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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Virginia. „Erst schickt er mich hierher und glaubt, mich für drei Jahre wegschließen zu können! Und dann will er mich in die nächste Gefangenschaft schicken – in eine Ehe mit einem Fremden? Nein, da mache ich nicht mit.“
    „Setz dich“, beschied ihr die Schulleiterin streng.
    „Nein, Mrs. Towne. Verstehen Sie doch, eines Tages werde ich gewiss heiraten, aber aus Liebe.“ Tränen verschleierten ihr den Blick. Sie würde sich auf keinen Kompromiss einlassen. Eines Tages würde sie einem Mann begegnen, der so wäre wie ihr Vater, und sie würde dieselbe Liebe finden, die ihre Eltern erlebt hatten.
    „Virginia, setz dich“, bedeutete die Schulleiterin ihr mit Nachdruck.
    Als Virginia nur trotzig den Kopf schüttelte, erhob die Dame sich. „Ich weiß, dass du ein schweres Schicksal erlitten hast, und wir alle fühlen mit dir. Aber nicht du bestimmst dein Schicksal, mein Kind, sondern dein Onkel. Und wenn er wünscht, dass du hier bis zur Volljährigkeit bleibst, dann gibt es daran nichts zu rütteln. Ich bin mir sicher, dass du deinem zukünftigen Gemahl in Liebe zugetan sein wirst, wer auch immer für dich bestimmt sein mag.“
    Virginia hatte es die Sprache verschlagen. Entsetzen packte sie. Ein Fremder maßte sich an, über ihr Leben zu bestimmen? Sie fühlte sich wie in einer Falle, wie in einem Käfig gefangen!
    „Meine Liebe, du musst dir mehr Mühe geben, ein Teil dieser Gemeinschaft hier zu werden. Du bist diejenige, die beschlossen hat, sich verächtlich gegenüber den anderen jungen Damen zu benehmen. Nicht ein einziges Mal hast du dich bemüht, freundlich oder unterhaltsam zu sein. Seit deiner Ankunft hast du dich abgesondert, und wir ließen dich gewähren, da wir dich in deinem Kummer nicht stören wollten. Ich weiß, warum du den Kopf so hoch trägst, aber die anderen halten dich für stolz und eingebildet! Es ist an der Zeit, dass du dich besserst. Ich erwarte von dir, dass du Freundschaften schließt, Virginia. Genauso, wie ich von dir erwarte, ausgezeichnete Leistungen in deinen Fächern zu erbringen.“
    Virginia schlang die Arme um den Leib. Hatten die anderen sie tatsächlich für stolz und eingebildet gehalten? Das wollte sie nicht glauben. Sie wurde verachtet, weil sie vom Lande kam und so ganz anders war als die anderen.
    „Du bist ein kluges Mädchen, Virginia. Du könntest so viel erreichen, wenn du dich nur anstrengen würdest.“ Mrs. Towne schenkte ihr ein Lächeln.
    Virginia schluckte schwer. „Hier kann ich nicht bleiben. Und die anderen mögen mich nicht, weil ich nicht so bin wie sie! Ich bin nicht übertrieben fein und schüchtern, und ich falle auch nicht gleich beim Anblick eines gut aussehenden Mannes in Ohnmacht!“
    „Du hast beschlossen, anders zu sein, aber du bist ein hübsches Mädchen aus gutem Hause, und allein darin unterscheidest du dich nicht von den anderen. Du musst damit aufhören, nach Unabhängigkeit zu streben, Virginia, und dann wirst du dich hier sehr wohlfühlen, das verspreche ich dir.“ Die Schulleiterin trat auf Virginia zu und legte ihr eine Hand auf die dünne Schulter. „Da bin ich mir ganz sicher, meine Liebe. Nichts wünsche ich mir lieber für dich als einen erfolgreichen Schulabschluss – und dass du eine glückliche junge Dame wirst.“
    Virginia rang sich ein dünnes Lächeln ab. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie wollte nicht mehr länger in dieser Schule verweilen, und sie würde es nicht zulassen, dass ihr Onkel ihr einen Gemahl aussuchte.
    Mrs. Towne lächelte ihre Schülerin warmherzig an. „Lass ab von deinem rebellischen Wesen, meine Teure. Der Lohn deiner Bemühungen wird hoch ausfallen.“
    Virginia zwang sich zu einem Nicken. Einen Moment später war das Gespräch beendet, und sie eilte aus dem Büro. Sobald sie allein auf ihrer Matratze im Schlafsaal lag, begann Virginia, ihre Flucht zu planen.
    Zwei Tage später wusch Virginia sich morgens so langsam wie möglich. Die anderen jungen Damen strömten bereits aus dem Schlafsaal, während sie noch immer ihre Hände wusch. Graues Morgenlicht fiel durch die Oberlichter des Saals. Aus den Augenwinkeln sah Virginia, wie das letzte Mädchen den großen Raum verließ. In der Tür drehte sich Miss Fern, die Lehrerin, um. „Miss Hughes? Fühlen Sie sich nicht wohl?“
    Virginia lächelte schwach. „Es tut mir leid, Miss Fern, aber mir ist heute ein wenig schwindelig.“ Sie stützte sich an der Kommode neben dem Waschstand ab.
    Miss Fern trat zu Virginia und berührte ihre Stirn

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