Wilde Flammen
meine.«
»Niemand hat so einen hübschen Hintern wie du, Vito«, rief sie gut gelaunt zurück.
»Ich weiÃ. Ist das nicht traurig? Damit muss ich wohl leben.« Er blinzelte ihr vergnügt zu. »Wann gehst du endlich mit mir aus, SüÃe?«, fragte er sie wie immer.
»Wenn du meinen Katzen beibringst, auf dem Seil zu tanzen«, lautete ihre Antwort, ebenfalls wie immer.
Vito lachte und begann einen leichtfüÃigen Cha-Cha-Cha auf dem Seil. Jo erhaschte den vernichtenden Blick, den Carmen ihr zuwarf. Die hat es ja wirklich böse erwischt, dachte sie, wenn sie Vitos harmloses Flirten so ernst nimmt. Um Carmen zu beruhigen, ging sie zu ihr und flüsterte ihr verschwörerisch zu: »Er würde glatt abstürzen, sollte ich seine Einladung annehmen.«
»Ich würde sofort mit ihm ausgehen.« Carmen schmollte ganz entzückend. »Wenn er mich nur fragen würde.«
Kopfschüttelnd wunderte Jo sich, warum Romanzen immer so kompliziert sein mussten. Sie konnte von Glück sagen, dass sie solche Probleme nicht hatte.
Tröstend klopfte sie Carmen auf die Schulter und ging schnell weiter.
Die Sechs Beirots waren Brüder, kleine, drahtige Männer aus Belgien. Jo trainierte häufig mit den Akrobaten, um sich in Form zu halten. Sie mochte sie alle, kannte ihre Frauen und Kinder und verstand auch den Mischmasch aus Englisch und Französisch ohne Mühe. Raoul war der älteste und muskulöseste der Brüder. Daher war er auch der Träger der menschlichen Pyramide, die die Beirots Abend für Abend vorführten.
Sobald er Jo erblickte, hob er grüÃend die Hand. »Was ist? Zeigst du mir einen Purzelbaum?«
Lachend vollführte Jo eine Hechtrolle über die niedrige Manegeneingrenzung und streckte die Zunge heraus.
Raouls einziger Kommentar lautete: »Schlapp.«
»Ich muss mich schlieÃlich erst aufwärmen«, behauptete sie gespielt beleidigt. »Meine Muskeln brauchen Feintuning.«
Während der nächsten halben Stunde trainierte Jo mit den Beirot-Brüdern, machte Dehnübungen, spannte die Muskeln an und lockerte sie wieder. Ihr Herzschlag verfiel in einen harten, stetigen Rhythmus, sie fühlte sich energiegeladen und frei.
In ihrer übermütigen Laune lieà sie sich sogar zu einigen akrobatischen Kunststücken überreden, auch wenn sie die komplizierteren Sachen den Experten überlieÃ. Sie schlug Räder, machte Handstandüberschlag vorwärts und rückwärts und sprang einen Salto auf Raouls Kommando. Volle dreiÃig Sekunden hielt sie sich auf dem groÃen Balance-Ball, erntete allerdings gutmütige Spottrufe für ihren wenig eleganten Abgang.
Als die Beirots mit ihren Sprüngen begannen, stellte Jo sich ein wenig abseits, um zuzuschauen. Ein Sprungbrett wurde aufgestellt, und die Männer nahmen in schneller Folge Anlauf und sprangen ab, um hoch in der Luft Salti zu drehen und dann auf der Turnmatte zu landen. Rufe in Englisch und Französisch hallten durch das Zirkusrund, Kommandos, um sich gegenseitig anzufeuern.
» Alors , Jo.« Raoul machte ihr ein Zeichen. »Du bist dran.«
»Oh nein.« Sie schüttelte den Kopf und griff nach ihrem Bademantel. »Kommt überhaupt nicht infrage.« Allgemeines Frotzeln auf Französisch war die Antwort auf ihre Weigerung. »Ich muss meinen Katzen noch ihre Vitamine verabreichen.« Noch immer schüttelte sie den Kopf.
»Komm schon, Jo. Es macht SpaÃ.« Raoul zog lachend die Augenbrauen hoch. »Fliegst du nicht gerne?« Er bemerkte, wie sie das Sprungbrett mit glänzenden Augen betrachtete und lächelte. »Du musst nur den richtigen Anlauf nehmen. Dann machst du einen einfachen Salto in der Luft und landest auf meinen Schultern.« Mit beiden Händen klopfte er sich auf dieselben, um ihr zu beweisen, wie solide sie waren.
Unentschlossen kaute Jo an ihrer Unterlippe. Es reizte sie. Zu lange war es her, seit sie am Trapez durch die Luft geschwungen war. Zweifelnd schaute sie zu Raoul. »Und du fängst mich?«
»Raoul hat noch nie jemanden fallen lassen«, sagte er stolz und schaute sich um Zustimmung heischend zu seinen Brüdern um.
» Ne câest pas ?« Seine Brüder gaben nur unverständliche Laute von sich und schlugen die Augen zur Decke auf.
»Pah!«, winkte Raoul eingeschnappt ab.
Natürlich wusste Jo, dass Raoul einer der Besten seines Fachs war. Dennoch
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