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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ihre Lebenserwartung zu verlängern. Sie schirmte ihre Augen gegen die blendend grelle Sonne ab. Mit ihrem zerknitterten Pyjama und dem wirren Haar fühlte sie sich unangenehm entblößt, und selbst ihre Streifenhörnchen-Pantoffeln erschienen ihr mit einem Mal weniger erheiternd als sonst.
    »Ravenshaw, du feige Sau! Versteckst dich hinter einer Frau!«
    Tabitha fuhr zusammen und machte sich auf Colins vorwurfsvollen Blick gefasst. Stattdessen stand er kerzengerade da, trug seine Handschellen wie teure Armbänder zur Schau, und unvermutet wallte Stolz auf diesen Helden in ihr empor.
    Nachdem sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, stellte Tabitha fest, dass sie am Fuß eines mit Stroh bestreuten Sandwegs stand, der zwischen einer hölzernen Plattform und einer Reihe farbenfroher, mit in der warmen Brise flatternden, leuchtend roten, minzgrünen und butterblumengelben Flaggen bestückter Zelte verlief. Das Ganze kam ihr in der Tat wie eine Szene aus Der Schwarze Ritter vor.
    Vielleicht hätte das Idyll einen gewissen Reiz für sie gehabt, hätte der unsichtbare Regisseur die Statisten nicht Monty Pythons Ritter der Kokosnuss entliehen. Eine Horde ungeschlachter Bauern in mittelalterlichen Gewändern drängte sich gegen einen wackeligen Zaun und ihre grimmigen Mienen kamen mit ihrem zahnlosen Grinsen und dem animalischen Knurren einer Ansammlung widerlicher Fratzen gleich. Als die Wachmänner Tabitha in Richtung des Podestes drängten, segelte eine faulige Zwiebel haarscharf an
ihrem Ohr vorbei, und Colin schob sich schützend neben sie, damit der Speichel eines der Schaulustigen sie nicht traf.
    Die Menschen auf der Plattform wirkten, wenn auch wenig sauberer, so doch merklich eleganter. Während die Bauern in dunkles Braun und Ocker gehüllt waren, trugen die edlen Herren leuchtendes Rot, schillerndes Purpur, grelles Grün und strahlendes Gelb.
    Von den Farben überwältigt blinzelte Tabitha. Irgendwie hatte sie sich die Vergangenheit immer in Schwarzweiß oder bestenfalls in verwaschenem Sepia vorgestellt. Statt jedoch ihre Stimmung aufzuhellen, verstärkte das Lebendige der Szene ihr Gefühl für die Notlage, in der sie sich befand.
    Die Spottgesänge wurden leiser, als der Mann, der den massiven Thron auf der Plattform besetzte, verächtlich auf sie heruntersah. Seine goldenen Haare schimmerten im Sonnenlicht, aber Tabitha sah einzig den Schatten der Korruptheit, der über seiner Schönheit lag.
    Brisbane hatte seine Tunika gegen einen Umhang aus Brokat getauscht, ähnlich ihrem letzten Muttertagsgeschenk für Arian. Sicher hatte er das Dunkelgrün extra passend zur Farbe seiner Augen ausgewählt. Tabitha empfand heißen Zorn, als sie entdeckte, dass seine milchig weißen Hände Lucys rabenschwarzes Fell streichelten. Er hatte dem Kätzchen ein rubinbesetztes Halsband umgelegt, und so wirkte es weniger wie ein verwöhntes Haustier denn als eine Gefangene.
    Tabitha war sich nicht bewusst gewesen, dass sie die Zähne gebleckt hatte, bis er gedehnt feststellte: »Wenn das nicht die Dame mit den hübschen Zähnen und ihrem kühnen Ritter ist!«
    Einige der Schleier und Wimpel tragenden Frauen auf den Bänken hinter Brisbane kicherten. Von der Hässlichsten bis
zur Hübschesten wiesen sie alle dort, wo Zähne hingehörten, breite Lücken auf.
    »Dafür hat mein Vater auch ganz hübsch bezahlt«, erklärte Tabitha gelassen. »Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Nummer meines Kieferorthopäden. Vielleicht könnte er Ihre Hauer ja auch ein bisschen abschleifen.«
    Brisbane brauchte nicht alle Worte zu verstehen, um zu wissen, dass sie ihn verspottete. »Hübsche Zähne und eine scharfe Zunge! Vielleicht sollte ich die Zähne ziehen und die Zunge herausschneiden«, antwortete er.
    Tabitha hatte nicht wahrgenommen, dass Colin dichter an sie herangetreten war - aber sie spürte ihn, und seine Nähe brachte ihr Trost.
    »Diese Fehde betrifft einzig Euch und mich, Roger. Nicht aber diese Frau!«
    Brisbane reichte Lucy an eine seiner Gespielinnen weiter und glitt die Stufen der Plattform herunter, bis er vor seinen beiden Opfern stand. Eindeutig war Tabitha fünf Zentimeter größer als er, und obgleich er eilig einen Schritt auf die Podesttreppe zurück machte, verriet Colins amüsiertes Grinsen, dass auch ihm der taktische Fehler Brisbanes aufgefallen war.
    »Wo habt Ihr diesen Schatz gefunden, Colin?«, fragte Brisbane, wobei seine wohltönende Stimme vor Sarkasmus troff. »In einem der ägyptischen

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