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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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verkündete sie.
    Lorelei hielt inne, und auch Melina regte sich nicht.
    „Wer ist tot?", fragte Melina einen Moment später.
    Vorsorglich legte Lorelei eine Hand auf Tillies Stirn, um festzustellen, ob sie Fieber hatte.
    „Die anderen Padres", antwortete Tillie und begann zu zittern.
    „Was redest du denn da?", wunderte sich Melina, die eine mürrische Miene machte und die Hände in die Hüften gestemmt hatte.
    Tillie schluckte. „Sie sind da draußen, sie gehen hin und her, und ich kann durch sie hindurchsehen."
    Hastig bekreuzigte sich Melina, während sich Lorelei vor dem Stuhl hinkniete und Tillies Hände ergriff. Sie zitterten und waren so kalt, als hätte sie sie in einen eisigen Bergbach gehalten. „Tillie", sprach sie leise. „Du bist müde. Du musst dich hinlegen. Ich werde dir Wasser und etwas zu essen bringen ... "
    Energisch zog Tillie ihre Hände zurück und erklärte dann resolut: „Ich bin weder hungrig noch durstig, und müde bin ich auch nicht!"
    „Natürlich bist du das, Tillie. Wir alle ..."
    „Ich wünschte, wir hätten woanders unser Lager aufgeschlagen", fiel sie Lorelei ins Wort. „Ich mag keine toten Leute." Lorelei und Melina sahen sich kurz an.
    „Vielleicht sollte ich besser Mr. Cavanagh holen", schlug Melina vor.
    „So viele von ihnen", flüsterte Tillie, dann ließ sie den Kopf sinken und begann zu weinen.
    Lorelei stand da, legte eine Hand auf Tillies Schulter und nickte Melina zu. Die eilte aus dem Zimmer und kehrte kurz darauf mit Mr. Cavanagh zurück. Er zog sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich seiner Tochter gegenüber hin. „Sieh mich an, Mädchen", sagte er, während Lorelei und Melina hinausgingen. Der Innenhof war nun menschenleer, und für einen Moment empfand Lorelei schreckliche Angst. Doch dann sah sie hinüber zum Obstgarten und stellte fest, dass Holt und die anderen sich unter die Bäume gesetzt hatten und Äpfel aßen. Da sie selbst auch hungrig war, ging sie zu den Männern.
    Melina musste sich beeilen, um mit ihr mitzuhalten. „Meinst du, das alles war für Tillie zu viel? Die tote Rancherfamilie und alles andere?"
    „Ich weiß nicht." Lorelei überlegte, ob sie Tillie trotz deren Weigerung etwas zu essen und zu trinken bringen sollte, hielt es aber für besser, noch eine Weile zu warten.
    „Sie ist etwas schwer von Begriff", fuhr Melina fort. „Aber ich dachte nicht, dass sie verrückt ist."
    Das Wort verrückt traf Lorelei wie ein von Komantschen abgefeuerter Pfeil. „Tillie ist so normal wie jeder andere", gab sie zurück und bereute sofort ihren harschen Tonfall.
    Als sie sich der Gruppe näherten, warf Rafe Lorelei einen Apfel zu, den sie geschickt auffing. Er quittierte es mit einem Lächeln.
    Sie wischte den Apfel am Ärmel ab und biss hinein. „Danke", sagte sie und sah aus dem Augenwinkel, wie Holt sie beobachtete. Anders als sein Bruder machte er eine ernste Miene. Aus irgendeinem Grund gefiel ihr dieser Umstand.
    Der Captain saß im Schneidersitz im Gras und mischte einen Satz arg ramponierter
    Spielkarten. „Möchte noch jemand einsteigen?", fragte er und schaute dabei Lorelei an.
    Sie erinnerte sich an seine rätselhaften Bemerkungen über das Pokern und kam näher. „Warum nicht?", erwiderte sie und setzte sich auf Indianermanier links vom Captain hin. Sie nahm den Hut ab, legte ihn zur Seite und biss erneut von dem Apfel ab.
    Mr. Kahill und ein weiterer Cowboy gesellten sich ebenfalls dazu. „Dann geben Sie mal Karten", forderte der andere Mann den Captain auf.
    Währenddessen kam Rafe zu ihnen geschlendert, schob die Daumen unter seinen Pistolengürtel und warnte sie gut gelaunt: „Seien Sie auf der Hut, Lorelei, und lassen Sie sich von diesen Strolchen nicht Ihr Geld abluchsen."
    „Ich schätze, sie wird sich aufs Anfängerglück berufen können", meinte der Captain und warf Holt einen Blick zu.
    Lorelei konnte nicht anders und tat das Gleiche. Holt saß mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt und machte eine finstere Miene. Plötzlich warf er den Apfel weg, von dem er gegessen hatte, und stand mit einer beunruhigend anmutigen Bewegung auf, die Lorelei unwillkürlich an ihren skandalösen Traum denken ließ. Der Captain mischte weiter die Karten und ließ den Stapel von Lorelei teilen, ehe er sie gab.
    „Keine Tricks", warnte Holt, als er über sie gebeugt dastand. Mit dem Rücken stand er nach Westen, sodass er einen beeindruckenden Schatten über die Runde warf. Mit einem Lächeln und ohne den Blick von seiner

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