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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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und selbst die Galanterie eines Ritters hatte ihre Grenzen. Sie konnte von Colin doch nicht erwarten, dass er sein Leben einer Frau opferte, die er kaum kannte und der aus seiner Sicht auch nicht zu trauen war …
    Aber keins dieser rationalen Argumente linderte den Schmerz in ihrem Herzen, als sie beobachtete, wie er über die Wiese galoppierte und die grasbewachsene Anhöhe hinauf in Richtung Freiheit stürmte.
    Auf der Hügelkuppe machte der Reiter eine Wende und seine Silhouette mit den dunklen, windzerzausten Haaren hob sich vom leuchtend blauen Himmel ab.

    Brisbane wurde kreidebleich. Eine gespenstische Stille hatte sich über seinen Hof gesenkt, als hielten sämtliche Anwesenden furchtsam den Atem an.
    Obgleich sie wusste, dass es über die Entfernung vollkommen unmöglich war, hatte Tabitha das Gefühl, Colin schaue ihr reglos in die Augen. Mit klopfendem Herzen umklammerte sie hoffnungsvoll die Brüstung; zugleich jedoch wusste sie, dass sie sich dafür hassen würde, wenn er ihr abermals den Rücken zudrehte und sie für alle Zeit allein ließe.
    Wortlos trieb er nun den Hengst die Anhöhe wieder herunter und galoppierte donnernd zwischen den panischen Wachen hindurch.
    Tabitha sah ihm lächelnd entgegen.
    »Er ist wahnsinnig«, keuchte Brisbane, wobei seine Stimme unverkennbare Bewunderung verriet. »Dieser Bastard ist vollkommen wahnsinnig!«
    Sir Colin schien diese These zu bestätigen, indem er sein Pferd unmittelbar in Richtung des Podiums trieb. Die bewundernden Rufe der Frauen hinter Tabitha machten Entsetzensschreien Platz, als das Tier mit einem Satz die Treppe überwand und durch seinen Aufprall die gesamte Plattform erbeben ließ - einige von ihnen sprangen blindlings mit wehenden Schleiern über das Geländer in den Sand.
    Brisbane bedachte Tabitha mit einem mörderischen Blick, denn ganz offensichtlich war er hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, sie zu erwürgen, bevor Colin sie erreichte, und dem Wunsch, sich selbst in Sicherheit zu bringen durch einen kühnen Satz. Tabitha half ihm bei seiner Entscheidung durch einen Tritt gegen das Schienbein, der ihn rückwärts statt über das Geländer durch das Holz hindurch auf den Turnierplatz beförderte. Sie riss sich die Blumenkrone
aus den Haaren und warf sie ihm hinterdrein. Endlich machte sich der Unterricht in Selbstverteidigung, den Onkel Sven, der Sicherheitschef des Lennox’schen Unternehmens, ihr aufgezwungen hatte, bezahlt.
    Dann war Colin an ihrer Seite und reichte ihr die Hand. Seine goldenen Augen blitzten heller als das Sonnenlicht; Tabitha hatte keine Zeit, an ihre Angst vor Pferden zu denken, als sie seine Hand ergriff, sich von ihm auf den Rücken des Hengstes ziehen ließ und ihm hastig die Arme um die Hüften schlang.
    Er wendete sein Pferd, doch inzwischen hatten einige von Brisbanes verwegeneren Männern die Schwerter kampfbereit gezückt und die Treppe zum Podest versperrt. Tabitha konnte nicht ahnen, was er vorhatte - bis er das Tier ein Stückchen rückwärts gehen ließ.
    »Haltet Euch gut fest!«
    »Allmächtiger!« Entsetzt kniff sie die Augen zu und vergrub ihr Gesicht an seinem fiebrig heißen Rücken, als sich der Hengst unter Colins erfahrener Hand wie ein Vogel in die Luft erhob. Das Gefühl vollkommener Schwerelosigkeit wäre vielleicht angenehm gewesen, hätte Tabitha nicht mit Sicherheit gewusst, dass sie als ein Haufen zerfetzten Fleisches und zerborstener Knochen unten landen würde.
    Und tatsächlich trafen sie derart wuchtig auf den Boden, dass ihre Zähne klapperten; doch wundersamerweise blieben die Beine des Pferdes senkrecht und es verfiel übergangslos in einen flotten Trab.
    Sie rasten hügelwärts, als Tabitha ein grausiger Gedanke kam und sie Colin, ungeachtet seines schmerzerfüllten Stöhnens, an den Rücken trommelte. »Wir müssen noch einmal zurück! Meine Lucy! Ich kann sie nicht noch mal verlassen. In seinem Zorn legt Brisbane sie ganz sicher auf den Grill!«

    »Seid Ihr vollkommen wahnsinnig, Weib?«, brüllte Colin über seine Schulter und unternahm nicht den geringsten Versuch, das Tempo des Tieres zu verlangsamen, bis sie ihm in die Zügel griff.
    Er brachte das zitternde Pferd zum Stehen und drehte sich schäumend zu ihr um. »Ich hätte Euren hübschen Kopf doch besser Brisbane überlassen. Euch scheint er ja nicht viel zu bedeuten!«
    Tabitha merkte nicht einmal, dass er sie hübsch genannt hatte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt und sie spürte, dass sie bis unter die Haarwurzeln

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