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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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das Leben in diesem feindseligen Land für ihn erträglich gemacht. Eine Frau wie Rowena verdiente den edelsten aller Männer zum Gemahl, nicht diesen feigen Vielfraß, dessen ungewaschener Körper nach Schnaps und Schweiß stank.
    Am allerschlimmsten war für Black Otter das Wissen, dass Rowena sich hingegeben hatte, um ihn zu retten. Solch ein Opfer aus Liebe, alles für dies elende Leben im Kerker! Es wäre besser gewesen, um sein Leben zu kämpfen und wie ein Krieger zu sterben, als hier in der Dunkelheit zu verrotten. Noch besser, sich zu Tode zu bluten, was sicher geschehen wäre, wenn sie ihn entmannt hätten – als hier im Dreck in Ketten zu liegen, wohl wissend, dass Rowena ihre eigene Freiheit und ihr Glück für nichts aufgegeben hatte. Bosley dachte nicht im Traum daran, ihn hier lebend herauszulassen.
    “Wir werden ein Bankett geben, und den gesamten Landadel aus Cornwall dazu einladen”, sagte Bosley. “Mistress Rowena will sichergehen, dass ich gebührend in die Gesellschaft eingeführt werde. Das wird ein prächtiges Fest mit Musik und Tanz, aber auch mit Billard, Bogenschießen und Bowling. Zu schade, dass du nicht daran teilnehmen kannst, Zigeuner. Eigentlich könntest du in der Spülküche Teller waschen oder die Pferde versorgen. Aber nicht einmal dieses Glück soll dir vergönnt sein. So etwas wie dich darf man nicht frei herumlaufen lassen. Du würdest dich ja womöglich an unseren liebreizenden englischen Jungfrauen vergreifen, nicht wahr?”
    Black Otter gab keine Antwort, aber trotz all seiner Bemühungen, ruhig und gleichgültig zu bleiben, spürte er, wie die Wut immer stärker in ihm brannte, ihn fast zur Raserei brachte. Er schwor sich, diese Wut zu nutzen, seinen Hass zu schüren und daraus die Stärke zu gewinnen, die er im entscheidenden Augenblick brauchte, wenn er endlich fliehen konnte. Dann wollte er Rache nehmen an diesen Engländern für sein Dorf, seine Frau, seine geliebten Kinder, die er nie wiedersehen würde. Er würde sterben wie ein echter Lenape-Krieger, umgeben von den Leichen und blutigen Körpern seiner Feinde.
    Was Rowena anbelangte, dieses warmherzige, leidenschaftliche und großzügige Geschöpf, so blieb ihm die Hoffnung, dass sie dann endlich frei wäre.
    “Was, bei allen Teufeln, ist denn
das
?” Bosley hielt das zerknitterte Blatt Papier umklammert, während sich sein Gesicht unheilvoll rötete.
    Rowena betrachtete ihn ruhig von der gegenüberliegenden Seite des Tisches. Sie hatte die aufgerollte Einladung neben seinen Teller gelegt und sich dann, obwohl sie üblicherweise ihre Mahlzeiten in ihrem Zimmer einnahm, hingesetzt, um abzuwarten, wie er sich verhielt. Ihr Puls ging heftig, aber sie rührte sich nicht. Es war entscheidend für ihren Plan, ganz ruhig zu bleiben.
    “Das ist dein Werk, nicht wahr, du Hexe?” Er ließ seine Hand auf den Tisch krachen und stieß beinahe einen Kelch um, als er das Papier auf sie zuschleuderte. “Wie könnt Ihr es wagen, solche Lügen zu verbreiten?”
    “Weil es keine Lügen sind”, entgegnete Rowena mit ruhiger Stimme. “Jedes Wort davon ist wahr.”
    Sie blickte hinunter auf das zerknitterte Blatt, einer genauen Abschrift der dreiundzwanzig Einladungen, die der junge Will und sein Bruder Henry in der Woche zuvor ausgetragen hatten. Da stand es, unmissverständlich, in ihrer großen, nicht sehr weiblich wirkenden, aber dennoch anmutigen Handschrift:
    Mistress Rowena Thornhill gibt sich die Ehre, Euch zu einem Bankett einzuladen zu Ehren von Master John Savage, dem Häuptling des Stammes der Lenape von der Küste Nordamerikas, der von dem verstorbenen Sir Christopher Thornhill nach England gebracht wurde …
    Die Einzelheiten zu Ort und Zeit verschwammen ihr vor den Augen, als Bosley aufsprang, das Geschirr umkippte und beinahe seinen Stuhl umwarf. Mit hastigen Schritten kam er um den Tisch herum, packte sie bei den Schultern und riss sie hoch, sodass ihr Gesicht nur eine Handbreit von seinem entfernt war.
    “Wie konntet Ihr so etwas tun?”, krächzte er. “Warum habt Ihr mich so hintergangen?”
    Rowena erwiderte kühl seinen Blick. Sie konnte beinahe fühlen, wie Sibyl begierig von der anderen Tischseite zu ihnen herübersah, um ja nichts zu verpassen.
    “Ich habe Euch nicht hintergangen, denn das ist die Wahrheit”, sagte sie. “Der Mann, den ihr im Kerker eingesperrt und angekettet habt, ist beileibe kein Zigeuner. Wenn Ihr mehr Sorgfalt darauf verwandt hättet, die Papiere meines Vaters durchzusehen,

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