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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Kinderchen und einen schweigsamen Mann mit Brille –, die in einer hübschen privaten Kutsche reiste. Virginia hatte mit der Familie an einem Tisch gesessen und somit unweigerlich die Gespräche mit angehört; so erfuhr sie, dass die Cantwells die kränklichen Eltern des Ehemanns in Richmond besucht hatten. Jetzt befanden sie sich auf der Rückreise nach Norfolk, und das bedeutete, dass sie unmittelbar an Sweet Briar vorbeifuhren.
    Virginia hatte einem der Kinder die Nase geputzt und rasch die Aufmerksamkeit von Mrs. Cantwell auf sich gezogen. Natürlich gab sie vor, älter zu sein, als sie war, und behauptete, ebenfalls ihre kranke Mutter in Richmond besucht zu haben. Damit nicht genug, denn sie log den Leuten vor, verheiratet zu sein und nun die Rückreise zu ihrem Gemahl anzutreten. Geistesgegenwärtig hatte sie noch rasch den Ring ihrer Mutter auf den Ringfinger ihrer linken Hand geschoben, um ihre Geschichte glaubwürdig erscheinen zu lassen. Als Mrs. Cantwell Virginias Reiseziel erfahren hatte, hatte sie ihr angeboten, sie in der Kutsche mitzunehmen; nicht ohne Hintergedanken, denn sie wollte sich gern unterhalten und hieß anscheinend jeden willkommen, der ihr mit den Kindern behilflich war.
    Jetzt hörte Virginia der freundlichen Dame kaum zu. Die Kutsche hielt an einer Wegkreuzung; ein Schild wies nach Norfolk, auf dem anderen stand Land’s End, Four Corners und Sweet Briar. Ihr Herz pochte so ungestüm in ihrer Brust, dass sie sich ein wenig schwach fühlte. Fünf Meilen entfernt lag ihr Zuhause. Nur fünf Meilen ...
    „Sie müssen Ihren Gemahl sehr vermissen“, fügte Mrs. Cantwell mitfühlend hinzu.
    Virginia erwachte aus ihrer stillen Freude. Sie wandte sich um und ergriff die Hände der blonden Frau. „Haben Sie Dank, dass ich bei Ihnen mitfahren durfte, Mrs. Cantwell. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.“
    „Sie haben mir sehr mit den Kindern geholfen!“, erwiderte Mrs. Cantwell. „Und wenn wir nicht fast zu Hause wären, würde ich darauf bestehen, Sie bis nach Sweet Briar zu bringen, damit wir Ihren wundervollen Gemahl kennenlernen können.“
    Virginia errötete schuldbewusst – in so kurzer Zeit war sie nicht nur eine Diebin, sondern auch eine geschickte Lügnerin geworden; wie sehr sie sich dafür hasste! „Darf ich Ihnen schreiben?“, fragte sie spontan. Und sogleich fasste sie den Entschluss, der herzensguten Mrs. Cantwell in einem Brief die ganze Wahrheit zu sagen und sich nochmals bei ihr und ihrem Gemahl zu bedanken.
    „Ich würde mich freuen, von Ihnen zu hören“, sagte die Dame und strahlte über das ganze Gesicht.
    Die beiden Frauen umarmten sich. Dann nahm Virginia die kleine Charlotte in den Arm, kniff dem jungen William keck in die Wange und winkte dem kleinen Thomas zu. Natürlich bedankte sie sich auch bei Mr. Cantwell, der die Zügel hielt. Und als die Kutsche sich wieder in Bewegung setzte, glaubte Virginia zu hören, wie er zu seiner Frau sagte: „Also irgendetwas ist merkwürdig an dieser jungen Dame, und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie noch nicht alt genug für die Ehe ist!“
    Virginia lächelte spitzbübisch. Dann breitete sie laut lachend die Arme aus und drehte sich ausgelassen im Kreise, bis ihr so schwindlig wurde, dass sie in die Hocke gehen musste. Doch sie lachte immer noch vor Freude. Sie war daheim!
    Schnell erhob sie sich wieder, richtete ihr Bündel und lief den staubigen Weg hinunter. Die fünf Meilen zogen sich schier endlos hin, aber jedes einzelne Feld, jeder von frischem Frühlingsgrün überzogene Hügel und jeder dahinplätschernde Bachlauf beflügelte ihre Schritte. Außer Atem und erhitzt, gewahrte sie endlich das wunderschön gearbeitete Holzschild, das zwischen zwei stattlichen Backsteinsäulen hing: SWEET BRIAR stand dort eingraviert in großen Lettern. Ein langer, staubiger und leicht ansteigender Weg führte von der Einfahrt bis zu dem Wohnhaus. Beiderseits des Hauses standen die roten Scheunen, in denen der Tabak getrocknet wurde, und daneben die weiß getünchten Sklavenunterkünfte. Dahinter erstreckten sich die großen fruchtbaren Anbauflächen mit ihrer braunen, sandhaltigen Erde.
    Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen. Virginia ließ ihr Bündel fallen, raffte die Röcke und rannte den Weg entlang zum Haus. „Tillie!“, schrie sie aus Leibeskräften. „Tillie, ich bin es, Tillie! Ich bin wieder zu Hause!“
    Frank, Tillies Ehemann, spannte soeben vor dem Haus einen Wagen an und sah sie als Erster. Mit offenem

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