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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Entsetzens seine Miene überschattete.
    In blinder Panik stolperte er von der Matratze und schlang sich das seidig weiche Laken um die Lenden, als wäre er nicht vollständig bekleidet, sondern splitterfasernackt.
    »Was ist denn das?« wollte er wissen, während er vor ihr zurückwich, bis er mit dem Rücken an der Wand der Zelle stand.
    Gezwungen zu improvisieren, zuckte Tabitha mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Als ich aufwachte, waren all diese
Dinge hier. Vielleicht haben Sie ja einen Freund an Brisbanes Hof, der möchte, dass Ihre Gefangenschaft möglichst angenehm verläuft?«
    Von ihrem knurrenden Magen getrieben näherte sie sich vorsichtig dem Tisch. Nun, da die Köstlichkeiten vor ihr standen, sah sie keinen Grund, sich nicht daran gütlich zu tun.
    Sie wählte eine plumpe Hühnerbrust; doch ehe sie sie an ihre Lippen heben konnte, durchquerte Colin eilig den Raum und schlug ihr den Leckerbissen aus der Hand.
    Enttäuscht blickte sie auf die am Boden liegende Delikatesse. »Denken Sie, dass das Ding vielleicht vergiftet ist?«
    »Schlimmer«, sagte er, ehe er sich bekreuzigte. »Verzaubert!«
    »Verzaubert?« Tabitha sah ihn mit einem dünnen Lächeln an.
    »Genau.« Beim Klang seiner heiseren Stimme rann ihr ein seltsamer Schauder über den Rücken. »Ich habe bereits zahllose Geschichten von tapferen Rittern gehört, die verzauberte Speisen zu sich genommen und dann für alle Zeit in den Bann der jeweiligen Magie geraten sind.«
    So eine Heuchlerin war sie nun auch nicht, dass sie ihn für seinen Aberglauben schalt. »Tja, da wir anscheinend den Rest unserer Zeit in diesem Verlies zu verbringen gezwungen sein werden …« Sie nahm sich einen Big Mac, trat auf die andere Seite des Bettes und schob ihn sich, ehe Colin etwas dagegen unternehmen konnte, eilig in den Mund. Ein seliges Stöhnen drang aus ihrer Kehle. Nie zuvor hatte ihr zerlaufener Käse derart gut geschmeckt. Colin beobachtete, wie sie die dampfende Frikadelle gierig verschlang. Als sie den Hunger in seinen Augen sah, hielt sie ihm den Rest des Burgers hin. »Essen Sie! So schlimm kann es gar nicht sein. Ich fühle mich noch vollkommen normal.«

    Nach einem Augenblick des Zögerns nahm er das Sesambrötchen, hob die obere Hälfte an und blickte argwöhnisch auf die Gürkchen, ehe er sich daran gütlich tat. Tabitha bewunderte sein Grinsen und fand, dass seine Zähne nicht schlecht aussahen für jemanden, der weder einen Kieferorthopäden auf Long Island hatte, noch sich zweimal jährlich den Zahnstein entfernen ließ.
    Während sie sich mit gekreuzten Beinen auf das Bett setzte und Grillhähnchen, ungarische Torte und einen Berg Pommes Frites verschlang, verdrückte Colin drei Big Macs. Seine Wunde schien nicht mehr weh zu tun, und allmählich kam sie zu dem Schluss, dass sein Zusammenbruch am Vortag eher das Ergebnis von Wasser- und Nahrungsmangel als das Resultat des Blutverlusts gewesen war.
    Allerdings hatte sie die Folgen der Begegnung eines mittelalterlichen Ritters mit amerikanischem Junk Food nicht bedacht. Angenommen, Colin würde aufhören, Drachen zu töten - stattdessen dächte er über die Eröffnung der allerersten Fast-Food-Kette nach? Was, wenn sie den Verlauf der Geschichte veränderte, indem sie, wenn auch unbeabsichtigt, die Arterien ihres Ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-ur-urgroßvaters manipulierte?
    »Sie sind nicht zufällig mit den McDonalds verwandt?«, fragte sie argwöhnisch.
    »Ich würde sagen, nein«, antwortete er mit vollem Mund. »Als sie versuchten, Malcolms Krone zu stehlen, hat mein Urgroßvater gegen die MacDonalds sogar Krieg geführt.«
    »Gut.« Sie feierte diese Antwort mit einer Eiercreme aus Rumpelmayers Eissalon.
    Immer noch kauend nahm Colin seine misstrauische Musterung der Zelle wieder auf. »Kein Mensch hätte so etwas schaffen können, ohne dass ich davon aufwache«, stellte er
fest. »Einmal wollte ein Ägypter in Mansourah mir die Kehle durchschneiden, als ich ein Nickerchen machte - da hielt ich sein Herz in meinen Händen, noch ehe es den letzten Schlag getan hatte.«
    Tabitha leckte sich den Eiercremeschnurrbart ab, denn plötzlich verließ sie der Appetit. »Ich bin sicher, dass, wer auch immer hierfür verantwortlich ist, nichts Böses im Sinn hatte.«
    »Böses oder nicht - das ist noch lange keine Erklärung dafür, dass mich jemand vom Boden auf das Bett gehoben hat, ohne dass ich es merkte.«
    Sie verbot sich, daran zurückzudenken, in welchem Zustand er auf dem Bett gelegen hatte,

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