Wilde Rosen auf Mallorca
Juliet ab. “Mein sehr guter Freund.” Sie hätte sich selbst treten mögen, weil ihre Stimme so bewegt klang. Liam würde Dinge wie platonische Liebe zwischen zwei Menschen, die nicht miteinander verwandt waren, nicht verstehen. Und jetzt war auch nicht der Augenblick, ihn darüber aufzuklären, da sie hören konnte, dass Janet sich dem Arbeitszimmer mit einem Kaffeetablett näherte.
“Könnte ich das Abendessen auf meinem Zimmer haben?” bat sie die andere Frau förmlich, als diese nach kurzem Klopfen an die Tür eintrat. Sie vermied es, Liam dabei anzusehen.
“Ich habe etwas mit dir zu besprechen, Juliet”, sagte Liam kalt, bevor Janet noch antworten konnte.
Sie brachte es noch immer nicht fertig, ihn anzusehen. Sie brauchte Zeit und Abstand zu ihm. “Kann das nicht bis morgen warten?” fragte sie abrupt.
“Nein. Das kann es nicht”, erwiderte er kompromisslos. “Es ist geschäftlich”, fügte er kurz hinzu, weil sie noch immer ablehnend dreinschaute.
Juliet atmete schwer ein. Liam hatte in dieser Situation die Oberhand, und das fühlte er. Wenn es um die Zukunft von “Carlyle Properties” ging – etwas, was William ihr anvertraut hatte –, dann hatte sie keine Wahl …
Sie nickte. “Ich werde nach dem Essen zum Kaffee kommen”, räumte sie ein und blickte endlich zu ihm auf – und wünschte dann, das nicht getan zu haben! In Liams Blick war eine starke Zurückweisung zu spüren.
Wenngleich “Zurückweisung” nicht ganz das richtige Wort war. Wie er zugegeben hatte, gab es eine gemeinsame Ebene, und gegen diese Tatsache wehrte sich Liam offensichtlich. Er wollte sie eigentlich nicht kennen lernen, verspürte aber die Wirkung, die sie aufeinander hatten.
“Also gut”, akzeptierte er eisig, offensichtlich über den Kompromiss nicht allzu glücklich. “Um zehn Uhr im Arbeitszimmer!” fügte er barsch hinzu.
“Also gut”, erklärte sie distanziert.
“Und sorgen Sie dafür, dass sie ihr Essen aufs Zimmer bekommt, Janet!” Er wandte sich an die Haushälterin: “Juliet hat die Angewohnheit, zu vergessen, dass ihr Körper Nahrung braucht!” fügte er trocken hinzu.
Juliet sah ihn mit schmalen Augen an, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte und abrupt den Raum verließ.
“Er muss offensichtlich immer das letzte Wort haben”, murmelte sie mürrisch vor sich hin, während sie die Treppe hochging. Sie hoffte, dass er durch das Abendessen Verdauungsstörungen bekäme!
Juliet fand, dass es viel zu schnell zehn Uhr wurde. Sie aß etwas von dem köstlichen Abendessen, das Janet ihr hochgebracht hatte. Bei dem bloßen Duft des Gerichtes fühlte sie sich hungrig – vor allem, als ihr plötzlich klar wurde, dass sie völlig vergessen hatte, Mittag zu essen. Es hatte sicher nichts mit dem zu tun, was Liam ihr gesagt hatte!
Warum weckt er solch kindische Rebellion in mir? überlegte sie. Sie hatte ihr Leben die letzten sieben Jahre lang sehr bedächtig verbracht. Doch Liam hatte sie in wenigen Tagen gefühlsmäßig aus dem Gleichgewicht geworfen. In der einen Minute war sie wütend auf ihn, in der nächsten unfähig, seiner Umarmung zu widerstehen. Sie würde froh sein, wenn er wieder aus ihrem Leben verschwände. Wäre sie das wirklich …?
Ja, Liam weckte in ihr Emotionen, die sie lange Zeit nicht empfunden hatte, Emotionen, mit denen sie sich überhaupt nicht wohl fühlte, doch zumindest verlief ihr Leben nicht mehr so eintönig, seit sie ihm begegnet war.
Sie konnte sich doch nicht in ihn verliebt haben …? Doch nicht ausgerechnet in Liam!
Sie fühlte sich in seiner Anwesenheit wütend, verärgert, zuweilen unsicher, aber diese anderen Gefühle – die Erwartung, ihn wiederzusehen, die Freude, die sie in seinen Armen empfunden hatte, die Tatsache, dass sie sich in seiner Gesellschaft so lebendig fühlte – was bedeutete dies? Es konnte nicht bedeuten, dass sie sich in ihn verliebt hatte – bereits in ihn verliebt war …
Gott, es war bereits zehn Uhr. Wenn sie nicht bald hinunterginge, würde er …
“Soll der Berg zum Propheten kommen?” sagte Liam langsam, als er unangekündigt ihr Schlafzimmer betrat.
Nach diesen Gedanken über ihn war es für Juliet unmöglich, mit ihm allein in ihrem Schlafzimmer zu sein!
Sie erhob sich abrupt von dem Tisch am Schlafzimmerfenster, an dem sie gesessen hatte. “Ich wollte gerade hinunterkommen”, erklärte sie ihm förmlich, wobei sie den Raum durchquerte und sich betont neben die offene Tür stellte.
Liam zuckte die Achseln, machte
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