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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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gefangen oder frei. Nie hatte sie derart kalte Augen gesehen – außer bei Devlin.
    Wieder fröstelte ihr. In gewisser Weise war Eastleighs Augenausdruck schlimmer. Zwei Dinge standen nun fest: Devlins Hass kannte keine Grenzen, aber der Earl hasste seinen Widersacher in demselben Maße. Beide Männer waren jetzt in eine Sackgasse geraten, denn Devlin verlangte Lösegeld, das Eastleigh nicht zahlen wollte.
    Wenn sie Devlin doch nur dazu bewegen könnte, von seinem Kurs abzuweichen. Würde denn nichts ihn davon abhalten, Vergeltung an seinem Feind zu üben? Sie hielt es für unwahrscheinlich und war verzweifelt. „Devlin ... das muss aufhören.“
    Er sah sie an. „Dies hört auf, wenn ich es für richtig befinde, und keinen Moment eher.“
    Sie versteifte sich, denn sein Blick war eiskalt. „Bist du nun mit dir zufrieden? Bereitet es dir Vergnügen, was du bislang getan hast und im Augenblick tust? Mein Onkel ist mittellos! Du hast ihn in den Ruin getrieben. Warum willst du noch fortfahren? Wer würde sich für ein solches Dasein entscheiden – ein Leben voller Hass und Rache?“, rief sie aus.
    Ein Flackern lag in seinen Augen. Sein Mund bildete einen dünnen Strich. „Du hast einmal gesagt, wenn jemand deinen Vater ermordet hätte, würdest du den Täter umbringen.“
    Sie schaute kurz zu Boden, denn das hatte sie tatsächlich in Seans Gegenwart geäußert. „Ich glaube, dass ich es nicht so gemeint habe.“
    „Doch, das hast du. Siehst du, in diesem einen Punkt unterscheiden wir uns nicht voneinander.“
    „Wir unterscheiden uns sehr wohl voneinander! Ich habe allen Grund, dich zu hassen und Vergeltung zu üben. Aber ich hege keinen Hass gegen dich und werde es auch nie tun. Und ich werde nie jemandem erzählen, was du in Wahrheit getan hast. Verstehst du, ich weigere mich einfach, den Weg der Rache zu wählen.“
    Seine Miene wirkte versteinert, als er Virginia ansah. „Ich bin das meinem Vater schuldig.“
    „Dein Vater ist tot! Seit vielen Jahren!“ Sie durfte jetzt noch nicht aufgeben. „Devlin, sie können die Lösegeldsumme nicht aufbringen, und selbst wenn sie es täten, würden sie es nicht zahlen. Das musst du doch auch erkannt haben.“
    Er hatte den Kopf weggedreht und offenbar nicht die Absicht, auf ihre Worte einzugehen.
    Virginia wandte sich verzweifelt ab. Sie hatte ein ungutes Gefühl. Sie ahnte, dass er etwas im Schilde führte, und was immer es sein mochte, es bereitete ihr Angst. Aber was sollte sie noch vorbringen? Offensichtlich war sie nicht in der Lage, ihn davon zu überzeugen, seinem Leben eine neue Wendung zu geben. Was sollte aus Devlin werden, wenn die Lage sich zuspitzte und Eastleighs Sohn die Behörden einschaltete? Aber das dürfte einen Mann kaum erschrecken, der weder Tod noch Teufel fürchtete. Sie musste sich vielmehr Sorgen um ihre eigene Zukunft machen, die sehr trostlos aussah.
    Nach einiger Zeit passierte die Kutsche ein rostiges Eisentor. Virginia gewahrte eine sanft ansteigende Rasenfläche und ein bescheidenes Steinhaus, gerade zwei Stockwerke hoch und offenbar nicht sehr groß. Dahinter befand sich ein Unterstellplatz für die Kutsche, der auch schon bessere Tage erlebt hatte. Virginia schaute sich ein wenig verdutzt um und wunderte sich, dass das Landhaus derart klein und heruntergekommen aussah. Das konnte doch unmöglich Devlins Haus sein – sie mussten sich bei der Abfahrt vertan haben.
    Aber Devlin war ihr beim Aussteigen behilflich. Gleichwohl sah er verstimmt aus. Während er das Gebäude lange und eingehend betrachtete, gewann Virginia den Eindruck, dass er es noch nie zuvor gesehen hatte. Jetzt wusste sie, dass sie sich nicht in der Adresse geirrt hatten. Dann geleitete er sie am Arm über den gepflasterten Weg.
    Noch bevor sie das Haus erreicht hatten, ging die Tür auf, und ein Mann und eine Frau traten heraus. „Sir Captain O’Neill?“, fragte die große dunkelhaarige Frau. Sie mochte mittleren Alters sein, sah sehr schlank aus, und ihre hageren Züge wirkten habichtartig. Sie trug die strenge schwarze Kleidung der Dienstboten.
    Devlin nickte. „Mrs. Hill, die Haushälterin, nehme ich an?“
    Sie lächelte angespannt. „Ja, wir haben Sie schon erwartet. Ich hoffe, das Haus und das Anwesen entsprechen Ihren Erwartungen, Sir Captain.“
    „Ich werde es Sie wissen lassen“, erwiderte er unverbindlich.
    „Sir? Ich bin Ihr Butler, Tompkins“, meldete sich der kleine drahtige Mann an der Seite der Haushälterin zu Wort. Er trug einen dunklen

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