder zurück«, sagte Lucky. »In ein Leben, in dem ich damit zufrieden bin, ohne Leidenschaft zu leben. In ein Leben ohne dich. Lieber sterbe ich, als wieder eine ihrer Marionetten zu werden.« Dann küsste er mich wieder. »Also, was sagst du? Kommst du mit?«
    »Ja.« Denn ich hatte keine Wahl. »Ja, ich komme mit.«
    Ich verstand nur zu gut, was er mit Leidenschaft meinte, während sich in meinem Körper alles Mögliche regte, von dem ich bisher nichts geahnt hatte.
    »Das ganze Kuss-Training hat sich gelohnt«, sagte ich, als wir uns wieder voneinander lösten, um Atem zu holen. Gleichzeitig hätte ich mich für diesen blöden Spruch ohrfeigen können, denn sobald ich es ausgesprochen hatte, durchzuckte mich die Eifersucht auf die unzähligen Mädchen, die er vor mir geküsst hatte.
    »Vergiss diesen Idioten«, sagte er mit einem gequälten Lächeln. »Das hier bin ich.«
    Es war merkwürdig. Alles. Denn dieser neue Lucky war ein Fremder, und doch hatte ich ihn schon mein ganzes Leben lang geliebt. Er fühlte sich so wirklich an. Ich legte die Hände auf seine Schulter und spürte die Knochen und Muskeln unter dem dünnen Stoff seines Shirts. Die Realität machte mich schwindelig.
    »Orion ist dabei«, sagte er. »Wir haben eine Chance, Pi. Hast du nicht gesehen, wie er gegen diesen Typen im Anzug gekämpft hat? Mit Orion zusammen können wir es schaffen.«
    »Lass uns wieder runtergehen, bevor er und Moon sich Sorgen machen.«
    Er wollte mir widersprechen, ich sah es in seinen Augen. Doch dann nickte er, und wir gingen wieder hinunter in unser Appartement.
    Die anderen schliefen noch. Wir lächelten einander zu, dann kehrte jeder in sein eigenes Bett zurück.
    Keuchend erwachte ich.
    Ein Moment der Verwirrung. Moon lag neben mir, das dunkle Haar breitete sich über ihr Kissen aus, wie Finger, die nach etwas Greifbarem tasteten. Sie sah aus wie die tote Julia, im Tod lächelnd.
    Dann begriff ich, was mich geweckt hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich den Tom im meinem Klamottenhaufen gefunden hatte und eine Stimme hörte, die ich nicht sofort einordnen konnte.
    »Peas? Ich stehe vor dem Genesungshaus. Ich gehe jetzt rein.«
    »Was? Star? Star, bist du das?« Ihre Stimme klang viel tiefer als sonst. Heiser. Entschlossen. Eine Stimme, in der beinahe so etwas wie Wahnsinn mitschwang.
    »Ich werde Phil finden. Das wollte ich dir nur sagen.«
    Die Verbindung brach ab.
    Ich starrte das kleine, unschuldig aussehende Gerät an. Dann war ich schlagartig wach.
    »Wir müssen zum Genesungshaus!«, rief ich. »Rasch, bevor Star irgendetwas Dummes tut!«
    »Was ist los?«, fragte Lucky und stolperte halb angezogen durchs Appartement. »Was ist mit Star?«
    »Sie klang schrecklich«, sagte ich. »Und sie hat irgendwas vor.«
    »Glaubst du, sie lässt uns alle auffliegen?«, fragte Orion. »Frühlingswetter, dieses hysterische Weibsstück!«
    »Sie klang überhaupt nicht hysterisch, im Gegenteil. Gerade das macht mir Angst.«
    Innerhalb weniger Sekunden war jeder von uns angezogen und startklar. Bald darauf glitt der Lift leise summend nach unten. Die Empfangsdame winkte uns nach, ohne das nervige Zwinkern zu vergessen. Wir hasteten nach draußen. Der Morgen empfing uns mit farbigem Licht. Vom Pflaster stieg noch die Wärme des vergangenen Tages auf.
    »Heute habe ich wieder richtig Lust auf Schule«, erklärte Moon beschwingt.
    Die Welt war süß und lebendig, und die Klarheit meiner Gedanken war so scharf, dass ich mich daran hätte schneiden können.
    »Wir sollten uns ein Taxi nehmen«, drängte Lucky. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Oder den Wagen da.« Moon wies auf das silbern schimmernde Auto, das vor dem Eingangsportal hielt. Ein Sechssitzer, groß genug für uns alle.
    Happiness Zuckermann, mit einer schmalen Tasche beladen, hielt darauf zu. »Soll ich euch irgendwohin mitnehmen, meine Schnuckelchen?«
    »Nein«, sagte Orion leise. »Lasst uns gehen.«
    Die Eile brannte auf meiner Haut, ich spürte es überall kribbeln. Was war das? Ungeduld? Angst? Eine andere Art von Furcht als gestern.
    »Danke, das ist sehr nett«, sagte Moon. »Mein Auto wurde leider konfisziert, und wir müssen nach Bezirk Vier.«
    Happiness lachte. »Oh, wie aufregend! Ihr seid wirklich stürmische junge Leute. Bitte, steigt ein. Wo in Bezirk Vier soll ich euch

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