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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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frühsommerlicher Gräser bestandenen Vorberge ragten ein Stück weit entfernt auf – ein ehrfurchtgebietender Anblick. Ein verblassender Kondensstreifen teilte den Himmel und unterstrich seine Wolkenlosigkeit. Joe trieb Lizzie an, um neben Marybeth reiten zu können.
    Und dann erzählte sie ihm von Stewie Woods und Hayden Powell und dem Journalisten, der immer wieder anrief.
    Joe hörte zu, stellte nur wenige Fragen und drückte sich vor dem, was er eigentlich wissen wollte.
    » Ich habe einmal mit ihm geschlafen. Nur einmal«, sagte Marybeth darum und zuckte dabei zusammen, da sie seine Reaktion vorhersah. Wie auf ein Stichwort hin ächzte Joe auf und sackte im Sattel zusammen, als habe ihn eine Gewehrkugel getroffen.
    » Aua«, stöhnte er. » Igittigitt. Ach du Schande.«
    Sie unterdrückte ein Lächeln und erzählte, sie habe in der Bücherei gelesen, auch Hayden sei gestorben, vor einer Woche erst, als sein Haus abgebrannt war. Joe sagte, das wisse er schon von zwei streunenden Globalisierungskritikern.
    » Dann warst du also eine militante Umweltaktivistin?«, fragte er noch immer verletzt. Es war beunruhigend, seine Frau Dinge zu fragen, die er nicht einmal geahnt hatte.
    » Nein, niemals«, sagte Marybeth. » Aber ich war ein paarmal dabei, als sie Vermessungspfähle aus dem Boden zogen und Zucker in Benzintanks kippten. Ich hab nicht mitgemacht, aber ich war dabei. Und ich hab sie nie verpfiffen.«
    Joe nickte. » Dieser Journalist – hat er wieder angerufen?«
    » Zweimal.«
    » Soll ich mal ein Wörtchen mit ihm reden? Würde das etwas nützen?«
    Sie winkte ab. » Der wird schon verschwinden. Da hab ich keine Sorgen.«
    Joe blieb ein wenig zurück, da sie zwischen zwei eng beieinanderliegenden Felsblöcken durchreiten mussten, und holte sie dann wieder ein.
    » Warum hast du mir nie das Geringste davon erzählt? Stewie Woods war auf seine Art sehr berühmt.«
    Marybeth dachte kurz nach. » Es erschien mir einfach unnötig. Was hätte es bedeuten sollen?«
    » Es wäre vielleicht gut gewesen, es zu wissen«, sagte Joe, zweifelte aber, ob das stimmte.
    » Warum?«
    Er zuckte die Achseln. Wie die meisten Männer wollte er nicht so recht glauben, dass seine Frau ein auch nur im Ansatz interessantes Leben geführt hatte, ehe sie ihn kennenlernte. Das war natürlich offenkundig lächerlich.
    » Der gute Teil meines Lebens begann, als ich Joe Pickett traf«, sagte Marybeth und sah ihm tief in die Augen. Joe spürte sich erröten. Er wusste, was dieser Blick bedeutete. Er hatte ihn nur noch nie zu Pferde gesehen.
    » Ich habe eine Decke dabei«, sagte sie so leise, dass er nur hoffen konnte, sich nicht verhört zu haben.
    Sie näherten sich der Koppel, als der Schulbus hielt, die Tür aufging und die Mädchen herausstürmten. Lucy und April rannten ins Haus, um sich nach dem Schwimmen das Haar zu trocknen. Sheridan kam ihren Eltern mit Kleidersack und Handtuch entgegen. Ihre nackten Füße steckten in Sandalen.
    » Hallo, Schatz«, sagte Joe zu ihr und führte Lizzie in die Koppel.
    Sheridan sah ihn nur an und schaute dann zu ihrer Mutter. Joe merkte, dass Marybeths Gesicht glühte und sie sehr zufrieden wirkte, Sheridans Blick aber streng erwiderte.
    » Was gibt’s?«, fragte Joe.
    Sheridan schüttelte langsam den Kopf – genau wie Marybeth, wenn sie nicht glauben konnte, was ihre Kinder wieder angestellt hatten.
    » Du hast noch Gras im Haar«, sagte sie unverblümt zu ihrer Mutter.
    Marybeth erteilte Sheridan eine freundliche Rüge. » Du solltest froh sein, dass deine Eltern sich so gern mögen und gemeinsam ausreiten.« Bei diesen Worten fuhr sie sich etwas verlegen durchs Haar, um das Gras zu entfernen.
    Dann begriff Joe, was seine Tochter gemeint hatte, und wurde zum zweiten Mal binnen einer Stunde knallrot. Aus dem Haus rief Lucy, jemand sei für Marybeth am Telefon.
    » Geh ruhig«, sagte Joe. » Ich sattle die Pferde ab. Sheridan, begleite deine Mutter doch.«
    Er wollte von seiner Tochter nicht länger angestarrt werden. Sie wurde langsam zu alt und zu schlau. Sheridan schnaufte beleidigt, ging ins Haus und achtete darauf, stets ein, zwei Meter hinter ihrer Mutter zu bleiben.
    Als Joe das Zaumzeug auf einen Haken neben der Pferdebox hängte, kam Marybeth in die Scheune. Joe nahm an, sie sei gekommen, um über Sheridans Verhalten zu reden, doch er hatte sich getäuscht.
    » Schon wieder«, sagte sie.
    » Dieser Journalist?«
    » Ich glaube, ja …« Sie wirkte besorgt. » Aber diesmal hat er sich

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