Wild wie das Meer (German Edition)
es mein Zuhause noch gibt!“
Eastleigh zog die Hand zurück und schaute seinen Sohn an. „Haben wir die Plantage schon verkauft?“
„Leider nein.“
Virginia hätte am liebsten einen Freudenruf ausgestoßen und drückte ihre Hand an ihr Herz.
Die drei Männer sahen sie an. Dann ergriff Devlin das Wort. „Ich würde Sie gerne unter vier Augen sprechen ... Mylord.“
Eastleigh lächelte weiterhin leutselig. „Bedaure, aber ich fürchte, wir sind verhindert. Eine Einladung, Sie verstehen. Ich schlage vor, Sie suchen mich an einem anderen Tag auf.“
Als Virginia Devlins Lächeln sah, lief ihr ein Schauer über den Rücken. „Ich bestehe aber darauf, Sie jetzt zu sprechen.“
Eastleigh war wie erstarrt, und als er schließlich etwas sagte, sprach er so schnell, dass Virginia Mühe hatte, alles zu verstehen. „Ich bin Ihrer Spielchen überdrüssig“, sagte er leise. „Wahrlich überdrüssig.“
„Ich empfehle Ihnen, mir ein Gespräch einzuräumen, es sei denn, Sie möchten, dass die ganze Londoner Gesellschaft von den Indiskretionen der Countess erfährt.“
Virginia hatte keine Ahnung, worauf Devlin anspielte, doch William sog scharf die Luft ein und erbleichte. Das Gesicht des Earls aber wurde von einer unheilvollen Zornesröte überzogen.
William trat beschwichtigend vor. „Ich werde den Konstabler rufen, Vater“, schaltete er sich ein. „Dieser Mann hat nicht das Recht, mit einer Hochstaplerin in unser Haus zu kommen und Beschuldigungen gegen die Countess zu erheben.“
„Ich habe noch überhaupt keine Beschuldigungen erhoben“, sagte Devlin ruhig. „Ich habe lediglich damit gedroht.“
„Lass den Konstabier aus dem Spiel“, sagte Eastleigh mit erstickter Stimme. „Sagen Sie, was Sie mir zu sagen haben, O’Neill, und dann verschwinden Sie. Sonst sehe ich mich gezwungen, Sie hinauswerfen zu lassen!“
Devlin schien die sich abzeichnende Auseinandersetzung auszukosten. „Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?“, fragte er und fiel in ein höhnisches Lachen.
Eilig trat Virginia neben ihn. „Wir sollten gehen.“
Doch er hörte ihre Bitte nicht – niemand schien sie zu hören. Er sagte: „Virginia hat den Wunsch, mit ihrer Familie vereint zu sein – mit Ihnen, Sir. Ihr Ruf, ein freigebiger Mensch zu sein, eilt Ihnen voraus, Mylord. Ich möchte mit Ihnen über die Art der Belohnung sprechen, die Sie mir sicherlich gewähren.“ Devlin schien seinen Spaß zu haben.
Eastleigh stand ganz still, doch seiner verzerrten Miene war zu entnehmen, dass er Devlin am liebsten erwürgt hätte.
„Eine Belohnung?“, rief William außer sich. „Großer Gott, der Mann erdreistet sich, eine Lösegeldforderung zu stellen! Er will uns erpressen!“ Dann nahm seine Stimme einen drohenden Unterton an. „Das wird Sie Ihren Kopf kosten! Selbst Sie können nicht einfach eine Frau wie meine Cousine entführen und dann mit Lösegeld davonkommen!“ Seine Augen blitzten kampflustig auf.
Eastleigh und Devlin starrten einander unverwandt an. Keiner von beiden lächelte mehr.
„Es wird kein Konstabier zu Hilfe geholt“, sagte Eastleigh schließlich. „Und du, William, wirst zu niemandem ein Wort sagen! Nicht einmal dein Bruder darf hiervon wissen, hast du mich verstanden?“
„Aber ...“, brachte William stotternd hervor.
„Ich bin nicht auf Lösegeld aus“, sagte Devlin beinahe einschmeichelnd. „Ich habe lediglich den Wunsch, für meine Auslagen entschädigt zu werden, und daher werden wir von nun an nur noch von einer Belohnung sprechen. Fünfzehntausend Pfund dürften angemessen sein.“ Er wandte sich zum Gehen. „Komm, Virginia, unser Geschäft ist erledigt – für heute.“
Er hatte sie am Arm ergriffen. Sie schaute zurück und sah, dass der Earl hilflos die Hände zu Fäusten ballte. William wirkte wie betäubt. Fünfzehntausend Pfund. Das war ein Vermögen. Eine Summe, die Eastleigh gewiss nicht aufzubringen vermochte.
Sie hatten gerade die Tür erreicht, als Eastleigh hinter ihnen herrief: „Wir werden nicht zahlen, O’Neill. Diesmal haben Sie verloren, denn ich will das Mädchen nicht. Es wird kein Lösegeld geben. Sie dürfen sie behalten.“ Und dann lachte er wie ein Irrsinniger.
Virginia kauerte neben Devlin in der Kutsche und sah ihn mit großen Augen an. Seine Züge waren verhärtet, ebenso seine Augen. Sie erschauderte. Was mochte nun geschehen? Sie bezweifelte nicht, dass der Earl es ernst gemeint hatte. Es kümmerte ihn nicht, ob seine Nichte tot oder lebendig war,
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