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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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sie wollten, dass ihre Frau am Leben blieb.
    Schnell wie ein angreifender Puma packte er sie um die Taille. Mit der gefesselten Hand riss er sie herum und drückte sie fest gegen sich, sodass er von hinten mit der Kette ihren Hals umklammerte, genau wie zuvor bei dem zitternden Narren.
    “Öffne es!” brüllte er und drohte mit der freien Faust den beiden Männern, die ihn durch die Gitterstäbe sprachlos anstarrten. “Öffne es … ich töte …
töte!”
    Rowena verhielt sich völlig ruhig und ließ sich ihre Angst nicht anmerken. Die plötzliche Bewegung des Wilden hatte sie zwar unvorbereitet getroffen, aber nicht überrascht. Sie hatte gehofft, ihn mit freundlichen Worten und einer sanften Berührung beruhigen zu können. Sie hätte nicht so dumm sein sollen, sich darauf zu verlassen – sie hätte sich besser klargemacht, dass sie ihn durch ihr Hinhaltemanöver mit den Schlüsseln nicht täuschen konnte.
    Würde er sie tatsächlich umbringen? Gute Gründe sprachen dagegen. Als Tote war sie für ihn wertlos. Aber eine innere Stimme raunte ihr etwas ganz anderes zu. Wie konnte sie zivilisiertes – oder zumindest vernünftiges – Verhalten von einem Mann erwarten, der sich verhielt wie ein wildes Tier?
    “Mistress, was sollen wir tun?” Thomas’ schreckerfüllte Augen flehten sie durch die Gitterstäbe an.
    Rowena warf einen unauffälligen Seitenblick auf die gefesselte Faust neben ihrer Schulter. Das gespenstische Licht der Fackel beleuchtete das geschwollene, eiternde Fleisch unter der verkrusteten Eisenkante. Die Wunde hatte sich bereits entzündet, als Nächstes käme Wundbrand hinzu, und der Mann würde qualvoll sterben. Ja, die Fesseln mussten sofort abgenommen werden.
    “Wir haben einen Amboss und einige Schmiedewerkzeuge in den Stallungen”, besann sie sich schnell. “Holt die Gerätschaften! Beeilt euch!”
    Thomas zögerte und schüttelte dann sein struppiges Haupt. “Nein, Mistress, ich lasse Euch nicht allein mit diesem Wilden. Euer Vater würde mich strecken und vierteilen lassen.”
    “Dann schick den armen Dickon, wenn er sich auf den Beinen halten kann!” Weil die Kette gegen ihre Kehle gepresst war, konnte sie nur mit Mühe sprechen. “Beeil dich!”
    Sie hielt den Atem an, als Dickon zur Treppe taumelte. “Du hast nichts zu befürchten”, flüsterte sie dem Wilden zu, als ob er sie verstehen könnte. “Wir wollen dir hier nichts zuleide tun, aber wenn du weiterleben willst, musst du aufhören, dich zur Wehr zu setzen …”
    Die Kette zog sich noch enger um ihren Hals, als der Wilde ihr harte Worte mit seiner kehligen Stimme ins Ohr raunte. Rowena spürte seinen kräftigen Körper an ihrem Rücken und seinen Umklammerungsgriff unterhalb ihrer Brust, der ihr die Rippen quetschte. Jeder seiner angespannten flachen Atemzüge brachte die Haarlocken an ihrer Schläfe in Bewegung. So nah war ihr bisher noch kein Mann gekommen – und ganz gewiss kein halb nackter Wilder, der sie mit einer einzigen raschen Bewegung seines Handgelenkes töten könnte. Eigentlich hätte sie in Ohnmacht fallen sollen. Stattdessen war ihre Angst so berauschend wie das Eintauchen in die schäumenden Meereswellen. Ihre Sinne waren aufs Äußerste angespannt. Ihr ganzer Körper schien zu beben, unter Spannung zu stehen …
    “Du glaubst wohl, du könntest mich einschüchtern.” Sie zwang sich, in ruhigem Ton zu sprechen, als ob sie beim Abendessen eine zwanglose Unterhaltung führte. “Nun, da irrst du dich, mein edler Wilder. Du bist wohl ein ungehobelter Bursche, aber du bist kein Einfaltspinsel. Du wirst wohl kaum so dumm sein, deiner einzigen Freundin hier etwas zuleide zu tun. Vielleicht könnten wir …”
    Sie wurde von einem plötzlichen Getümmel am oberen Ende der Treppe unterbrochen, als Sir Christopher durch die Tür stürmte, die Dickon geöffnet hatte, und dabei den armen Diener zur Seite stieß. “Rowena!” Ihr Vater, heiser vom vielen Rufen, kam die dunkle Treppe heruntergepoltert. “So wahr mir Gott helfe, wenn das Scheusal dir auch nur ein einziges Härchen gekrümmt hat …”
    “Lauf zu ihm, Thomas.” Rowena rang nach Luft. “Hilf ihm die Treppe herunter. Und gib acht, dass du ihn nicht erschreckst. Mir geht es gut – wirklich.”
    Thomas murmelte zustimmend und wandte sich zum Gehen, aber bevor er zur Treppe gelangen konnte, stand Sir Christopher bereits im Schein der Fackel. Das Gesicht des alten Mannes verfärbte sich aschfahl, als er Rowenas ansichtig wurde, wie sie in dem

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