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Wild wie das Meer (German Edition)

Wild wie das Meer (German Edition)

Titel: Wild wie das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Tyrell packte ihn beim Handgelenk. „Tu es nicht!“
    Devlin verzog den Mund zu einem grausamen Lächeln. „Geh mir aus dem Weg.“
    „Du wirst ihn nicht töten“, entgegnete Tyrell scharf und umklammerte Devlins Handgelenk so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    Virginia schloss die Augen und betete im Stillen.
    „Er ist es nicht wert. Nicht er hat Gerald umgebracht, Devlin. Er ist nicht derjenige, den du suchst“, beschwor Tyrell ihn.
    Als Virginia die Augen wieder öffnete, gewahrte sie Devlin, wie er nur wenige Schritte von ihr entfernt stand: groß und Ehrfurcht gebietend, unmittelbar vor dem tödlichen Stich, wie ein Racheengel, der nur den Tod kannte.
    „Virginia ist nicht verletzt“, fügte Tyrell eindringlich hinzu.
    Die starre Maske bekam Risse; ein Muskel zuckte in Devlins Wange. Rasch warf er einen Blick auf Virginia, ehe er wieder seinen Gegner fixierte. Und mit einem Mal entspannte sich seine Haltung, und er trat einen Schritt zurück.
    Nicht wenigen Gästen entwich ein Seufzer der Erleichterung. Virginia spürte, dass ihre Knie fast nachgegeben hätten, und sie stieß den Atem aus.
    Schnell liefen einige Offiziere zu Hughes, um ihn zu stützen. Devlin steckte den Degen wieder in die Scheide, wandte sich Virginia zu und sah ihr in die Augen. Sofort kam er auf sie zu. „Bist du in Ordnung?“, fragte er, doch er berührte sie nicht, sondern ließ den Blick über ihr Haar und ihr Gesicht gleiten. Er schaute auf ihre Lippen, die sich geschwollen anfühlten und womöglich sogar geblutet hatten. Schließlich sah sie an dem Aufflammen in seinen Augen, dass er das zerrissene Mieder ihres Ballkleides wahrgenommen hatte. Seinem Blick wohnte wieder diese beängstigende Kälte inne.
    Virginia hatte es die Sprache verschlagen. Sie konnte lediglich nicken und vermochte nicht, den Blick von Devlins Augen zu wenden. In diesem Moment kam er ihr wie die sicherste Zuflucht vor, die sie je gekannt hatte.
    Seine Augen verdunkelten sich, und schließlich legte er einen Arm um sie. „Wir fahren nach Hause“, sagte er.

20. KAPITEL
    V irginia zitterte am ganzen Leib, doch sie wollte sich in Devlins Gegenwart nicht anmerken lassen, wie sehr der Vorfall ihr zugesetzt hatte. Tom Hughes’ widerwärtige Zudringlichkeiten gingen ihr nicht aus dem Kopf. Ihr drehte sich der Magen, als Devlins Kutsche in schneller Fahrt hin und her schwankte und schließlich über eine Unebenheit rumpelte. Virginia schloss die Augen und versuchte durchzuhalten.
    „Wir sind gleich zu Hause“, sagte Devlin mit einem merkwürdigen Unterton, als sei er unsicher.
    Sie nickte, weigerte sich jedoch, die Augen zu öffnen. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit, und sie fürchtete, jeden Augenblick in Tränen auszubrechen. Gewiss hatte er Tom Hughes töten wollen. Die meiste Zeit seines Lebens hatte er darauf gebrannt, an Eastleigh und dessen Sippe Vergeltung zu üben.
    „Virginia, hast du Schmerzen?“
    Sie konnte einfach nicht sprechen, und daher schüttelte sie den Kopf. Zwar schmerzten ihr Handgelenk und ihre Brust noch, aber das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz tief in ihrer Seele.
    Tom Hughes hatte sie wie die Dirne behandelt, für die man sie in der Gesellschaft hielt. Keinen Tag länger konnte sie dieses Spiel spielen, selbst wenn sie dadurch jede Chance vertat, Devlins Liebe zu gewinnen. Es war ohnehin mehr als deutlich geworden, dass dieser Mann keine Seele besaß und nicht in der Lage war, eine Frau zu lieben – auch sie nicht.
    Die Kutsche wurde langsamer und hielt schließlich an; Virginia öffnete die Augen und gewahrte den willkommenen Anblick von Waverly Hall. Ein Diener öffnete den Wagenschlag. Rasch legte Devlin ihr den Satinumhang so über die Schultern, sodass das zerrissene Mieder verdeckt war.
    Ihr Herz krampfte sich zusammen. Warum gab er sich so viel Mühe? Sie wusste, dass ihre geschwollene Lippe ihr Unglück verriet. Sie wollte ihm danken, aber sie vertraute ihrer Stimme nach wie vor nicht.
    Sie erhob sich und ließ sich von dem Diener sicher auf den Gehsteig vor den Stufen des Gebäudes helfen.
    Behutsam nahm Devlin ihren Arm. Als sie die Empfangshalle betraten, bedeutete er Benson unmissverständlich, er möge der Dame den Umhang nicht abnehmen. „Hannah soll heißes Wasser in das Herrengemach bringen, dazu Tücher und Brandy. Miss Hughes ist gestürzt.“
    Benson nickte und eilte davon.
    Im nächsten Moment hob Devlin sie auf die Arme und durchschritt das Foyer.
    „Was machst du da?“,

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