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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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begann Abdul Samut Khan traurig seinen Kopf zu schütteln. »Das geht leider nicht, verehrter Kilburn. Der Emir hat befohlen, Euch nicht mehr in der Stadt herumlaufen zu lassen.«
    »Ich verstehe.« Ross gab sich Mühe, seiner Miene nicht anmerken zu lassen, was für ein Schlag das war. »Kann ich Nachrichten schicken und Besucher empfangen, oder werde ich unter absolutem Verschluß gehalten?«
    »Ihr könnt Briefe schreiben und Gäste einladen und Euch auf dem Grundstück frei bewegen, doch Ihr werdet stets bewacht werden, wenn Ihr außerhalb Eurer eigenen Räume weilt«, sagte der Nawab mit einer bedauernden Geste. Dann sank seine Stimme wieder. »Wie Ihr seht, ist die Lage wirklich äußerst ernst. Wieder ermahne ich Euch, daß ihr fliehen müßt. Gebt mir nur Gold, und ich werde mich um alles kümmern.«
    »Wieviel werdet Ihr brauchen?«
    Ein berechnendes Funkeln blitzte in des Nawabs Augen auf. »Sagen wir . .. zehntausend Dukaten?«
    Ross schüttelte den Kopf. »Soviel habe ich nicht. Also wird mein Schicksal doch in Gottes Händen bleiben müssen.«
    Schnell meinte der Nawab: »Gebt mir, was Ihr habt und dazu ein Papier, in dem steht, daß der britische Botschafter in Teheran den Rest bezahlen wird. Ihr seht, wie sehr ich Euch vertraue.«
    »Aber der britische Botschafter wird ein solches Papier nicht anerkennen, denn ich bin privat hier, nicht als Vertreter meines Landes. Ich kann nicht in Kauf nehmen, daß Ihr Euch wegen mir ruiniert.« Ross fand, daß es Zeit war zu gehen. »Ich danke Euch für Eure Sorge, Abdul Samut Khan. Ihr habt mir viel zum Grübeln gegeben.«
    »Grübelt gut, Ferengi«, antwortete der Nawab verzweifelt. Mit lauterer Stimme rief er der Wache an der Tür zu: »Zadeh, du wirst jederzeit bei Lord Kilburn bleiben, es sei denn, er hält sich in seinen Räumen auf. Laß ihn nicht aus den Augen.«
    Der Wachmann öffnete Ross die Tür und folgte ihm dann hinaus. Da es ihm nun verboten war, die Gebäude zu verlassen, beschloß Ross, zurück in seine Räume zu gehen, um dem Imam schriftlich zu erklären, warum er nicht kommen konnte. Er hatte auch einige andere Einladungen abzusagen. Mit etwas Glück würden einige einwilligen, ihn im Haus des Nawabs zu besuchen.
    Während sie über das ausgedehnte Grundstück gingen, erklang auf einmal ein leises Flüstern hinter ihm: »Traut Abdul Samut Khan nicht, Lord Kilburn. Er gab vor, Jawer Camerons Freund zu sein, dann hat er ihn hinterhältig verraten. Er wird dasselbe mit Euch tun.«
    Verdutzt erkannte Ross, daß die Warnung von seinem Wächter Zadeh gekommen sein mußte, der einer der jüngeren Soldaten im  Haushalt des Nawab war. Ohne den Kopf zu drehen, flüsterte Ross zurück: »Was hältst du von seinem Angebot, mir bei der Flucht zu helfen?«
    »Er wird nur Euer Gold nehmen und Euch dann der Spionage anklagen, damit Ihr verurteilt werdet«, kam die prompte Antwort. »Das habe ich vermutet«, murmelte Ross. »Sag mir eines: Wenn ich versuchen würde, eines Nachts aus dem Haus zu fliehen, könnte es unter den Wachen welche geben, die vielleicht ... in eine andere Richtung blicken würden?«
    »Es gibt viele, die Euch helfen möchten«, antwortete Zadeh vorsichtig, »doch da dies ein Risiko ist, wäre ein kleines Geschenk angemessen.«
    Ross nickte und betrat dann seine Zimmer. Vermutlich war es sowohl billiger als auch sicherer, die Wachen direkt zu bestechen, als sich auf die unsichere Hilfe des Nawab zu verlassen. Doch aus dem Gebäudekomplex zu flüchten, würde nur der erste Schritt sein. Und der leichteste.
    Juliet verbrachte den Morgen bei Saleh und Murad und sprach mit ihnen mögliche Pläne durch, denn instinktiv wußte sie, daß die Zeit knapp war. Das konkrete Gespräch tat ihr gut, denn es lenkte sie von der Erinnerung an die aufwühlende Nacht zuvor ab.
    Später besuchte sie die verschiedenen Karawansereien, um herauszubekommen, wann und wohin die Karawanen abziehen würden. Erst spät am Nachmittag, als die Hitze am schlimmsten war und Buchara unter dem gelben, unbarmherzigen Licht Zentralasiens schmorte, kehrte sie zum Haus des Nawab zurück. Sie war gerade durch das Tor getreten und lief durch einen dämmrig beleuchteten Flur, als sie mit Jawer Shahid Mahmud zusammentraf. Er hatte sich bisher nicht herabgelassen, ihre Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen, doch nun funkelten seine Augen nachdenklich auf, als er sie sah.
    Niemand anderes war in der Nähe, und Juliet fühlte ein warnendes Kribbeln im Nacken. Den Blick stur geradeaus

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