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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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als sie wach geworden war. »Ich weiß, wie es passiert sein könnte«, sagte sie in, wie sie hoffte, überzeugendem Ton. »Wahrscheinlich war ein Schlafmittel schuld. Schließlich haben wir beide von dem Bier getrunken. Sie erinnern sich doch sicher noch daran?«
    Ihr Versuch, Colins Argwohn zu zerstreuen, schlug ganz offensichtlich fehl, denn er sah sie immer noch reglos an. »Ja, aber was war mit dem Haferschleim? Ihr habt darauf bestanden, dass ich auch Eure Schale leere. Ist das nicht ein wenig sonderbar?«
    »Ich hatte keinen großen Hunger«, log Tabitha, wobei sie sich zu spät daran erinnerte, dass sie eben erst beim gierigen Verschlingen eines halben Hähnchens von ihm beobachtet worden war.
    Er tat einen Schritt auf das Bett zu und sah sie beinahe drohend an. »Gesteht mir endlich, was Ihr auf der Wiese verloren hattet, als ich Euch dort fand. Hat Brisbane Euch geschickt, damit Ihr mich in die Falle lockt?« Zu ihrer Erleichterung wandte er sich wieder ab von ihr und fuhr sich mit den Händen durch das bereits wirre Haar. »Sicher spielt er
lieber mit mir, als dass er mich umbringt. Vielleicht wollte er sogar, dass mir beim ersten Mal die Flucht gelingt. Das wäre eine Erklärung dafür, dass ich so problemlos an meine Rüstung und mein Schwert gelangen konnte. Er wusste, dass ich unter der Folter nie zusammenbrechen würde - also hat er mir eine Frau an den Hals gehetzt, weil er dachte, dass Frauen meine einzige Schwäche sind.«
    Vielleicht hätte Tabitha bei dem Gedanken, dass jemand sie als potenzielle Verführerin sah, herzlich gelacht, hätte er sich nicht plötzlich neben sie auf die Bettdecke gekniet.
    Er legte eine Hand an ihre Wange, um sie sich genauer vorzuknöpfen. »Ist es das, was Brisbane dachte? Dass ich nicht die Kraft hätte, Euren großen grauen Augen auf Dauer zu widerstehen? Dass mich die Frische Eures Duftes« - er fuhr mit seinem Daumen über ihren Mund, worauf sie erschauerte - »die Weichheit Eurer Lippen ins Schwanken bringen würde?«
    Tabithas Kehle wurde trocken und sie brachte keinen Ton heraus.
    Colin legte seine Hand an ihre Kehle und er sprach drohend weiter: »Wenn ich dahinterkomme, dass Ihr eine von Brisbanes Huren seid …«
    In diesem Moment flog krachend die Tür gegen die Wand, und Colin sprang auf die Füße.
    Ein untersetzter Wachmann spähte, als fürchte er sich vor seinen Gefangenen, vorsichtig in die Zelle. Seine körperlose Stimme knarrte wie rostiges Eisen, als er sagte: »Folgt mir, Ravenshaw! Mein Herr befiehlt Euch zu sich in den Hof. Und bringt auch die Dirne mit«, fügte er nach einem Augenblick hinzu.
    »Was hießt hier Dirne«, schnauzte Tabitha beide Männer gleichermaßen an, als sie vom Bett kletterte und hinter Colin
aus der Zelle trat. »Ich habe meinen Universitätsabschluss mit Auszeichnung gemacht!«
    Ein zweiter Wachmann führte einen hageren Alten am Ellbogen durch den dunklen Gang, und während sein Begleiter Colin ein paar eiserne Handschellen anlegte, schubste er den zahnlosen Greis in die Zelle und warf die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Als der Riegel zuschnappte, hörte Tabitha den Alten rufen: »Gelobt sei Gott! Ich bin gestorben und im Paradies!«
    Der Wachmann schüttelte den Kopf. »Dieser hoffnungslose Narr! Mit nichts als Haferschleim und Ratten zum Essen wird er sowieso bald tot sein.«
    Verstohlen lächelnd hoffte Tabitha, dass der Opa an Brathähnchen und Crème Brûlée Gefallen fand. Doch ihr Lächeln legte sich, als sie bemerkte, dass Colin sie immer noch zweifelnd betrachtete.
     
    »Vielleicht lässt uns dieser Brisbane ja wieder frei«, zischte Tabitha, während sie neben Colin durch das düstere Labyrinth aus unterirdischen Gängen wanderte.
    »Oder er richtet uns hin.«
    Tabitha griff sich unbehaglich an die Kehle, als sie auf Drängen der Wachmänner eine steile Treppe erklomm. »Ich halte mich selbst durchaus für zynisch, Mr. Ravenshaw, aber im Vergleich zu Ihnen bin ich ein geradezu lebensfroher Mensch. Sie sollten Ihre Weltanschauung wirklich überdenken. Eine positive Einstellung ist gut gegen eine ganze Reihe von Krankheiten und verlängert die Lebenserwartung um einige Jahre.«
    »Tod«, fiel ihr in diesem Augenblick eine kräftige Männerstimme ins Wort. »Tod dem Schotten und seinem liederlichen Weib!«

    Als sie unter den Buhrufen und dem Pfeifen eines begeisterten Mobs aus der Dunkelheit ins helle Licht des Hofes traten, kam Tabitha zu dem Schluss, dass jetzt mehr als eine positive Haltung nötig war, um

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