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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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in der er sie ausnutzte, keine Schuldgefühle bei ihm hervor? Tränen stiegen ihr in die Augen. Enttäuschung und Wut bahnten sich ihren Weg.
    Virginia betrachtete sich aus nächster Nähe in dem oval eingefassten Spiegel. Sie war erstaunt, dass die verführerische und schöne Gestalt, die sie erblickte, sie selbst war. Ihr Spiegelbild erschien ihr unwirklich.
    Nach einigen ruhigen Tagen, in denen sie Devlin aus dem Weg gegangen war, hatte er ihr angekündigt, dass sie ihn an diesem Abend zu einem Ball begleiten würde. Er hatte keinen Widerspruch geduldet, auch wenn sie sich noch nicht dazu bereit fühlte, wieder als seine Mätresse in der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden.
    „Oh, Miss Hughes“, staunte das Dienstmädchen atemlos. „Der Captain wird nie wieder eine andere Frau ansehen, wenn er Sie erblickt!“
    Und als Virginia weiterhin auf die schlanke Frau in dem tief ausgeschnittenen Ballkleid mit den gebauschten Ärmeln und der Schärpe aus silberfarbenem Samt schaute, glaubte sie dem Mädchen beinahe. Nun betrachtete sie sich von der Seite. In dem Kleid wirkten ihre Brüste viel üppiger, und sie war sich sehr wohl der Unterwäsche bewusst: reine Spitze in verführerischem Schwarz. Eigentlich müsste sie sich bei dieser durchscheinenden Unterwäsche wie eine Dirne vorkommen, aber für derlei Gedanken war sie viel zu aufgeregt. Der bevorstehende Ballabend bereitete ihr großes Unbehagen, und wiederholt hatte sie das Gefühl, der Ohnmacht nahe zu sein.
    „Wie elegant Sie aussehen, Miss Hughes. Und wie wird erst der Captain staunen!“ Hannah kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.
    Nein, sie sah wahrlich nicht wie eine Dirne oder eine herausgeputzte Mätresse aus – in diesem Gewand wirkte sie geradezu königlich. Virginia berührte die silberne, perlartig verzierte Spitze, die ihr streng aufgestecktes Haar schmückte und bei Weitem besser aussah als jede andere Kopfbedeckung. Jetzt fehlten nur noch eine Kette und Ohrringe. Doch darüber wollte sie nicht klagen.
    Aber wie sollte sie die Abendveranstaltung überstehen, auf der sich die elegantesten Damen und Herren der höchsten gesellschaftlichen Kreise ein Stelldichein gaben?
    „Virginia, wir sind spät dran“, sagte Devlin.
    Sie schaute in den Spiegel und sah, dass Devlin in der Tür stehen geblieben war. Seine Augen weiteten sich, als er sie in dem prächtigen Kleid gewahrte. Sein bewundernder Blick glitt über ihr Gesicht und verweilte auf ihrem Dekollete. „Dreh dich zu mir“, sagte er mit weicher Stimme.
    Voller Unbehagen kam sie der Aufforderung nach, doch als sie das silberne Leuchten in seinen Augen sah, wusste sie, dass er von ihrer Erscheinung wirklich angetan war. „Ich hoffe, du bist mit Madame Didiers Arbeit zufrieden“, sprach sie mit einem gezwungenen Lächeln, denn sie war sich der Rolle schmerzlich bewusst, die sie in den folgenden Stunden zu spielen hatte.
    „Mehr als zufrieden, Virginia. Du wirst die schönste Frau auf Lord Carews Soiree sein.“
    Sie quittierte seine Worte mit einem verächtlichen Laut.
    Seine Mundwinkel zuckten. „Du darfst dich entfernen“, sprach er zu dem Dienstmädchen. Hannah nickte, sank in einen Knicks und eilte aus dem Zimmer. „Komm zu mir“, sagte er freundlich.
    Sie zog nicht in Erwägung, ihm zu widersprechen, sondern ging auf ihn zu. Er lächelte ein wenig und streckte ihr die Hände entgegen, und für einen Moment glaubte sie, er würde ihr Gesicht mit seinen großen Händen umschließen. Stattdessen steckte er ihr Ohrringe an jedes Ohrläppchen, drehte Virginia um und legte ihr eine Diamantenkette um den Hals. Als Virginia an sich hinabschaute, verschlug ihr der Anblick all der funkelnden Steine den Atem. „Was ist das?“
    „Gefällt sie dir?“, fragte er und legte seine Hände auf ihre zarten Schultern.
    Virginia stand wieder vor dem Spiegel und sah, dass Devlin hinter ihr stand. Hunderte von Diamanten, alle wie glitzernde Sterne eingefasst, hingen in unterschiedlichen Größen von der Kette herab. Die Mitte zierte ein großer Anhänger, zu dem die Ohrringe passten.
    Virginia schluckte. „Ja“, brachte sie atemlos hervor und fragte sich, wann und warum er diese Kette überhaupt besorgt hatte. Gewiss war der Schmuck nur für die Rolle gedacht, die sie zu spielen hatte – bestimmt durfte sie die Kette nicht behalten.
    „Sollen wir?“, fragte er, zog die Hände zurück und legte ihr den Umhang aus grauem Satin um die Schultern.
    Sie nickte, holte tief Luft und begann zu zittern.

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