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Wilder Als Ein Traum

Titel: Wilder Als Ein Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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Kreuzzug teilnahm, nicht wie versprochen meine Familie und mein Eigentum geschützt - aber der Herr steht immer auf der Seite des Rechts.«
    Der Priester murmelte etwas von Häresie und Hoffart, doch zog er sich wieder zurück. Tabitha griff sich ans Kinn. Colins naiver Glaube rührte und erschütterte sie.
    »Dieser Freund ist ein Bastard«, knurrte Brisbane. »Vielleicht hebt sich der Priester seinen Segen besser für die Beerdigung des Weibsbilds auf.«
    Tabitha bedachte ihn mit einem Seitenblick. Wenn dieser Mann Colin einen »Freund« nannte, dann träfe sie nur ungern je auf einen seiner Feinde.
    Dann jedoch rang sie gleichzeitig wie der Mob erstickt nach Luft, als am anderen Ende des Turnierplatzes ein Hüne von einem Mann in glitzerndem Kettenhemd erschien. Er trug einen Eisenhelm in Form eines riesigen Wildschweinrüssels. Stahlplatten schützten seine Ellbogen und Knie und kontrastierten geradezu schmerzlich mit Colins Verwundbarkeit.
    »Schottenmörder! Schottenmörder!«, sang die Menge in neuer Begeisterung.

    Brisbane beugte sich ein wenig vor und flüsterte Tabitha zu: »König Heinrich hat Sir Orrick dafür zum Ritter geschlagen, dass er während eines Grenzgefechts über dreißig Schotten niedermetzelte. Er hat ihre Köpfe in einem blutigen Sack heimgebracht und wie Melonen an den Wänden seines Hofes aufgespießt.«
    Sie weigerte sich, ihm die Genugtuung zuteil werden zu lassen, in Richtung der Spieße zu blicken, die auch die Mauern seines Hofes krönten. »Hat er ihnen auch vorher die Rüstung abgenommen? Oder hat er sich vielleicht von vornherein an wehrlosen Frauen und Kindern gütlich getan?«
    Sir Roger lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und verzog gekränkt die Miene. »Ich versichere Euch, Mylady, dass Colin noch nie wehrlos war.«
    Was Tabitha schwerlich glauben mochte, als sie beobachtete, wie Sir Orrick von einem seiner Knappen in Richtung des Podiums geführt wurde. Im Vergleich zu seinem prächtigen, sandfarbenen Hengst wirkte Sir Colins Pony wie ein Zwerg. Sie atmete mühsam ein, als sie merkte, dass Brisbane seinen Gefangenen zusätzlich beleidigte, indem er dem Helden Orrick Colins eigenes Pferd überließ. Unter der ungewohnten Last des neuen Reiters scheute der mächtige Hengst, woraufhin ihm der Schottenmörder seine goldenen Sporen in die Flanken trieb und dröhnend lachte, als der eiserne Griff seines Knappen das erschrockene Pferd daran hinderte, mit ihm durchzugehen.
    Zum ersten Mal beobachtete Tabitha, wie Colin zusammenfuhr.
    Nachdem das Tier sich zitternd unterworfen hatte, neigte Sir Orrick den Kopf und nahm bescheiden den Segen des Priesters entgegen. Die Menge murmelte zustimmend, und Tabitha verfolgte mit wachsendem Entsetzen, wie der Ritter
ein eisernes Schild und eine riesige Lanze in die Fäuste gedrückt bekam. Bunte Bänder schmückten die Enden der Waffen, aber ihr festliches Purpur und leuchtendes Gelb nahm der Spitze keineswegs die tödliche Bedrohlichkeit. Sicher wären die Bänder bald mit Colins Blut getränkt.
    Die Menge brach in grölendes Gelächter aus, als Brisbanes Knappe Colin eine Lanze reichte, die nicht viel mehr als ein Zweiglein mit einer stumpfen Spitze war. Er nahm die bescheidene Waffe wortlos entgegen und hielt sie so kriegerisch hoch wie König Arthur sein Excalibur. Einen Schild bekam er nicht.
    Tabitha sprang von ihrem Stuhl. »Sie sollten sich schämen! Dies ist kein Turnier, sondern bestenfalls ein schlechter Witz.«
    Brisbane sah sie grinsend an. »Einer, den Colin sicherlich zu schätzen weiß. Er hatte schon immer einen seltsamen Sinn für Humor.«
    Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass der säuerliche Schotte überhaupt Humor besaß.
    »Genau besehen solltet Ihr Euch geschmeichelt fühlen«, flötete ihr Gastgeber. »Schließlich ist es eine Ehre, dass man Euch zur Königin dieses Turniers erkoren hat.«
    »In dem Gewand, das Sie da tragen, hätten Sie sich vielleicht besser selbst zur Königin gekrönt«, antwortete Tabitha ihm, doch die Wirkung ihrer spöttischen Erwiderung wurde dadurch gedämpft, dass die Blumenkrone über ihre Augen rutschte. Zwei von Brisbanes Frauen legten ihr die Hände auf die Schultern und drückten sie unsanft auf den Platz zurück.
    Die beiden Gegner stellten sich an den entgegengesetzten Enden des Turnierplatzes auf. Ein fetter kleiner Mann, der aussah, als wäre er gerade von der Rückseite einer Spielkarte
heruntergewatschelt, hob eine goldene Trompete an den Mund und verkündete den Rittern

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