Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flammen

Wilde Flammen

Titel: Wilde Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
unternehmen.«
    Â»Ich verstehe.« Sie seufzte. »Also eine Art Gnadenfrist.«
    Â»Wenn Sie es so nennen wollen«, stimmte er zu.
    Jo schwieg einen Moment, doch sie musste die Frage stellen. »Dann werden Sie also nicht … ich meine, wenn Sie nach Chicago zurückfahren, dann werden Sie nicht weiter mit uns auf Tour gehen?«
    Sie wichen beide einer Pfütze aus, bevor Keane antwortete. »Nach einer so kurzen Zeit kann ich noch keine endgültige Entscheidung über den Zirkus treffen. Bei einem meiner Fälle hat sich etwas ergeben, um das ich mich persönlich kümmern muss, aber in einer, spätestens zwei Wochen sollte ich wieder zurück sein.«
    Erleichterung überkam sie. Er kommt zurück, jubelte eine kleine Stimme in ihr. Das sollte dir völlig gleich sein, hielt eine andere dagegen. »In zwei Wochen sind wir in South Carolina«, merkte Jo an.
    Inzwischen waren sie bei ihrem Wohnwagen angekommen. Jo legte die Hand an die Türklinke und drehte sich zu Keane um. Es geht mir darum, dass er den Zirkus versteht, sagte sie sich, als sie ihn anschaute. Das ist der einzige Grund, weshalb er zurückkommen soll. Dabei wusste sie genau, dass sie sich selbst belog. Was es schwierig für sie machte, ihm in die Augen zu sehen.
    Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Ich weiß, Duffy hat mir den Tourplan gegeben. Keine Sorge, ich finde Sie schon. Bitten Sie mich nicht mit hinein?«
    Â»In den Wohnwagen? Nein, ich sagte doch schon, ich muss mich umziehen und …«
    Noch während sie sprach, trat er auf sie zu. Der Ausdruck in seinen Augen warnte sie. Manchmal sah einer ihrer Löwen sie so an, wenn er bereit zum Angriff war. »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Falls wir uns nicht mehr vor Ihrer Abfahrt sehen sollten … gute Reise.« Sie zog die Tür auf. Doch da schob Keane sie bereits die Stufen empor und folgte ihr in das Innere des Wagens hinein. So ausmanövriert worden zu sein behagte Jo überhaupt nicht.
    Â»Sagen Sie, Herr Anwalt, gibt es nicht ein Gesetz, das Einbruch und unbefugtes Betreten regelt?«
    Â»Das findet hier keine Anwendung«, erwiderte er glatt. »Es war ja nicht abgeschlossen.« Interessiert sah er sich in Jos Wohnwagen um. Die Aufteilung war die gleiche wie in Franks Wagen, hier aber war die Inneneinrichtung geschmackvoll und deutlich feminin. Natürliche Erdfarben herrschten vor und betont klare Linien. Kleine persönliche Dinge machten den Wagen anheimelnd – Vorhänge an den Fenstern anstatt Jalousien, große Kissen auf der dunkelgrünen Sitzbank, ein Strauß Wildblumen in einer schmalen Vase auf dem Tisch.
    Wortlos ging Keane zu der großen schwarzen Lacktruhe, die gegenüber der Eingangstür stand, und nahm das Buch auf, das darauf lag. » Der Graf von Monte Christo«, las er den Titel vor, während Jo ihn aus zusammengekniffenen Augen wütend beobachtete. »In Französisch«, fügte er mit einer verblüfft hochgezogenen Augenbraue an.
    Â»Es wurde in Französisch geschrieben.« Jo nahm es ihm aus der Hand. »Also lese ich es in Französisch.« Sie hob den Deckel der Lacktruhe an, um das Buch in die Truhe zurückzulegen, doch bevor sie sie wieder schließen konnte, hielt Keane sie auf.
    Â»Du lieber Himmel, sind das Ihre?« Keane kramte in den Büchern, die in der Truhe lagen. » Anna Karenina, Shakespeare-Gedichte und Madame Bovary. Wann finden Sie überhaupt Zeit in dieser verrückten Vierundzwanzigstundenwelt des Zirkus, um so etwas zu lesen?«
    Â»Die nehme ich mir.« Jos Augen funkelten böse. »Meine Freizeit nämlich. Hören Sie, nur weil Sie der Besitzer sind, haben Sie noch lange nicht das Recht, sich hier hereinzudrängen, meine Sachen zu durchstöbern und eine Rechtfertigung von mir zu verlangen, wie ich meine Zeit verbringe. Das hier ist mein Wohnwagen, und das sind alles meine Sachen.«
    Â»Moment«, unterbrach Keane ihre ärgerliche Tirade. »Erstens, ich verlange gar keine Auflistung Ihrer Arbeitszeit. Ich bin einfach nur erstaunt, dass Sie bei all Ihren Aufgaben noch Zeit finden, so viel zu lesen. Zweitens …«, er trat einen Schritt auf sie zu, berührte sie aber nicht, »… entschuldige ich mich dafür, dass ich in Ihren Sachen gestöbert habe, wie Sie es nennen. Es hat mich nur interessiert, weil ich diese Bücher ebenfalls mag. Ob es uns gefällt oder nicht, wir

Weitere Kostenlose Bücher