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Wilde Rose der Prärie

Wilde Rose der Prärie

Titel: Wilde Rose der Prärie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller , Ralph Sander
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als würden sie nicht hinsehen, während Rafe ganz genau verfolgte, was sich an Cavanaghs Wagen abspielte.
    „Und wie hätten Sie's gern, Miss Fellows?", fragte Holt mit aufgesetzter Höflichkeit. „Werden Sie friedlich Ihren Maulesel verlassen und auf den Wagen steigen, oder sollen wir der gesamten Gruppe ein kleines Schauspiel bieten?" Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, mit welchem Vergnügen die Cowboys die entwürdigende Szene mitverfolgen würden, und sah sich zum Einlenken gezwungen. Sie ließ Seesaw anhalten und saß ab. Diesmal verspürte sie beim Auftreten keinen Schmerz, doch ihre Beine waren taub und gaben prompt unter ihr nach. Hätte sie sich nicht am Sattel festgeklammert, dann wäre sie auf der Stelle zusammengesackt. Sie sah zu Holt, der die Sonne genau im Rücken hatte und von ihr in strahlendes Licht getaucht wurde wie Apoll in seinem Streitwagen. Sie hasste ihn so sehr, dass ihr vor Wut fast schwindlig wurde. Als er sich vorbeugte, um mit einer Hand Seesaws Zügel zu fassen, bemerkte sie das zufriedene Lächeln auf seinen Lippen. Hätte sie die nötige Kraft gehabt, dann wäre sie sofort auf ihn losgegangen, um ihm wie eine Wildkatze das Gesicht zu zerkratzen.
    Einen Moment lang musste sie noch warten, bis sie sich in der Lage fühlte, zum wartenden Wagen zu gehen. Als sie hinüberwechselte, kam Mr. Cavanagh vom Bock herunter, warf Holt einen vernichtenden Blick zu und nahm den Maulesel in seine Obhut.
    Voller Verzweiflung betrachtete Lorelei derweil den Kutschbock. So hoch hinauf konnte sie unmöglich klettern, aber sie konnte auch niemanden um Hilfe bitten. Es war schließlich Captain Walton, der sie aus ihrer misslichen Lage rettete. Er saß ab, bildete mit seinen Händen eine Räuberleiter und nickte Lorelei zu. „Ich sehe Ihnen an, dass Sie am liebsten in Tränen ausbrechen möchten", meinte er freundlich. „Ich rate Ihnen dringend davon ab. Wenn, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um ein Pokerface aufzusetzen."
    Sie platzierte einen Fuß in seine verschränkt gehaltenen Hände, bekam die Wagenkante zu fassen und zog sich mit letzter Kraft hinauf auf den Bock. „Danke", sagte sie zum Captain.
    Er lächelte sie an. „Das haben Sie sehr gut gemacht, Miss Lorelei. Ich würde sagen, die Runde geht an Sie."
    Ihr entging nicht Holts Blick, doch sie weigerte sich, ihm in die Augen zu schauen. Ansonsten lief sie Gefahr, ihr Pokerface nicht wahren zu können. „Finden Sie?"
    „Ja, Ma'am." Leise lachend kehrte der Captain zu seinem Pferd zurück. Die Sonne war weit nach Westen vorgerückt, als sie wieder an einer Wasserstelle anhielten, damit die Tiere sich erholen konnten. Diesmal hielt sich Holt von Lorelei fern, was sie eigentlich freuen sollte. Dennoch verspürte sie eine sonderbare Enttäuschung.
    „Sie sollten absteigen und sich ein bisschen die Beine vertreten", schlug Mr.
    Cavanagh vor. „Das tut Ihnen bestimmt gut." Der Hund war bereits über die Klappe gesprungen und lief ausgelassen im Gras umher.
    Melina und Tillie saßen ohne Mühe ab und warteten auf Lorelei.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich auf den Beinen halten kann", gestand sie ihm.
    Mr. Cavanagh tätschelte ihre Hand. „Natürlich können Sie das. Sie haben mehr Schneid als fünf beliebige Frauen zusammen."
    Von diesem unerwarteten und ihrer Meinung nach unverdienten Lob angespornt, stählte sie sich innerlich und kletterte vom Wagen. Melina und Tillie winkten sie zu sich, und dann verzogen sie sich dringend ins Gebüsch.
    Eine halbe Stunde später zog der Trupp auf Holts Zeichen hin weiter. Es war fast sechs Uhr am Abend, als sie eine verlassene Mission erreichten. Der unermüdliche und rundherum verhasste Holt McKettrick hob einmal mehr wichtigtuerisch die Hand, woraufhin alle anhielten.
    „Wir werden hier unser Lager aufschlagen", versicherte Mr. Cavanagh ihr und fügte hinzu: „Ich schätze, heute Nacht werden wir alle wie die Toten schlafen." Er verließ den Bock, ging um den Wagen herum und hielt Lorelei eine Hand hin, um ihr zu helfen.
    Dankbar nahm sie die Hand an und wäre beim Absteigen fast gegen ihn gefallen, da ihre Beine ihr nicht sofort gehorchen wollten. Sie und Mr. Cavanagh hatten den Nachmittag über einvernehmlich geschwiegen. Als Lorelei nun beobachtete, wie Holt durch die Gruppe ritt und vermutlich Anweisungen erteilte, fragte sie: „Was macht ihn so starrköpfig?"
    Cavanagh lachte. „Holt kann ein sturer Kerl sein, wenn er etwas Bestimmtes in die Tat umsetzen will",

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