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Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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… »Du fängst mich auf jeden Fall, verstanden?«, warnte sie ihn lieber noch einmal mit drohend erhobenem Zeigefinger.
    Â» Chérie.« Prahlerisch stellte er sich in Position. »Ein Babyspiel.«
    Â»Kinder«, korrigierte Jo. »Es heißt ›Kinderspiel‹.« Sie holte tief Luft, nahm Anlauf und drückte sich vom Sprungbrett ab. Hoch oben in der Luft rollte sie sich zusammen und drehte sich einmal um sich selbst. Mit offenen Augen sah sie zu, wie sich das Zeltdach mitdrehte. Es war ein gutes Gefühl. Als das Zelt wieder in die richtige Perspektive rückte, streckte sie sich. Und dann spürte sie auch schon Raouls kräftige breite Schulter unter ihren Füßen und seine Hände an ihren Fußgelenken.
    Nur kurz musste sie mit den Armen rudern, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Von den Beirots kamen Applaus und begeisterte Pfiffe. Sie sprang von Raouls Schultern, der sie um die Hüfte packte, um sie nachfedern zu lassen.
    Â»Wann kommst du zu unserer Truppe?«, fragte er lachend und versetzte ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Po. »Wir setzen dich auf dem Hochmast ein.«
    Â»Danke, aber ich bleibe lieber bei meinen Löwen.« Sie winkte zum Abschied und schob, schon auf dem Weg zum Hippodrom, einen Arm in den Ärmel ihres Bademantels. Doch dann verharrte sie mitten im Schritt. Keane saß auf einem der Sitze in der ersten Reihe des Zuschauerraums.
    Â»Erstaunlich«, sagte er und stand auf. »Aber im Zirkus soll ja auch jeder staunen, nicht wahr?« Er half ihr in den Bademantel. »Gibt es etwas, das Sie nicht können?«
    Â»Ziemlich viel sogar.« Sie nahm diese Frage durchaus ernst. »Meine Stärke liegt im Umgang mit Tieren. Alles andere ist nur Zeitvertreib.«
    Â»Dafür hat es außerordentlich professionell gewirkt«, sagte er und zog ihren Zopf aus dem Bademantel.
    Â»Sitzen Sie schon länger da?«
    Â»Ich kam rechtzeitig ins Zelt, um Vitos Kommentar über Ihre Rückansicht mit anhören zu können.«
    Jo lachte auf und sah zu Vito zurück, der jetzt hemmungslos mit Carmen flirtete. »Vito ist ein wenig verrückt.«
    Â»Mag sein.« Keane nahm ihren Arm. »Aber seine Augen sind völlig in Ordnung. Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    Sofort musste Jo an den gestrigen Abend denken. Sie hatte nicht vor, sich erneut von seinem Charme einwickeln zu lassen, also schüttelte sie ablehnend den Kopf. »Ich muss mich umziehen.« Sie verknotete den Gürtel des Bademantels. »Um zwei beginnt die Vorstellung. Ich muss das Programm noch einmal mit den Tieren durchgehen.«
    Â»Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Zeit ihr Artisten in eure Kunst steckt. Die Proben scheinen übergangslos in die Vorstellung zu münden und umgekehrt.«
    Dass er die Zirkusarbeit als Kunst bezeichnete, stimmte sie etwas milder. »Was dachten Sie denn? Sie bereiten sich doch auch auf Ihre Gerichtsverhandlungen vor. Jemand, der sich vor Publikum präsentiert, versucht immer, das Beste aus sich herauszuholen. Man arbeitet ständig an sich selbst, um sich zu perfektionieren. Hat man die eine Vorstellung gut hinter sich gebracht, denkt man schon an die nächste, wie man es eventuell noch besser, schneller, höher machen könnte.«
    Â»Ist ein Zirkusartist denn nie zufrieden mit dem Ergebnis?«, fragte er, als sie ins Sonnenlicht hinaustraten.
    Â»Wären wir das, würden wir keinen Grund mehr haben, zurückzukommen und es erneut zu versuchen.«
    Er nickte abwesend, so als sei er mit seinen Gedanken meilenweit fort. »Ich muss heute Nachmittag abreisen«, sagte er eher zu sich selbst.
    Â»Abreisen?« Jos Herz setzte einen Schlag lang aus. Die Enttäuschung traf sie mit solcher Wucht, dass sie einen Moment brauchte, um sich zu fassen. »Zurück nach Chicago?«
    Â»Wie?« Er blieb stehen und wandte sich zu ihr. »Oh. Ja.«
    Â»Und was wird aus dem Zirkus?« In Gedanken schalt sie sich, wieso das nicht ihre erste Frage gewesen war. Doch sie wollte nicht, dass er abreiste.
    Keane runzelte die Stirn und setzte sich wieder in Bewegung. »Ich sehe bisher keinen Anlass, den Plan für dieses Jahr zu ändern.«
    Â»Nur den Plan für dieses Jahr?«, hakte sie vorsichtig nach.
    Keane sah sie an. »Ich habe noch nicht entschieden, wie es mit dem Zirkus weitergehen soll. Aber bis zum Ende der Saison werde ich sicherlich nichts

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